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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Achtzehnte Vorlesung.
Zwischenraum, den Sie sich übrigens nicht so gross zu denken ha-
ben, wie er in der schematischen Zeichnung erscheint; auch ist der-
[Abbildung] Fig. 73.
selbe nicht, wie manche Autoren
angegeben haben, von einer be-
sonderen Flüssigkeit (Hydroperi-
one, Breschet)
erfüllt, sondern
enthält Nichts als etwas Schleim.
Die Einmündungsstellen der Tu-
ben sind entweder beide oder
blos eine offen, je nach dem Sitze
des Eies; das Orificium uteri in-
ternum
ist ebenfalls offen, der
Canalis cervicis dagegen in der
Regel durch einen Schleimpfropf,
eine Ausscheidung der Gruben
der Plicae palmatae verlegt. Die
Schleimhaut des Uterus selbst (d v) ist in der ganzen Höhle des Kör-
pers des Organes von erheblicher Dicke und eigenthümlicher Beschaf-
fenheit, wie Sie nachher hören werden und führt jetzt den Namen
Decidua vera.Membrana decidua s. caduca vera, wahre hinfällige
Haut
. Beide Membranae deciduae setzen sich auch auf den Theil
des Uterus fort, an welchem das Ei durch das Chorion festgewachsen
Placenta uterina.ist, und bilden hier den Mutterkuchen, die Placenta uterina
oder die Membrana decidua serotina der Autoren (Fig. 73 p l), welche
in noch zu schildernder Weise mit der Placenta foetalis, dem Frucht-
kuchen, zusammenhängt und mit derselben die Gesammtplacenta
oder den Mutterkuchen im weiteren Sinne bildet. Untersucht man
das Innere des Eies, so findet man zunächst, dicht anliegend an der
Chorion.Decidua reflexa und an der Placenta uterina, das Chorion oder die
Zottenhaut des Eies, welches eine vollkommene Blase bildet. Das
Chorion muss jetzt in zwei Theile zerfällt werden, einen Theil, wel-
cher mit sehr dichten, reichverästelten, baumförmigen Zotten besetzt
[Abbildung]

Fig. 73. Eihüllen des Menschen in situ, schematisch dargestellt. m Mus-
cularis des Uterus nicht ausgezeichnet; d v Decidua vera, plu Placenta uterina
äussere Schicht, pl u' innere Lage derselben mit Fortsätzen zwischen die Cho-
rionzotten ch z hinein, d r Decidua reflexa, ch l Chorion laeve, ch f Chorion fron-
dosum
mit den Zotten ch z die Placenta foetalis darstellend, a Amnios, a h Am-
nioshöhle, a s Amniosscheide für den Nabelstrang, d g Dottergang, d s Dotter-
sack, t Oeffnung einer Tuba, a h Höhle des Uterus, zu geräumig dargestellt.

Achtzehnte Vorlesung.
Zwischenraum, den Sie sich übrigens nicht so gross zu denken ha-
ben, wie er in der schematischen Zeichnung erscheint; auch ist der-
[Abbildung] Fig. 73.
selbe nicht, wie manche Autoren
angegeben haben, von einer be-
sonderen Flüssigkeit (Hydroperi-
one, Breschet)
erfüllt, sondern
enthält Nichts als etwas Schleim.
Die Einmündungsstellen der Tu-
ben sind entweder beide oder
blos eine offen, je nach dem Sitze
des Eies; das Orificium uteri in-
ternum
ist ebenfalls offen, der
Canalis cervicis dagegen in der
Regel durch einen Schleimpfropf,
eine Ausscheidung der Gruben
der Plicae palmatae verlegt. Die
Schleimhaut des Uterus selbst (d v) ist in der ganzen Höhle des Kör-
pers des Organes von erheblicher Dicke und eigenthümlicher Beschaf-
fenheit, wie Sie nachher hören werden und führt jetzt den Namen
Decidua vera.Membrana decidua s. caduca vera, wahre hinfällige
Haut
. Beide Membranae deciduae setzen sich auch auf den Theil
des Uterus fort, an welchem das Ei durch das Chorion festgewachsen
Placenta uterina.ist, und bilden hier den Mutterkuchen, die Placenta uterina
oder die Membrana decidua serotina der Autoren (Fig. 73 p l), welche
in noch zu schildernder Weise mit der Placenta foetalis, dem Frucht-
kuchen, zusammenhängt und mit derselben die Gesammtplacenta
oder den Mutterkuchen im weiteren Sinne bildet. Untersucht man
das Innere des Eies, so findet man zunächst, dicht anliegend an der
Chorion.Decidua reflexa und an der Placenta uterina, das Chorion oder die
Zottenhaut des Eies, welches eine vollkommene Blase bildet. Das
Chorion muss jetzt in zwei Theile zerfällt werden, einen Theil, wel-
cher mit sehr dichten, reichverästelten, baumförmigen Zotten besetzt
[Abbildung]

