Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Zwölfte Vorlesung. noch keine eigenen feineren Gefässausbreitungen besitzt und daherfür einmal wohl auch auf eine directe Aufnahme der Flüssigkeit der Keimblase durch seine zelligen Elemente, insonderheit durch die Zellen seines Darmdrüsenblattes angewiesen ist. Dass diess wirklich die Bedeutung dieses ersten Kreislaufes ist, lehrt allerdings der Hühnerembryo viel besser, bei dem die Beziehung des Inhaltes der Keimblase oder des Dotters zur Ernährung keinem Zweifel unter- liegt, allein auch beim Säugethiere ist die Sache nicht anders, nur spielt dieser Kreislauf nur kurze Zeit die Rolle eines Ernährungsap- parates für den Embryo selbst, indem bald andere und bessere Quellen für denselben sich aufthun. Gestalt des Em- [Abbildung]
Fig. 46. dass die Zahl der Urwirbel 12beträgt, die Augenblasen nun deutlich von der ersten Hirn- blase abgeschnürt sind und das Amnios eine schon fast voll- kommene Hülle um den Rücken des Embryo bildet, jedoch noch nicht ganz geschlossen ist. Beim Hunde ist die Lei- besform im Allgemeinen und das Verhalten des Amnios wohl im Wesentlichen das- selbe, dagegen zeigen sich hier zwei ganz neue Bildungen, die Gehörbläschen und die ersten Kiemenbogen (Fig. 46). Jene sind zwei [Abbildung]
Fig. 46. Hundeembryo nach eben angelegtem erstem Kreislauf von unten, Zwölfte Vorlesung. noch keine eigenen feineren Gefässausbreitungen besitzt und daherfür einmal wohl auch auf eine directe Aufnahme der Flüssigkeit der Keimblase durch seine zelligen Elemente, insonderheit durch die Zellen seines Darmdrüsenblattes angewiesen ist. Dass diess wirklich die Bedeutung dieses ersten Kreislaufes ist, lehrt allerdings der Hühnerembryo viel besser, bei dem die Beziehung des Inhaltes der Keimblase oder des Dotters zur Ernährung keinem Zweifel unter- liegt, allein auch beim Säugethiere ist die Sache nicht anders, nur spielt dieser Kreislauf nur kurze Zeit die Rolle eines Ernährungsap- parates für den Embryo selbst, indem bald andere und bessere Quellen für denselben sich aufthun. Gestalt des Em- [Abbildung]
Fig. 46. dass die Zahl der Urwirbel 12beträgt, die Augenblasen nun deutlich von der ersten Hirn- blase abgeschnürt sind und das Amnios eine schon fast voll- kommene Hülle um den Rücken des Embryo bildet, jedoch noch nicht ganz geschlossen ist. Beim Hunde ist die Lei- besform im Allgemeinen und das Verhalten des Amnios wohl im Wesentlichen das- selbe, dagegen zeigen sich hier zwei ganz neue Bildungen, die Gehörbläschen und die ersten Kiemenbogen (Fig. 46). Jene sind zwei [Abbildung]
Fig. 46. Hundeembryo nach eben angelegtem erstem Kreislauf von unten, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0100" n="84"/><fw place="top" type="header">Zwölfte Vorlesung.</fw><lb/> noch keine eigenen feineren Gefässausbreitungen besitzt und daher<lb/> für einmal wohl auch auf eine directe Aufnahme der Flüssigkeit der<lb/> Keimblase durch seine zelligen Elemente, insonderheit durch die<lb/> Zellen seines Darmdrüsenblattes angewiesen ist. Dass diess wirklich<lb/> die Bedeutung dieses ersten Kreislaufes ist, lehrt allerdings der<lb/> Hühnerembryo viel besser, bei dem die Beziehung des Inhaltes der<lb/> Keimblase oder des Dotters zur Ernährung keinem Zweifel unter-<lb/> liegt, allein auch beim Säugethiere ist die Sache nicht anders, nur<lb/> spielt dieser Kreislauf nur kurze Zeit die Rolle eines Ernährungsap-<lb/> parates für den Embryo selbst, indem bald andere und bessere<lb/> Quellen für denselben sich aufthun.</p><lb/> <p><note place="left">Gestalt des Em-<lb/> bryo beim Auf-<lb/> treten der Blut-<lb/> gefässe.<lb/> Kaninchen.