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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Eihüllen des Menschen.
Diese mit einem gewissen eclat vorgetragenen Beobachtungen wur-
den jedoch bald in einer etwas unerwarteten Weise weitergeführt
und in ihr rechtes Licht gesetzt, indem Rouget (Journ. d. phys. II,
pag. 308) zeigte, dass bei den Embryonen verschiedener Geschöpfe
sehr viele Elemente glycogene Substanz enthalten. Wenn bei Em-
bryonen, wie Rouget darthat und Bernard später selbst weiter aus-
führte, die Epithelzellen der verschiedensten Schleimhäute, die Zel-
len der Epidermis, die Muskelfasern u. s. w. zuckerbildende Sub-
stanz enthalten, so ist es klar, dass ihr Vorkommen in den Papillen
des Amnios und in der Placenta der Nagethiere, deren Zellen mit
glycogener Substanz übrigens nach Rouget der Placenta uterina an-
gehören, nur als Theil einer weit verbreiteten Erscheinung aufzu-
fassen ist und auf keinen Fall die ganz besondere Bedeutung haben
kann, die Bernard demselben anfänglich zuschrieb.

Von den fötalen Eihüllen ist das Chorion und AmniosFötale Eihüllen
am Ende der
Schwangerschaft.

am Ende der Schwangerschaft leicht nachzuweisen. Beide sind
jedoch verdünnt und unter einander verklebt. Ueberhaupt stellen
die Deciduae, Chorion und Amnios zusammen um diese Zeit nur eine
ganz dünne Blase dar und diese ist es, welche beim Gebäracte zu
dem erweiterten Muttermunde hervortritt und dann reisst.

Vom Dottersacke weiss man schon seit langem aus verein-Dottersack.
zelten Beobachtungen, dass er am Ende der Schwangerschaft noch
vorhanden sein kann, es hat jedoch erst in unseren Tagen B. Schultze
gezeigt, dass derselbe so zu sagen ohne Ausnahme noch an ganz
ausgetragenen Eiern sich vorfindet (Deutsche Klinik 1858 No. 28).
Nach diesem Autor ist derselbe am Ende der Schwangerschaft 2--3'''
gross, liegt meist ausserhalb des Bereiches der Placenta, oft weit
von derselben, und haftet gewöhnlich am Amnios. Auch der Ductus
omphalo-mesentericus
oder der Dottergang ist um diese Zeit noch
nachzuweisen. Im Innern des Dottersackes finden sich Fett und
kohlensaure Salze in wechselnder Menge.

Das Amnios-Wasser oder Schafwasser verhält sich,Liquor Amnii.
was seine Menge anlangt, bei verschiedenen Individuen und in den
verschiedenen Zeiten der Schwangerschaft verschieden. Letzteres
anlangend, so ist es im fünften und sechsten Monate am reichlichsten
und kann bis zu zwei Pfund betragen, gegen Ende der Schwanger-
schaft nimmt dasselbe wieder ab und ist meist nur noch zu etwa ein
Pfund vorhanden. Die chemischen Verhältnisse sind besonders von

Eihüllen des Menschen.
Diese mit einem gewissen éclat vorgetragenen Beobachtungen wur-
den jedoch bald in einer etwas unerwarteten Weise weitergeführt
und in ihr rechtes Licht gesetzt, indem Rouget (Journ. d. phys. II,
pag. 308) zeigte, dass bei den Embryonen verschiedener Geschöpfe
sehr viele Elemente glycogene Substanz enthalten. Wenn bei Em-
bryonen, wie Rouget darthat und Bernard später selbst weiter aus-
führte, die Epithelzellen der verschiedensten Schleimhäute, die Zel-
len der Epidermis, die Muskelfasern u. s. w. zuckerbildende Sub-
stanz enthalten, so ist es klar, dass ihr Vorkommen in den Papillen
des Amnios und in der Placenta der Nagethiere, deren Zellen mit
glycogener Substanz übrigens nach Rouget der Placenta uterina an-
gehören, nur als Theil einer weit verbreiteten Erscheinung aufzu-
fassen ist und auf keinen Fall die ganz besondere Bedeutung haben
kann, die Bernard demselben anfänglich zuschrieb.

Von den fötalen Eihüllen ist das Chorion und AmniosFötale Eihüllen
am Ende der
Schwangerschaft.

am Ende der Schwangerschaft leicht nachzuweisen. Beide sind
jedoch verdünnt und unter einander verklebt. Ueberhaupt stellen
die Deciduae, Chorion und Amnios zusammen um diese Zeit nur eine
ganz dünne Blase dar und diese ist es, welche beim Gebäracte zu
dem erweiterten Muttermunde hervortritt und dann reisst.

