Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Zweiundzwanzigste Vorlesung. sige Haufen und zeichnen sich durch das Vorkommen mit Flüssigkeiterfüllter Hohlräume aus, welche Ihnen ein eigenthümliches Ansehen [Abbildung]
Fig. 83. geben, so dass man sie nicht leichtals das erkennt, was sie sind. So- mit schwindet die Chorda auch beim Menschen und den Säugethie- ren nicht ganz und es steht daher das Verhalten, welches man bei den Fischen und fischähnlichen Am- phibien findet, bei denen die con- caven Verbindungsflächen der Wirbelkörper mit gut entwickelten Chordaresten ausgefüllt sind, nicht so isolirt da, als man gewöhn- lich glaubt. Entwicklung der [Abbildung]
Fig. 83. Ein Haufen Chordazellen mit Vacuolen aus einem Lig. interv. Zweiundzwanzigste Vorlesung. sige Haufen und zeichnen sich durch das Vorkommen mit Flüssigkeiterfüllter Hohlräume aus, welche Ihnen ein eigenthümliches Ansehen [Abbildung]
Fig. 83. geben, so dass man sie nicht leichtals das erkennt, was sie sind. So- mit schwindet die Chorda auch beim Menschen und den Säugethie- ren nicht ganz und es steht daher das Verhalten, welches man bei den Fischen und fischähnlichen Am- phibien findet, bei denen die con- caven Verbindungsflächen der Wirbelkörper mit gut entwickelten Chordaresten ausgefüllt sind, nicht so isolirt da, als man gewöhn- lich glaubt. Entwicklung der [Abbildung]
Fig. 83. Ein Haufen Chordazellen mit Vacuolen aus einem Lig. interv. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0206" n="190"/><fw place="top" type="header">Zweiundzwanzigste Vorlesung.</fw><lb/> sige Haufen und zeichnen sich durch das Vorkommen mit Flüssigkeit<lb/> erfüllter Hohlräume aus, welche Ihnen ein eigenthümliches Ansehen<lb/><figure><head>Fig. 83.</head></figure><lb/> geben, so dass man sie nicht leicht<lb/> als das erkennt, was sie sind. So-<lb/> mit schwindet die Chorda auch<lb/> beim Menschen und den Säugethie-<lb/> ren nicht ganz und es steht daher<lb/> das Verhalten, welches man bei<lb/> den Fischen und fischähnlichen Am-<lb/> phibien findet, bei denen die con-<lb/> caven Verbindungsflächen der Wirbelkörper mit gut entwickelten<lb/> Chordaresten ausgefüllt sind, nicht so isolirt da, als man gewöhn-<lb/> lich glaubt.</p><lb/> <p><note place="left">Entwicklung der<lb/> Rippen und des<lb/> Brustbeins.</note>Ich gehe nun zur Entwicklung der <hi rendition="#g">Rippen</hi> und des <hi rendition="#g">Brust-<lb/> beins</hi>. Die Rippen sind Producte der Urwirbel oder der pri-<lb/> mitiven häutigen Wirbelsäule, welche, wie ich Ihnen schon frü-<lb/> her angegeben, in noch weichem Zustande gleichzeitig mit der Mus-<lb/> kelplatte und den Spinalnerven, die ebenfalls aus den Urwirbeln<lb/> sich entwickeln, in die ursprüngliche Bauchwand hineinwachsen.<lb/> Gleichzeitig mit den Wirbeln verknorpeln dann auch diese Fortsätze,<lb/> und entstehen die knorpeligen Rippen, welche jedoch von Anfang<lb/> an von den Querfortsätzen abgegliedert und durch eine weiche<lb/> Bandmasse mit ihnen verbunden sind, welche nichts anderes als ein<lb/> Ueberrest des Blastems der häutigen Wirbelfortsätze ist. Sind die<lb/> Rippen einmal verknorpelt, was im zweiten Monate geschieht, so<lb/> wachsen sie dann in der ursprünglichen Bauchwand oder der <hi rendition="#i">Mem-<lb/> brana reuniens inferior</hi> langsam weiter gegen die vordere Mittel-<lb/> linie