</note>Ueber die anderweitige Beschaffenheit des Säugethierembryo<lb/> zur Zeit des Auftretens der ersten Gefässe bemerke ich Ihnen nun<lb/> noch Folgendes. Beim <hi rendition="#g">Kaninchen</hi> ist der Embryo nicht viel wei-<lb/> ter als wir ihn in der Fig. 43 sehen, und ist nur das hervorzuheben,<lb/><note place="left">Hund.</note><lb/><note place="left">Gehörbläschen.</note><lb/><figure><head>Fig. 46.</head></figure><lb/> dass die Zahl der Urwirbel 12<lb/> beträgt, die Augenblasen nun<lb/> deutlich von der ersten Hirn-<lb/> blase abgeschnürt sind und das<lb/> Amnios eine schon fast voll-<lb/> kommene Hülle um den Rücken<lb/> des Embryo bildet, jedoch<lb/> noch nicht ganz geschlossen<lb/> ist. Beim <hi rendition="#g">Hunde</hi> ist die Lei-<lb/> besform im Allgemeinen und<lb/> das Verhalten des Amnios<lb/> wohl im Wesentlichen das-<lb/> selbe, dagegen zeigen sich hier<lb/> zwei ganz neue Bildungen,<lb/> die <hi rendition="#g">Gehörbläschen</hi> und<lb/> die ersten <hi rendition="#g">Kiemenbogen</hi><lb/> (Fig. 46). Jene sind zwei<lb/><figure><p>Fig. 46. Hundeembryo nach eben angelegtem erstem Kreislauf von unten,<lb/> etwa 10mal vergr. Nach <hi rendition="#k">Bischoff</hi>. Herz S förmig, daneben die zwei primitiven<lb/> Gehörbläschen, vor denselben die zwei ersten Kiemenbogen und das umgebo-<lb/> gene vorderste Ende des Kopfes mit den zwei primitiven Augenblasen. Im<lb/> Fruchthofe sind die <hi rendition="#i">Venae omphalo-mesentericae</hi> mit ihren beiden Stämmen deut-<lb/> lich und 5 Paar <hi rendition="#i">Arteriae omphalo-mesentericae</hi>, zu denen noch die Enden der<lb/> primitiven Aorten sich gesellen, die um den Rand der Beckenbucht herum auch<lb/> in den Fruchthof treten.</p></figure><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0100]
Zwölfte Vorlesung.
noch keine eigenen feineren Gefässausbreitungen besitzt und daher
für einmal wohl auch auf eine directe Aufnahme der Flüssigkeit der
Keimblase durch seine zelligen Elemente, insonderheit durch die
Zellen seines Darmdrüsenblattes angewiesen ist. Dass diess wirklich
die Bedeutung dieses ersten Kreislaufes ist, lehrt allerdings der
Hühnerembryo viel besser, bei dem die Beziehung des Inhaltes der
Keimblase oder des Dotters zur Ernährung keinem Zweifel unter-
liegt, allein auch beim Säugethiere ist die Sache nicht anders, nur
spielt dieser Kreislauf nur kurze Zeit die Rolle eines Ernährungsap-
parates für den Embryo selbst, indem bald andere und bessere
Quellen für denselben sich aufthun.
Ueber die anderweitige Beschaffenheit des Säugethierembryo
zur Zeit des Auftretens der ersten Gefässe bemerke ich Ihnen nun
noch Folgendes. Beim Kaninchen ist der Embryo nicht viel wei-
ter als wir ihn in der Fig. 43 sehen, und ist nur das hervorzuheben,
[Abbildung Fig. 46.]
dass die Zahl der Urwirbel 12
beträgt, die Augenblasen nun
deutlich von der ersten Hirn-
blase abgeschnürt sind und das
Amnios eine schon fast voll-
kommene Hülle um den Rücken
des Embryo bildet, jedoch
noch nicht ganz geschlossen
ist. Beim Hunde ist die Lei-
besform im Allgemeinen und
das Verhalten des Amnios
wohl im Wesentlichen das-
selbe, dagegen zeigen sich hier
zwei ganz neue Bildungen,
die Gehörbläschen und
die ersten Kiemenbogen
(Fig. 46). Jene sind zwei
[Abbildung Fig. 46. Hundeembryo nach eben angelegtem erstem Kreislauf von unten,
etwa 10mal vergr. Nach Bischoff. Herz S förmig, daneben die zwei primitiven
Gehörbläschen, vor denselben die zwei ersten Kiemenbogen und das umgebo-
gene vorderste Ende des Kopfes mit den zwei primitiven Augenblasen. Im
Fruchthofe sind die Venae omphalo-mesentericae mit ihren beiden Stämmen deut-
lich und 5 Paar Arteriae omphalo-mesentericae, zu denen noch die Enden der
primitiven Aorten sich gesellen, die um den Rand der Beckenbucht herum auch
in den Fruchthof treten.]
Gestalt des Em-
bryo beim Auf-
treten der Blut-
gefässe.
Kaninchen.
Hund.
Gehörbläschen.
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