Ausserdem war auch der in diese Periode fallende grosse Fort- schritt in der Lehre von den Missbildungen, wie er besonders durch Meckel's pathologische Anatomie verwirklicht wurde, von grosser Bedeutung für die Erkenntniss der normalen Entwicklungs- verhältnisse.
Chr. Pander.Nachdem im Jahre 1812 Wolff's Arbeit über den Darmkanal durch Meckel's Uebertragung allgemein bekannt geworden war, konnte es nicht fehlen, dass dieselbe nach allen Seiten mächtig an- regte. Nichts beweist besser die Grossartigkeit der Untersuchungen dieses Autors und die Wahrheit seiner allgemeinen Auffassungen, als der Umstand, dass nur fünf Jahre später im Jahre 1817 unsere Wissenschaft durch Pander einen solchen Fortschritt machte, dass man unbedingt die ganze neuere Entwicklungsgeschichte von ihm an datiren würde, wenn nicht aus den eigenen Worten dieses Au- tors (In seiner Dissertation sagt Pander auf p. 17: "Omnem tamen laudem superant egregiae Wolffii observationes") hinreichend klar wäre, dass auch er von Wolff ausging. Und da nun gerade die Theorie der Zusammensetzung des Keimes aus blattförmigen Schich- ten, durch die Pander berühmt geworden ist, wie wir oben sahen, bei Wolff schon bestimmt angedeutet sich findet, so glauben wir nicht Unrecht zu thun, wenn wir diese neue Aera der Entwicklungs- geschichte von Wolff datiren und Pander als den Ersten bezeichnen, der die Ideen dieses grossen Mannes an der Hand der Beobachtung als wahr erwies, den selbst v. Baer: "vir sempiternae gloriae, cui ingenio paucos, perseverantiae vero in investigandis rebus subtilissimis nullum parem vidit orbis terrarum" nennt (de Ovi mammal. genesi, praefatio). Um übrigens nach allen Seiten gerecht zu sein, wollen wir noch erwähnen, dass Pander seinem grossen Lehrer Döllinger und auch d'Alton dem Aelteren die Anregung zu seinen Untersuchungen und mannigfache Unterstützung verdankt, und dass neben den Leh- ren Wolff's sicherlich auch die durch diese Männer vertretene na- turphilosophische Richtung von einem bedeutenden Einflusse auf seine Forschungen war.
Pander's hier in Würzburg und zwar in einem grossartigen Maasstabe angestellte Untersuchungen, die in seiner Dissertation (Hist. metamorphoseos, quam Ovum incubatum prior. quinque diebus subit. Wirceburgi 1817) und in einer besonderen Arbeit (Beitr. z. Ent- wickl. des Hühnchens im Ei, Würzburg 1817), deren vortreffliche Kupfertafeln d'Alton angefertigt hat, niedergelegt sind, geben nicht
Zweite Vorlesung.
Ausserdem war auch der in diese Periode fallende grosse Fort- schritt in der Lehre von den Missbildungen, wie er besonders durch Meckel’s pathologische Anatomie verwirklicht wurde, von grosser Bedeutung für die Erkenntniss der normalen Entwicklungs- verhältnisse.
Chr. Pander.Nachdem im Jahre 1812 Wolff’s Arbeit über den Darmkanal durch Meckel’s Uebertragung allgemein bekannt geworden war, konnte es nicht fehlen, dass dieselbe nach allen Seiten mächtig an- regte. Nichts beweist besser die Grossartigkeit der Untersuchungen dieses Autors und die Wahrheit seiner allgemeinen Auffassungen, als der Umstand, dass nur fünf Jahre später im Jahre 1817 unsere Wissenschaft durch Pander einen solchen Fortschritt machte, dass man unbedingt die ganze neuere Entwicklungsgeschichte von ihm an datiren würde, wenn nicht aus den eigenen Worten dieses Au- tors (In seiner Dissertation sagt Pander auf p. 17: »Omnem tamen laudem superant egregiae Wolffii observationes«) hinreichend klar wäre, dass auch er von Wolff ausging. Und da nun gerade die Theorie der Zusammensetzung des Keimes aus blattförmigen Schich- ten, durch die Pander berühmt geworden ist, wie wir oben sahen, bei Wolff schon bestimmt angedeutet sich findet, so glauben wir nicht Unrecht zu thun, wenn wir diese neue Aera der Entwicklungs- geschichte von Wolff datiren und Pander als den Ersten bezeichnen, der die Ideen dieses grossen Mannes an der Hand der Beobachtung als wahr erwies, den selbst v. Baer: »vir sempiternae gloriae, cui ingenio paucos, perseverantiae vero in investigandis rebus subtilissimis nullum parem vidit orbis terrarum« nennt (de Ovi mammal. genesi, praefatio). Um übrigens nach allen Seiten gerecht zu sein, wollen wir noch erwähnen, dass Pander seinem grossen Lehrer Döllinger und auch d’Alton dem Aelteren die Anregung zu seinen Untersuchungen und mannigfache Unterstützung verdankt, und dass neben den Leh- ren Wolff’s sicherlich auch die durch diese Männer vertretene na- turphilosophische Richtung von einem bedeutenden Einflusse auf seine Forschungen war.