zu, wobei jedoch die sieben oberen oder Brustbeinrippen ein<lb/> besonderes merkwürdiges Verhalten zeigen. Nach den Untersuchun-<lb/> gen von <hi rendition="#k">Rathke</hi> nämlich (<hi rendition="#k">Müller</hi>’s Arch. 1838. S. 365) vereinigen<lb/> sich die sieben Rippen einer Seite, bevor sie die vordere Brustge-<lb/> gend erreicht haben, mit ihren vorderen Enden alle mit einander<lb/> zur Darstellung eines länglichen Knorpelstreifens, und diese zwei<lb/> Streifen sind nichts anderes als die knorpeligen Brustbeinhälften,<lb/> die erst später zur Vereinigung kommen. Die ganze Masse der sie-<lb/> ben Rippen mit der sie vereinenden Knorpelplatte wuchert nun immer<lb/> weiter in der ursprünglichen Bauchwand gegen die vordere Mittel-<lb/><figure><p>Fig. 83. Ein Haufen Chordazellen mit Vacuolen aus einem <hi rendition="#i">Lig. interv</hi>.<lb/> eines 5 Wochen alten Kindes. 350mal vergrössert.</p></figure><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0206]
Zweiundzwanzigste Vorlesung.
sige Haufen und zeichnen sich durch das Vorkommen mit Flüssigkeit
erfüllter Hohlräume aus, welche Ihnen ein eigenthümliches Ansehen
[Abbildung Fig. 83.]
geben, so dass man sie nicht leicht
als das erkennt, was sie sind. So-
mit schwindet die Chorda auch
beim Menschen und den Säugethie-
ren nicht ganz und es steht daher
das Verhalten, welches man bei
den Fischen und fischähnlichen Am-
phibien findet, bei denen die con-
caven Verbindungsflächen der Wirbelkörper mit gut entwickelten
Chordaresten ausgefüllt sind, nicht so isolirt da, als man gewöhn-
lich glaubt.
Ich gehe nun zur Entwicklung der Rippen und des Brust-
beins. Die Rippen sind Producte der Urwirbel oder der pri-
mitiven häutigen Wirbelsäule, welche, wie ich Ihnen schon frü-
her angegeben, in noch weichem Zustande gleichzeitig mit der Mus-
kelplatte und den Spinalnerven, die ebenfalls aus den Urwirbeln
sich entwickeln, in die ursprüngliche Bauchwand hineinwachsen.
Gleichzeitig mit den Wirbeln verknorpeln dann auch diese Fortsätze,
und entstehen die knorpeligen Rippen, welche jedoch von Anfang
an von den Querfortsätzen abgegliedert und durch eine weiche
Bandmasse mit ihnen verbunden sind, welche nichts anderes als ein
Ueberrest des Blastems der häutigen Wirbelfortsätze ist. Sind die
Rippen einmal verknorpelt, was im zweiten Monate geschieht, so
wachsen sie dann in der ursprünglichen Bauchwand oder der Mem-
brana reuniens inferior langsam weiter gegen die vordere Mittel-
linie zu, wobei jedoch die sieben oberen oder Brustbeinrippen ein
besonderes merkwürdiges Verhalten zeigen. Nach den Untersuchun-
gen von Rathke nämlich (Müller’s Arch. 1838. S. 365) vereinigen
sich die sieben Rippen einer Seite, bevor sie die vordere Brustge-
gend erreicht haben, mit ihren vorderen Enden alle mit einander
zur Darstellung eines länglichen Knorpelstreifens, und diese zwei
Streifen sind nichts anderes als die knorpeligen Brustbeinhälften,
die erst später zur Vereinigung kommen. Die ganze Masse der sie-
ben Rippen mit der sie vereinenden Knorpelplatte wuchert nun immer
weiter in der ursprünglichen Bauchwand gegen die vordere Mittel-
[Abbildung Fig. 83. Ein Haufen Chordazellen mit Vacuolen aus einem Lig. interv.
eines 5 Wochen alten Kindes. 350mal vergrössert.]
Entwicklung der
Rippen und des
Brustbeins.
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