Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Zwanzigste Vorlesung. von einander trennen kann; ein Hereinwachsen der Zotten in Ute-rindrüsen ist jedoch beim Kaninchen nicht demonstrirt. Die Ge- [Abbildung]
Fig. 76. fässe beider Theile derPlacenta sind sehr ent- wickelt, zeigen aber auch im mütterlichen Theile nichts Bemerkenswerthes, was wiederum mit Hin- sicht auf die menschliche Placenta besonders her- vorzuheben ist. Vom Dot- tersacke des Kaninchens ist zu bemerken, dass er sich in eigenthümlicher Weise modificirt, indem er zu einer hutpilzförmigen ge- stielten Base wird (Fig. 76 ds), die am inneren Blatte Gefässe entwickelt (Fig. 76 fd), die mit einem Sinus terminalis (st) enden, während das äussere Blatt gänzlich gefässlos bleibt und nur von dem ursprünglichen inneren Blatte der Keimblase, dem späteren Epithel des Dottersackes (ed"), gebildet wird. Zwischen Allantois, Amnios und Dottersack ent- wickelt sich im Kanincheneie ein grosser Raum (r), der mit einer eiweisshaltigen Flüssigkeit erfüllt ist. In späterer Zeit nun ver- wächst der gefässhaltige Theil des Dottersackes mit der serösen Hülle und es bildet sich so auch an dem Theile des Eies, welchem die Allantois nicht anliegt, eine gefässhaltige äussere Eihaut. Die äus- sere Eihaut eines reifen Kanincheneies oder das Chorion zeigt also das Bemerkenswerthe, dass sie ihre Gefässe von zwei Localitäten her bezieht, ein Verhalten, welches wir bei keinem andern Ge- schöpfe wiederfinden, und welches ausserdem zeigt, dass das Cho- rion nicht immer allein auf die Vasa umbilicalia angewiesen ist. [Abbildung]
Fig. 76. Ei des Kaninchens im Längsschnitte. Nach Bischoff. e Embryo, Zwanzigste Vorlesung. von einander trennen kann; ein Hereinwachsen der Zotten in Ute-rindrüsen ist jedoch beim Kaninchen nicht demonstrirt. Die Ge- [Abbildung]
Fig. 76. fässe beider Theile derPlacenta sind sehr ent- wickelt, zeigen aber auch im mütterlichen Theile nichts Bemerkenswerthes, was wiederum mit Hin- sicht auf die menschliche Placenta besonders her- vorzuheben ist. Vom Dot- tersacke des Kaninchens ist zu bemerken, dass er sich in eigenthümlicher Weise modificirt, indem er zu einer hutpilzförmigen ge- stielten Base wird (Fig. 76 ds), die am inneren Blatte Gefässe entwickelt (Fig. 76 fd), die mit einem Sinus terminalis (st) enden, während das äussere Blatt gänzlich gefässlos bleibt und nur von dem ursprünglichen inneren Blatte der Keimblase, dem späteren Epithel des Dottersackes (ed″), gebildet wird. Zwischen Allantois, Amnios und Dottersack ent- wickelt sich im Kanincheneie ein grosser Raum (r), der mit einer eiweisshaltigen Flüssigkeit erfüllt ist. In späterer Zeit nun ver- wächst der gefässhaltige Theil des Dottersackes mit der serösen Hülle und es bildet sich so auch an dem Theile des Eies, welchem die Allantois nicht anliegt, eine gefässhaltige äussere Eihaut. Die äus- sere Eihaut eines reifen Kanincheneies oder das Chorion zeigt also das Bemerkenswerthe, dass sie ihre Gefässe von zwei Localitäten her bezieht, ein Verhalten, welches wir bei keinem andern Ge- schöpfe wiederfinden, und welches ausserdem zeigt, dass das Cho- rion nicht immer allein auf die Vasa umbilicalia angewiesen ist. [Abbildung]
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Zwanzigste Vorlesung.
von einander trennen kann; ein Hereinwachsen der Zotten in Ute-
rindrüsen ist jedoch beim Kaninchen nicht demonstrirt. Die Ge-
[Abbildung Fig. 76.]
fässe beider Theile der
Placenta sind sehr ent-
wickelt, zeigen aber auch
im mütterlichen Theile
nichts Bemerkenswerthes,
was wiederum mit Hin-
sicht auf die menschliche
Placenta besonders her-
vorzuheben ist. Vom Dot-
tersacke des Kaninchens ist
zu bemerken, dass er sich
in eigenthümlicher Weise
modificirt, indem er zu
einer hutpilzförmigen ge-
stielten Base wird (Fig.
76 ds), die am inneren Blatte Gefässe entwickelt (Fig. 76 fd), die
mit einem Sinus terminalis (st) enden, während das äussere Blatt
gänzlich gefässlos bleibt und nur von dem ursprünglichen inneren
Blatte der Keimblase, dem späteren Epithel des Dottersackes (ed″),
gebildet wird. Zwischen Allantois, Amnios und Dottersack ent-
wickelt sich im Kanincheneie ein grosser Raum (r), der mit einer
eiweisshaltigen Flüssigkeit erfüllt ist. In späterer Zeit nun ver-
wächst der gefässhaltige Theil des Dottersackes mit der serösen Hülle
und es bildet sich so auch an dem Theile des Eies, welchem die
Allantois nicht anliegt, eine gefässhaltige äussere Eihaut. Die äus-
sere Eihaut eines reifen Kanincheneies oder das Chorion zeigt also
das Bemerkenswerthe, dass sie ihre Gefässe von zwei Localitäten
her bezieht, ein Verhalten, welches wir bei keinem andern Ge-
schöpfe wiederfinden, und welches ausserdem zeigt, dass das Cho-
rion nicht immer allein auf die Vasa umbilicalia angewiesen ist.
[Abbildung Fig. 76. Ei des Kaninchens im Längsschnitte. Nach Bischoff. e Embryo,
a Amnios, u Urachus, al Allantois mit ihren Gefässen, sh seröse Hülle, pl
deutet die Zotten der Placentarstelle an, die aus der Allantois und der serösen
Hülle bestehen, was in der Figur nicht weiter angegeben ist; fd gefässhaltige
Faserhaut des Dottersackes, ed Epithel des Dotterganges, ed′ Epithel der in-
nern Lamelle des Dottersackes, ed″ Epithel der äussern Lamelle desselben,
st Sinus terminalis, Ende der Faserschicht des Dottersackes, r Raum mit Flüs-
sigkeit zwischen Amnios, Allantois und Dottersack.]
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