Vom Dottersacke weiss man schon seit langem aus verein-Dottersack.
zelten Beobachtungen, dass er am Ende der Schwangerschaft noch
vorhanden sein kann, es hat jedoch erst in unseren Tagen B. Schultze
gezeigt, dass derselbe so zu sagen ohne Ausnahme noch an ganz
ausgetragenen Eiern sich vorfindet (Deutsche Klinik 1858 No. 28).
Nach diesem Autor ist derselbe am Ende der Schwangerschaft 2—3‴
gross, liegt meist ausserhalb des Bereiches der Placenta, oft weit
von derselben, und haftet gewöhnlich am Amnios. Auch der Ductus
omphalo-mesentericus
oder der Dottergang ist um diese Zeit noch
nachzuweisen. Im Innern des Dottersackes finden sich Fett und
kohlensaure Salze in wechselnder Menge.

Das Amnios-Wasser oder Schafwasser verhält sich,Liquor Amnii.
was seine Menge anlangt, bei verschiedenen Individuen und in den
verschiedenen Zeiten der Schwangerschaft verschieden. Letzteres
anlangend, so ist es im fünften und sechsten Monate am reichlichsten
und kann bis zu zwei Pfund betragen, gegen Ende der Schwanger-
schaft nimmt dasselbe wieder ab und ist meist nur noch zu etwa ein
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[155/0171] Eihüllen des Menschen. Diese mit einem gewissen éclat vorgetragenen Beobachtungen wur- den jedoch bald in einer etwas unerwarteten Weise weitergeführt und in ihr rechtes Licht gesetzt, indem Rouget (Journ. d. phys. II, pag. 308) zeigte, dass bei den Embryonen verschiedener Geschöpfe sehr viele Elemente glycogene Substanz enthalten. Wenn bei Em- bryonen, wie Rouget darthat und Bernard später selbst weiter aus- führte, die Epithelzellen der verschiedensten Schleimhäute, die Zel- len der Epidermis, die Muskelfasern u. s. w. zuckerbildende Sub- stanz enthalten, so ist es klar, dass ihr Vorkommen in den Papillen des Amnios und in der Placenta der Nagethiere, deren Zellen mit glycogener Substanz übrigens nach Rouget der Placenta uterina an- gehören, nur als Theil einer weit verbreiteten Erscheinung aufzu- fassen ist und auf keinen Fall die ganz besondere Bedeutung haben kann, die Bernard demselben anfänglich zuschrieb. Von den fötalen Eihüllen ist das Chorion und Amnios am Ende der Schwangerschaft leicht nachzuweisen. Beide sind jedoch verdünnt und unter einander verklebt. Ueberhaupt stellen die Deciduae, Chorion und Amnios zusammen um diese Zeit nur eine ganz dünne Blase dar und diese ist es, welche beim Gebäracte zu dem erweiterten Muttermunde hervortritt und dann reisst. Fötale Eihüllen am Ende der Schwangerschaft. Vom Dottersacke weiss man schon seit langem aus verein- zelten Beobachtungen, dass er am Ende der Schwangerschaft noch vorhanden sein kann, es hat jedoch erst in unseren Tagen B. Schultze gezeigt, dass derselbe so zu sagen ohne Ausnahme noch an ganz ausgetragenen Eiern sich vorfindet (Deutsche Klinik 1858 No. 28). Nach diesem Autor ist derselbe am Ende der Schwangerschaft 2—3‴ gross, liegt meist ausserhalb des Bereiches der Placenta, oft weit von derselben, und haftet gewöhnlich am Amnios. Auch der Ductus omphalo-mesentericus oder der Dottergang ist um diese Zeit noch nachzuweisen. Im Innern des Dottersackes finden sich Fett und kohlensaure Salze in wechselnder Menge. Dottersack. Das Amnios-Wasser oder Schafwasser verhält sich, was seine Menge anlangt, bei verschiedenen Individuen und in den verschiedenen Zeiten der Schwangerschaft verschieden. Letzteres anlangend, so ist es im fünften und sechsten Monate am reichlichsten und kann bis zu zwei Pfund betragen, gegen Ende der Schwanger- schaft nimmt dasselbe wieder ab und ist meist nur noch zu etwa ein Pfund vorhanden. Die chemischen Verhältnisse sind besonders von Liquor Amnii.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/171>, abgerufen am 21.11.2024.