Fig. 73. Eihüllen des Menschen in situ, schematisch dargestellt. m Mus-
cularis des Uterus nicht ausgezeichnet; d v Decidua vera, plu Placenta uterina
äussere Schicht, pl u′ innere Lage derselben mit Fortsätzen zwischen die Cho-
rionzotten ch z hinein, d r Decidua reflexa, ch l Chorion laeve, ch f Chorion fron-
dosum
mit den Zotten ch z die Placenta foetalis darstellend, a Amnios, a h Am-
nioshöhle, a s Amniosscheide für den Nabelstrang, d g Dottergang, d s Dotter-
sack, t Oeffnung einer Tuba, a h Höhle des Uterus, zu geräumig dargestellt.

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[138/0154] Achtzehnte Vorlesung. Zwischenraum, den Sie sich übrigens nicht so gross zu denken ha- ben, wie er in der schematischen Zeichnung erscheint; auch ist der- [Abbildung Fig. 73.] selbe nicht, wie manche Autoren angegeben haben, von einer be- sonderen Flüssigkeit (Hydroperi- one, Breschet) erfüllt, sondern enthält Nichts als etwas Schleim. Die Einmündungsstellen der Tu- ben sind entweder beide oder blos eine offen, je nach dem Sitze des Eies; das Orificium uteri in- ternum ist ebenfalls offen, der Canalis cervicis dagegen in der Regel durch einen Schleimpfropf, eine Ausscheidung der Gruben der Plicae palmatae verlegt. Die Schleimhaut des Uterus selbst (d v) ist in der ganzen Höhle des Kör- pers des Organes von erheblicher Dicke und eigenthümlicher Beschaf- fenheit, wie Sie nachher hören werden und führt jetzt den Namen Membrana decidua s. caduca vera, wahre hinfällige Haut. Beide Membranae deciduae setzen sich auch auf den Theil des Uterus fort, an welchem das Ei durch das Chorion festgewachsen ist, und bilden hier den Mutterkuchen, die Placenta uterina oder die Membrana decidua serotina der Autoren (Fig. 73 p l), welche in noch zu schildernder Weise mit der Placenta foetalis, dem Frucht- kuchen, zusammenhängt und mit derselben die Gesammtplacenta oder den Mutterkuchen im weiteren Sinne bildet. Untersucht man das Innere des Eies, so findet man zunächst, dicht anliegend an der Decidua reflexa und an der Placenta uterina, das Chorion oder die Zottenhaut des Eies, welches eine vollkommene Blase bildet. Das Chorion muss jetzt in zwei Theile zerfällt werden, einen Theil, wel- cher mit sehr dichten, reichverästelten, baumförmigen Zotten besetzt [Abbildung Fig. 73. Eihüllen des Menschen in situ, schematisch dargestellt. m Mus- cularis des Uterus nicht ausgezeichnet; d v Decidua vera, plu Placenta uterina äussere Schicht, pl u′ innere Lage derselben mit Fortsätzen zwischen die Cho- rionzotten ch z hinein, d r Decidua reflexa, ch l Chorion laeve, ch f Chorion fron- dosum mit den Zotten ch z die Placenta foetalis darstellend, a Amnios, a h Am- nioshöhle, a s Amniosscheide für den Nabelstrang, d g Dottergang, d s Dotter- sack, t Oeffnung einer Tuba, a h Höhle des Uterus, zu geräumig dargestellt.] Decidua vera. Placenta uterina. Chorion.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/154>, abgerufen am 21.11.2024.