Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Vierundzwanzigste Vorlesung. eint (Wolfsrachen), was auf einer oder auf beiden Seiten in der gan-zen Länge oder nur stellenweise sich findet, oder es sind die vor- dern Theile mangelhaft und der Gaumen ganz. Bei der Lippenspalte sind nur die Weichtheile gespalten, bei der Hasenscharte auch die Knochen, in der Art, dass Oberkiefer und Zwischenkiefer, von denen der letztere im Stirnfortsatze, der andere im Oberkieferfortsatze sich entwickelt, getrennt bleiben. Entwicklung der Umbildungen des [Abbildung]
Fig. 98. Anfänglich einfach, wie die an-dern Bogen, treibt derselbe spä- ter nahe an seinem Ausgangs- puncte von der Schädelbasis den schon mehrfach erwähnten Oberkieferfortsatz (d), der im Zusammenhange mit der Bil- dung der Mundhöhle und Mund- öffnung ein freies vorderes Ende erhält. Dieser Bildungsweise zufolge sind Ober- und Unter- kieferfortsatz des ersten Kie- menbogens aussen von der äussern Haut und innen von der Schleimhaut des Mundes und der Rachenhöhle bekleidet, da es hier nicht zur Bildung einer Höhle, analog der Pleuroperitonealhöhle [Abbildung]
Fig. 98. Menschlicher Embryo der vierten Woche nach einer nicht edirten Vierundzwanzigste Vorlesung. eint (Wolfsrachen), was auf einer oder auf beiden Seiten in der gan-zen Länge oder nur stellenweise sich findet, oder es sind die vor- dern Theile mangelhaft und der Gaumen ganz. Bei der Lippenspalte sind nur die Weichtheile gespalten, bei der Hasenscharte auch die Knochen, in der Art, dass Oberkiefer und Zwischenkiefer, von denen der letztere im Stirnfortsatze, der andere im Oberkieferfortsatze sich entwickelt, getrennt bleiben. Entwicklung der Umbildungen des [Abbildung]
Fig. 98. Anfänglich einfach, wie die an-dern Bogen, treibt derselbe spä- ter nahe an seinem Ausgangs- puncte von der Schädelbasis den schon mehrfach erwähnten Oberkieferfortsatz (d), der im Zusammenhange mit der Bil- dung der Mundhöhle und Mund- öffnung ein freies vorderes Ende erhält. Dieser Bildungsweise zufolge sind Ober- und Unter- kieferfortsatz des ersten Kie- menbogens aussen von der äussern Haut und innen von der Schleimhaut des Mundes und der Rachenhöhle bekleidet, da es hier nicht zur Bildung einer Höhle, analog der Pleuroperitonealhöhle [Abbildung]
Fig. 98. Menschlicher Embryo der vierten Woche nach einer nicht edirten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="214"/><fw place="top" type="header">Vierundzwanzigste Vorlesung.</fw><lb/> eint (Wolfsrachen), was auf einer oder auf beiden Seiten in der gan-<lb/> zen Länge oder nur stellenweise sich findet, oder es sind die vor-<lb/> dern Theile mangelhaft und der Gaumen ganz. Bei der Lippenspalte<lb/> sind nur die Weichtheile gespalten, bei der Hasenscharte auch die<lb/> Knochen, in der Art, dass Oberkiefer und Zwischenkiefer, von denen<lb/> der letztere im Stirnfortsatze, der andere im Oberkieferfortsatze sich<lb/> entwickelt, getrennt bleiben.</p><lb/> <p><note place="left">Entwicklung der<lb/> Gesichtsknochen.</note>Wir kommen nun zur Betrachtung der <hi rendition="#g">Hartgebilde des<lb/> Gesichtes</hi>, die einerseits im Zusammenhange mit dem ersten Kie-<lb/> menbogen, anderseits, wie diess schon in der vorigen Stunde aus-<lb/> einandergesetzt wurde, vom vordersten Ende des eigentlichen<lb/> Schädels aus sich entwickeln.</p><lb/> <p><note place="left">Umbildungen des<lb/> ersten Kiemen-<lb/> bogens.</note>Der <hi rendition="#g">erste Kiemenbogen</hi> besteht anfänglich aus einer wei-<lb/> chen Bildungsmasse, welche, wie wir früher sahen, von der Schädel-<lb/> basis aus in der Gegend des vordern Keilbeines analog einer Rippe<lb/> sich entwickelt und in die ursprüngliche Bauchwand hineinwuchert,<lb/> wo dann die Bogen der beiden Seiten verschmelzen (Fig. 98, <hi rendition="#i">c</hi>).<lb/><figure><head>Fig. 98.