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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Siebenzehnte Vorlesung.
doch findet sich ein so grosser Zwischenraum zwischen Ei und Cho-
rion, während derselbe im ersten Falle nicht vorhanden war, und
es ist daher wohl anzunehmen, womit auch A. Ecker übereinstimmt,
dass das Ei in diesem Falle, wie es so oft geschieht, nach dem Ab-
sterben des Embryo noch eine Zeit lang fortwuchs.

Nun folgen Eier, bei denen der Embryo ein Amnios, Dottersack
und Allantois zeigt; doch besitzen wir leider keine sichern Beob-
achtungen von einem menschlichen Eie mit freier Allantois, d. h. von
einem solchen, bei dem die Allantois noch nicht an das Chorion
festgewachsen und der Nabelstrang noch nicht angelegt war. Wohl
sind in der Literatur einige Fälle von solchen Eiern aufgeführt, Be-
obachtungen von Coste (Embryogenie comparee), von Pockels (Isis
1825, pag. 346), Meckel (Deutsch. Archiv 1817, Tab. I, Fig. 2), von
Thomson (l. c), von v. Baer (Entwickl. II, Taf. VI, Fig. 16 u. 17) und
Andern, allein einerseits gehören dieselben nicht hierher, wie der
Fall von Thomson, in dem schon ein Nabelstrang sich vorfand, an-
derseits beziehen sie sich auf unvollkommen ausgebildete Embryo-
nen, oder sind so unvollständig beschrieben und von so unbestimm-
ten Abbildungen begleitet, dass dieselben auch nicht weiter zu
brauchen sind.

Eier
der 3. Woche.
Von Eiern mit Nabelstrang, Amnios und Dottersack aus der
dritten Woche der Schwangerschaft habe ich nun vor Allem eines
von Coste geschilderten Eies (Hist. du devel. Pl. II) zu gedenken,
das unstreitig das vollkommenste und am genauesten beobachtete
von allen menschlichen Eiern aus frühern Zeiten ist. Das Ei selbst,
Ei von Coste von
15--18 Tagen.
dessen Alter Coste auf 15--18 Tage schätzt, war 6''' gross und rings
mit kürzeren leicht ästigen Zöttchen besetzt. Im Innern befand
sich ein ziemlich grosser Zwischenraum und an einer Stelle der
Embryo mit Amnios und Dottersack durch einen kurzen
Nabelstrang an das Chorion befestigt (Fig. 66). Der Em-
bryo
von 2''' Länge (Fig. 66, 67) war leicht nach dem Rücken zu
gekrümmt mit abgeschnürtem vorderem und hinterem Ende, von
denen sich jedoch ersteres, wenigstens in dem eigentlichen Kopf-
theile nur wenig verdickt zeigte, wogegen die Halsgegend, wo das
S förmige Herz seine Lage hatte, stärker vortrat und der massigste
Theil des Embryo war. Am Herzen selbst erkennt man die Herz-
höhle (Cavum pericardii) und den Bulbus aortae (Fig. 67 b), da-
gegen sind die Vorkammern und Kammern (bei c) noch kaum von
einander zu unterscheiden. Am Kopfe zeigen sich Andeutungen

Siebenzehnte Vorlesung.
doch findet sich ein so grosser Zwischenraum zwischen Ei und Cho-
rion, während derselbe im ersten Falle nicht vorhanden war, und
es ist daher wohl anzunehmen, womit auch A. Ecker übereinstimmt,
dass das Ei in diesem Falle, wie es so oft geschieht, nach dem Ab-
sterben des Embryo noch eine Zeit lang fortwuchs.

Nun folgen Eier, bei denen der Embryo ein Amnios, Dottersack
und Allantois zeigt; doch besitzen wir leider keine sichern Beob-
achtungen von einem menschlichen Eie mit freier Allantois, d. h. von
einem solchen, bei dem die Allantois noch nicht an das Chorion
festgewachsen und der Nabelstrang noch nicht angelegt war. Wohl
sind in der Literatur einige Fälle von solchen Eiern aufgeführt, Be-
obachtungen von Coste (Embryogénie comparée), von Pockels (Isis
1825, pag. 346), Meckel (Deutsch. Archiv 1817, Tab. I, Fig. 2), von
Thomson (l. c), von v. Baer (Entwickl. II, Taf. VI, Fig. 16 u. 17) und
Andern, allein einerseits gehören dieselben nicht hierher, wie der
Fall von Thomson, in dem schon ein Nabelstrang sich vorfand, an-
derseits beziehen sie sich auf unvollkommen ausgebildete Embryo-
nen, oder sind so unvollständig beschrieben und von so unbestimm-
ten Abbildungen begleitet, dass dieselben auch nicht weiter zu
brauchen sind.