Pander’s hier in Würzburg und zwar in einem grossartigen Maasstabe angestellte Untersuchungen, die in seiner Dissertation (Hist. metamorphoseos, quam Ovum incubatum prior. quinque diebus subit. Wirceburgi 1817) und in einer besonderen Arbeit (Beitr. z. Ent- wickl. des Hühnchens im Ei, Würzburg 1817), deren vortreffliche Kupfertafeln d’Alton angefertigt hat, niedergelegt sind, geben nicht
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Zweite Vorlesung.
Ausserdem war auch der in diese Periode fallende grosse Fort-
schritt in der Lehre von den Missbildungen, wie er besonders
durch Meckel’s pathologische Anatomie verwirklicht wurde, von
grosser Bedeutung für die Erkenntniss der normalen Entwicklungs-
verhältnisse.
Nachdem im Jahre 1812 Wolff’s Arbeit über den Darmkanal
durch Meckel’s Uebertragung allgemein bekannt geworden war,
konnte es nicht fehlen, dass dieselbe nach allen Seiten mächtig an-
regte. Nichts beweist besser die Grossartigkeit der Untersuchungen
dieses Autors und die Wahrheit seiner allgemeinen Auffassungen,
als der Umstand, dass nur fünf Jahre später im Jahre 1817 unsere
Wissenschaft durch Pander einen solchen Fortschritt machte, dass
man unbedingt die ganze neuere Entwicklungsgeschichte von ihm
an datiren würde, wenn nicht aus den eigenen Worten dieses Au-
tors (In seiner Dissertation sagt Pander auf p. 17: »Omnem tamen
laudem superant egregiae Wolffii observationes«) hinreichend klar
wäre, dass auch er von Wolff ausging. Und da nun gerade die
Theorie der Zusammensetzung des Keimes aus blattförmigen Schich-
ten, durch die Pander berühmt geworden ist, wie wir oben sahen,
bei Wolff schon bestimmt angedeutet sich findet, so glauben wir
nicht Unrecht zu thun, wenn wir diese neue Aera der Entwicklungs-
geschichte von Wolff datiren und Pander als den Ersten bezeichnen,
der die Ideen dieses grossen Mannes an der Hand der Beobachtung
als wahr erwies, den selbst v. Baer: »vir sempiternae gloriae, cui
ingenio paucos, perseverantiae vero in investigandis rebus subtilissimis
nullum parem vidit orbis terrarum« nennt (de Ovi mammal. genesi,
praefatio). Um übrigens nach allen Seiten gerecht zu sein, wollen
wir noch erwähnen, dass Pander seinem grossen Lehrer Döllinger und
auch d’Alton dem Aelteren die Anregung zu seinen Untersuchungen
und mannigfache Unterstützung verdankt, und dass neben den Leh-
ren Wolff’s sicherlich auch die durch diese Männer vertretene na-
turphilosophische Richtung von einem bedeutenden Einflusse auf
seine Forschungen war.
Chr. Pander.
Pander’s hier in Würzburg und zwar in einem grossartigen
Maasstabe angestellte Untersuchungen, die in seiner Dissertation
(Hist. metamorphoseos, quam Ovum incubatum prior. quinque diebus
subit. Wirceburgi 1817) und in einer besonderen Arbeit (Beitr. z. Ent-
wickl. des Hühnchens im Ei, Würzburg 1817), deren vortreffliche
Kupfertafeln d’Alton angefertigt hat, niedergelegt sind, geben nicht
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/24>, abgerufen am 23.11.2024.
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