</head></figure><lb/> Anfänglich einfach, wie die an-<lb/> dern Bogen, treibt derselbe spä-<lb/> ter nahe an seinem Ausgangs-<lb/> puncte von der Schädelbasis<lb/> den schon mehrfach erwähnten<lb/> Oberkieferfortsatz (<hi rendition="#i">d</hi>), der im<lb/> Zusammenhange mit der Bil-<lb/> dung der Mundhöhle und Mund-<lb/> öffnung ein freies vorderes Ende<lb/> erhält. Dieser Bildungsweise<lb/> zufolge sind Ober- und Unter-<lb/> kieferfortsatz des ersten Kie-<lb/> menbogens aussen von der<lb/> äussern Haut und innen von der<lb/> Schleimhaut des Mundes und der Rachenhöhle bekleidet, da es hier<lb/> nicht zur Bildung einer Höhle, analog der Pleuroperitonealhöhle<lb/><figure><p>Fig. 98. Menschlicher Embryo der vierten Woche nach einer nicht edirten<lb/> Zeichnung von <hi rendition="#k">Thomson</hi> vergr. dargestellt. <hi rendition="#i">a</hi> Amnios, das am Rücken in einer ge-<lb/> wissen Ausdehnung entfernt ist, <hi rendition="#i">b</hi> Dottersack, <hi rendition="#i">b</hi>′ Dottergang, <hi rendition="#i">c</hi> Unterkieferfort-<lb/> satz des ersten Kiemenbogens, <hi rendition="#i">d</hi> Oberkieferfortsatz desselben, <hi rendition="#i">e, e′ e″</hi> zweiter<lb/> bis vierter Kiemenbogen, <hi rendition="#i">f</hi> primitives Ohrbläschen, <hi rendition="#i">g</hi> Auge, <hi rendition="#i">h</hi> vordere, <hi rendition="#i">i</hi> hin-<lb/> tere Extremität, <hi rendition="#i">k</hi> Nabelstrang mit kurzer Amniosscheide, <hi rendition="#i">l</hi> Herz, <hi rendition="#i">m</hi> Leber.</p></figure><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [214/0230]
Vierundzwanzigste Vorlesung.
eint (Wolfsrachen), was auf einer oder auf beiden Seiten in der gan-
zen Länge oder nur stellenweise sich findet, oder es sind die vor-
dern Theile mangelhaft und der Gaumen ganz. Bei der Lippenspalte
sind nur die Weichtheile gespalten, bei der Hasenscharte auch die
Knochen, in der Art, dass Oberkiefer und Zwischenkiefer, von denen
der letztere im Stirnfortsatze, der andere im Oberkieferfortsatze sich
entwickelt, getrennt bleiben.
Wir kommen nun zur Betrachtung der Hartgebilde des
Gesichtes, die einerseits im Zusammenhange mit dem ersten Kie-
menbogen, anderseits, wie diess schon in der vorigen Stunde aus-
einandergesetzt wurde, vom vordersten Ende des eigentlichen
Schädels aus sich entwickeln.
Entwicklung der
Gesichtsknochen.
Der erste Kiemenbogen besteht anfänglich aus einer wei-
chen Bildungsmasse, welche, wie wir früher sahen, von der Schädel-
basis aus in der Gegend des vordern Keilbeines analog einer Rippe
sich entwickelt und in die ursprüngliche Bauchwand hineinwuchert,
wo dann die Bogen der beiden Seiten verschmelzen (Fig. 98, c).
[Abbildung Fig. 98.]
Anfänglich einfach, wie die an-
dern Bogen, treibt derselbe spä-
ter nahe an seinem Ausgangs-
puncte von der Schädelbasis
den schon mehrfach erwähnten
Oberkieferfortsatz (d), der im
Zusammenhange mit der Bil-
dung der Mundhöhle und Mund-
öffnung ein freies vorderes Ende
erhält. Dieser Bildungsweise
zufolge sind Ober- und Unter-
kieferfortsatz des ersten Kie-
menbogens aussen von der
äussern Haut und innen von der
Schleimhaut des Mundes und der Rachenhöhle bekleidet, da es hier
nicht zur Bildung einer Höhle, analog der Pleuroperitonealhöhle
[Abbildung Fig. 98. Menschlicher Embryo der vierten Woche nach einer nicht edirten
Zeichnung von Thomson vergr. dargestellt. a Amnios, das am Rücken in einer ge-
wissen Ausdehnung entfernt ist, b Dottersack, b′ Dottergang, c Unterkieferfort-
satz des ersten Kiemenbogens, d Oberkieferfortsatz desselben, e, e′ e″ zweiter
bis vierter Kiemenbogen, f primitives Ohrbläschen, g Auge, h vordere, i hin-
tere Extremität, k Nabelstrang mit kurzer Amniosscheide, l Herz, m Leber.]
Umbildungen des
ersten Kiemen-
bogens.
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