Eier
der 3. Woche.
Von Eiern mit Nabelstrang, Amnios und Dottersack aus der
dritten Woche der Schwangerschaft habe ich nun vor Allem eines
von Coste geschilderten Eies (Hist. du devél. Pl. II) zu gedenken,
das unstreitig das vollkommenste und am genauesten beobachtete
von allen menschlichen Eiern aus frühern Zeiten ist. Das Ei selbst,
Ei von Coste von
15—18 Tagen.
dessen Alter Coste auf 15—18 Tage schätzt, war 6‴ gross und rings
mit kürzeren leicht ästigen Zöttchen besetzt. Im Innern befand
sich ein ziemlich grosser Zwischenraum und an einer Stelle der
Embryo mit Amnios und Dottersack durch einen kurzen
Nabelstrang an das Chorion befestigt (Fig. 66). Der Em-
bryo
von 2‴ Länge (Fig. 66, 67) war leicht nach dem Rücken zu
gekrümmt mit abgeschnürtem vorderem und hinterem Ende, von
denen sich jedoch ersteres, wenigstens in dem eigentlichen Kopf-
theile nur wenig verdickt zeigte, wogegen die Halsgegend, wo das
S förmige Herz seine Lage hatte, stärker vortrat und der massigste
Theil des Embryo war. Am Herzen selbst erkennt man die Herz-
höhle (Cavum pericardii) und den Bulbus aortae (Fig. 67 b), da-
gegen sind die Vorkammern und Kammern (bei c) noch kaum von
einander zu unterscheiden. Am Kopfe zeigen sich Andeutungen

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[124/0140] Siebenzehnte Vorlesung. doch findet sich ein so grosser Zwischenraum zwischen Ei und Cho- rion, während derselbe im ersten Falle nicht vorhanden war, und es ist daher wohl anzunehmen, womit auch A. Ecker übereinstimmt, dass das Ei in diesem Falle, wie es so oft geschieht, nach dem Ab- sterben des Embryo noch eine Zeit lang fortwuchs. Nun folgen Eier, bei denen der Embryo ein Amnios, Dottersack und Allantois zeigt; doch besitzen wir leider keine sichern Beob- achtungen von einem menschlichen Eie mit freier Allantois, d. h. von einem solchen, bei dem die Allantois noch nicht an das Chorion festgewachsen und der Nabelstrang noch nicht angelegt war. Wohl sind in der Literatur einige Fälle von solchen Eiern aufgeführt, Be- obachtungen von Coste (Embryogénie comparée), von Pockels (Isis 1825, pag. 346), Meckel (Deutsch. Archiv 1817, Tab. I, Fig. 2), von Thomson (l. c), von v. Baer (Entwickl. II, Taf. VI, Fig. 16 u. 17) und Andern, allein einerseits gehören dieselben nicht hierher, wie der Fall von Thomson, in dem schon ein Nabelstrang sich vorfand, an- derseits beziehen sie sich auf unvollkommen ausgebildete Embryo- nen, oder sind so unvollständig beschrieben und von so unbestimm- ten Abbildungen begleitet, dass dieselben auch nicht weiter zu brauchen sind. Von Eiern mit Nabelstrang, Amnios und Dottersack aus der dritten Woche der Schwangerschaft habe ich nun vor Allem eines von Coste geschilderten Eies (Hist. du devél. Pl. II) zu gedenken, das unstreitig das vollkommenste und am genauesten beobachtete von allen menschlichen Eiern aus frühern Zeiten ist. Das Ei selbst, dessen Alter Coste auf 15—18 Tage schätzt, war 6‴ gross und rings mit kürzeren leicht ästigen Zöttchen besetzt. Im Innern befand sich ein ziemlich grosser Zwischenraum und an einer Stelle der Embryo mit Amnios und Dottersack durch einen kurzen Nabelstrang an das Chorion befestigt (Fig. 66). Der Em- bryo von 2‴ Länge (Fig. 66, 67) war leicht nach dem Rücken zu gekrümmt mit abgeschnürtem vorderem und hinterem Ende, von denen sich jedoch ersteres, wenigstens in dem eigentlichen Kopf- theile nur wenig verdickt zeigte, wogegen die Halsgegend, wo das S förmige Herz seine Lage hatte, stärker vortrat und der massigste Theil des Embryo war. Am Herzen selbst erkennt man die Herz- höhle (Cavum pericardii) und den Bulbus aortae (Fig. 67 b), da- gegen sind die Vorkammern und Kammern (bei c) noch kaum von einander zu unterscheiden. Am Kopfe zeigen sich Andeutungen Eier der 3. Woche. Ei von Coste von 15—18 Tagen.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/140>, abgerufen am 27.11.2024.