Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Entwicklung des Knochensystems.
Dr. Spöndli in Zürich seiner Zeit einige Untersuchungen über das Ver-
halten desselben bei Säugethieren angestellt, welche in dessen Dis-
sertation (Ueber den Primordialschädel der Säugethiere und des
Menschen, Zürich 1846) niedergelegt sind, als deren Resultat sich
ergab, dass bei der Maus und beim Schweine die häutigen Stellen
des knorpeligen Craniums, die man auch die Fontanellen desselben
nennen kann, viel kleiner sind als beim Menschen, indem bei diesen
Thieren das Schädeldach namentlich in der Parietalgegend fast ganz
knorpelig ist. Werfen Sie ferner einen Blick auf die tiefer stehenden
Wirbelthierklassen, so werden Sie finden, dass bei den Batrachiern
vor Allem den Perennibranchiaten und bei vielen Knochenfischen
die knorpeligen Primordialcranien noch viel ausgebildeter sind. Ja
es zeigt sich, dass bei manchen Geschöpfen, wie bei den Haifischen
und Rochen, den Neunaugen, ja selbst bei manchen Knochenfischen,
wie den Salmonen und Hechten, die knorpeligen embryonalen Cra-
nien z. Th. in vollkommenster Ausbildung, als ganz geschlossene
Knorpelkapseln, zeitlebens sich erhalten. Diese Thatsachen geben
uns erst die richtigen Fingerzeige über die Bedeutung des allerdings
sehr wenig entwickelten menschlichen Primordialschädels und seine
Stellung zum bleibenden Schädel, wie ich Ihnen diess in der folgen-
den Stunde des Weiteren darzulegen gedenke.



Entwicklung des Knochensystems.
Dr. Spöndli in Zürich seiner Zeit einige Untersuchungen über das Ver-
halten desselben bei Säugethieren angestellt, welche in dessen Dis-
sertation (Ueber den Primordialschädel der Säugethiere und des
Menschen, Zürich 1846) niedergelegt sind, als deren Resultat sich
ergab, dass bei der Maus und beim Schweine die häutigen Stellen
des knorpeligen Craniums, die man auch die Fontanellen desselben
nennen kann, viel kleiner sind als beim Menschen, indem bei diesen
Thieren das Schädeldach namentlich in der Parietalgegend fast ganz
knorpelig ist. Werfen Sie ferner einen Blick auf die tiefer stehenden
Wirbelthierklassen, so werden Sie finden, dass bei den Batrachiern
vor Allem den Perennibranchiaten und bei vielen Knochenfischen
die knorpeligen Primordialcranien noch viel ausgebildeter sind. Ja
es zeigt sich, dass bei manchen Geschöpfen, wie bei den Haifischen
und Rochen, den Neunaugen, ja selbst bei manchen Knochenfischen,
wie den Salmonen und Hechten, die knorpeligen embryonalen Cra-
nien z. Th. in vollkommenster Ausbildung, als ganz geschlossene
Knorpelkapseln, zeitlebens sich erhalten. Diese Thatsachen geben
uns erst die richtigen Fingerzeige über die Bedeutung des allerdings
sehr wenig entwickelten menschlichen Primordialschädels und seine
Stellung zum bleibenden Schädel, wie ich Ihnen diess in der folgen-
den Stunde des Weiteren darzulegen gedenke.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0213" n="197"/><fw place="top" type="header">Entwicklung des Knochensystems.</fw><lb/>
Dr. <hi rendition="#k">Spöndli</hi> in Zürich seiner Zeit einige Untersuchungen über das Ver-<lb/>
halten desselben bei Säugethieren angestellt, welche in dessen Dis-<lb/>
sertation (Ueber den Primordialschädel der Säugethiere und des<lb/>
Menschen, Zürich 1846) niedergelegt sind, als deren Resultat sich<lb/>
ergab, dass bei der Maus und beim Schweine die häutigen Stellen<lb/>
des knorpeligen Craniums, die man auch die Fontanellen desselben<lb/>
nennen kann, viel kleiner sind als beim Menschen, indem bei diesen<lb/>
Thieren das Schädeldach namentlich in der Parietalgegend fast ganz<lb/>
knorpelig ist. Werfen Sie ferner einen Blick auf die tiefer stehenden<lb/>
Wirbelthierklassen, so werden Sie finden, dass bei den Batrachiern<lb/>
vor Allem den Perennibranchiaten und bei vielen Knochenfischen<lb/>
die knorpeligen Primordialcranien noch viel ausgebildeter sind. Ja<lb/>
es zeigt sich, dass bei manchen Geschöpfen, wie bei den Haifischen<lb/>
und Rochen, den Neunaugen, ja selbst bei manchen Knochenfischen,<lb/>
wie den Salmonen und Hechten, die knorpeligen embryonalen Cra-<lb/>
nien z. Th. in vollkommenster Ausbildung, als ganz geschlossene<lb/>
Knorpelkapseln, zeitlebens sich erhalten. Diese Thatsachen geben<lb/>
uns erst die richtigen Fingerzeige über die Bedeutung des allerdings<lb/>
sehr wenig entwickelten menschlichen Primordialschädels und seine<lb/>
Stellung zum bleibenden Schädel, wie ich Ihnen diess in der folgen-<lb/>
den Stunde des Weiteren darzulegen gedenke.</p>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0213] Entwicklung des Knochensystems. Dr. Spöndli in Zürich seiner Zeit einige Untersuchungen über das Ver- halten desselben bei Säugethieren angestellt, welche in dessen Dis- sertation (Ueber den Primordialschädel der Säugethiere und des Menschen, Zürich 1846) niedergelegt sind, als deren Resultat sich ergab, dass bei der Maus und beim Schweine die häutigen Stellen des knorpeligen Craniums, die man auch die Fontanellen desselben nennen kann, viel kleiner sind als beim Menschen, indem bei diesen Thieren das Schädeldach namentlich in der Parietalgegend fast ganz knorpelig ist. Werfen Sie ferner einen Blick auf die tiefer stehenden Wirbelthierklassen, so werden Sie finden, dass bei den Batrachiern vor Allem den Perennibranchiaten und bei vielen Knochenfischen die knorpeligen Primordialcranien noch viel ausgebildeter sind. Ja es zeigt sich, dass bei manchen Geschöpfen, wie bei den Haifischen und Rochen, den Neunaugen, ja selbst bei manchen Knochenfischen, wie den Salmonen und Hechten, die knorpeligen embryonalen Cra- nien z. Th. in vollkommenster Ausbildung, als ganz geschlossene Knorpelkapseln, zeitlebens sich erhalten. Diese Thatsachen geben uns erst die richtigen Fingerzeige über die Bedeutung des allerdings sehr wenig entwickelten menschlichen Primordialschädels und seine Stellung zum bleibenden Schädel, wie ich Ihnen diess in der folgen- den Stunde des Weiteren darzulegen gedenke.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/213
Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/213>, abgerufen am 23.11.2024.