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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Nervensystems.
ven, Pyramiden, Corpora restiformia mit ihren Unterabtheilungen
schon im dritten Monate zu erkennen sind, und im vierten bis fünf-
ten Monate ganz deutlich werden. Die Querfasern der Brücke ent-
stehen durch histologische Differenzirung und nicht durch Verwach-
sung von Theilen, die vom kleinen Hirn aus sich bilden, wie diess
Arnold angenommen hat.

Zur Entwicklung des Rückenmarks übergehend, erlaube ichEntwicklung des
Rückenmarks im
Allgemeinen.

mir nun zunächst Ihnen einige Zustände ins Gedächtniss zu rufen,
die früher schon zur Besprechung kamen. Fig. 121 zeigt Ihnen das

[Abbildung] Fig. 121.
Rückenmark in seiner
ersten Anlage zu einer
Zeit, wo es als rinnen-
förmige Medullarplatte
mit dem Hornblatte con-
tinuirlich zusammen-
hängt und den mittleren Theil des äusseren Keimblattes darstellt.
Wie Sie bereits wissen, schliesst sich die Halbrinne der Medullar-
platte bald zu einem vollständigen, vom Hornblatte ganz getrennten
Rohre, und in diesem Zustande sehen Sie das Rückenmark des zwei-
tägigen Hühnerembryo in der Fig. 122. Das Verhalten des Markes
[Abbildung] Fig. 122.
[Abbildung]

Fig. 121. Querschnitt durch die Anlage eines Hühnerembryo vom Ende des
ersten Tages 90--100mal vergr. ch Chorda, uwp Urwirbelplatte mit einer
Spalte uwh, vielleicht der ersten Andeutung der späteren Höhle der Urwirbel,
sp Seitenplatten mit den Urwirbelplatten hier noch verschmolzen, dd Darmdrü-
senblatt, h Hornblatt, m Medullarplatte. Beide zusammen sind in eine starke
Falte, die Medullarwülste oder Rückenwülste erhoben, die die breite Rücken-
furche Rf begrenzen, in deren Mitte noch die Primitivrinne Pr sichtbar ist.

[Abbildung]

Fig. 122. Querschnitt durch einen Hühnerembryo vom zweiten Tage,
90--100mal vergr. dd Darmdrüsenblatt, ch Chorda, uw Urwirbel, uwh
Urwirbelhöhle, ao primitive Aorta, ung Urnierengang, sp Spalte in den Sei-
tenplatten (erste Andeutung der Pleuroperitonealhöhle), die durch dieselbe
in die Hautplatten hpl und Darmfaserplatten df zerfallen, die durch die Mittel-
platten mp unter einander zusammenhängen, mr Medullarrohr (Rückenmark),
h Hornblatt, stellenweise verdickt.

Entwicklung des Nervensystems.
ven, Pyramiden, Corpora restiformia mit ihren Unterabtheilungen
schon im dritten Monate zu erkennen sind, und im vierten bis fünf-
ten Monate ganz deutlich werden. Die Querfasern der Brücke ent-
stehen durch histologische Differenzirung und nicht durch Verwach-
sung von Theilen, die vom kleinen Hirn aus sich bilden, wie diess
Arnold angenommen hat.

Zur Entwicklung des Rückenmarks übergehend, erlaube ichEntwicklung des
Rückenmarks im
Allgemeinen.

mir nun zunächst Ihnen einige Zustände ins Gedächtniss zu rufen,
die früher schon zur Besprechung kamen. Fig. 121 zeigt Ihnen das

[Abbildung] Fig. 121.
Rückenmark in seiner
ersten Anlage zu einer
Zeit, wo es als rinnen-
förmige Medullarplatte
mit dem Hornblatte con-
tinuirlich zusammen-
hängt und den mittleren Theil des äusseren Keimblattes darstellt.
Wie Sie bereits wissen, schliesst sich die Halbrinne der Medullar-
platte bald zu einem vollständigen, vom Hornblatte ganz getrennten
Rohre, und in diesem Zustande sehen Sie das Rückenmark des zwei-
tägigen Hühnerembryo in der Fig. 122. Das Verhalten des Markes
[Abbildung] Fig. 122.
[Abbildung]

Fig. 121. Querschnitt durch die Anlage eines Hühnerembryo vom Ende des
ersten Tages 90—100mal vergr. ch Chorda, uwp Urwirbelplatte mit einer
Spalte uwh, vielleicht der ersten Andeutung der späteren Höhle der Urwirbel,
sp Seitenplatten mit den Urwirbelplatten hier noch verschmolzen, dd Darmdrü-
senblatt, h Hornblatt, m Medullarplatte. Beide zusammen sind in eine starke
Falte, die Medullarwülste oder Rückenwülste erhoben, die die breite Rücken-
furche Rf begrenzen, in deren Mitte noch die Primitivrinne Pr sichtbar ist.

[Abbildung]

Fig. 122. Querschnitt durch einen Hühnerembryo vom zweiten Tage,
90—100mal vergr. dd Darmdrüsenblatt, ch Chorda, uw Urwirbel, uwh
Urwirbelhöhle, ao primitive Aorta, ung Urnierengang, sp Spalte in den Sei-
tenplatten (erste Andeutung der Pleuroperitonealhöhle), die durch dieselbe
in die Hautplatten hpl und Darmfaserplatten df zerfallen, die durch die Mittel-
platten mp unter einander zusammenhängen, mr Medullarrohr (Rückenmark),
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[249/0265] Entwicklung des Nervensystems. ven, Pyramiden, Corpora restiformia mit ihren Unterabtheilungen schon im dritten Monate zu erkennen sind, und im vierten bis fünf- ten Monate ganz deutlich werden. Die Querfasern der Brücke ent- stehen durch histologische Differenzirung und nicht durch Verwach- sung von Theilen, die vom kleinen Hirn aus sich bilden, wie diess Arnold angenommen hat. Zur Entwicklung des Rückenmarks übergehend, erlaube ich mir nun zunächst Ihnen einige Zustände ins Gedächtniss zu rufen, die früher schon zur Besprechung kamen. Fig. 121 zeigt Ihnen das [Abbildung Fig. 121.] Rückenmark in seiner ersten Anlage zu einer Zeit, wo es als rinnen- förmige Medullarplatte mit dem Hornblatte con- tinuirlich zusammen- hängt und den mittleren Theil des äusseren Keimblattes darstellt. Wie Sie bereits wissen, schliesst sich die Halbrinne der Medullar- platte bald zu einem vollständigen, vom Hornblatte ganz getrennten Rohre, und in diesem Zustande sehen Sie das Rückenmark des zwei- tägigen Hühnerembryo in der Fig. 122. Das Verhalten des Markes [Abbildung Fig. 122.] [Abbildung Fig. 121. Querschnitt durch die Anlage eines Hühnerembryo vom Ende des ersten Tages 90—100mal vergr. ch Chorda, uwp Urwirbelplatte mit einer Spalte uwh, vielleicht der ersten Andeutung der späteren Höhle der Urwirbel, sp Seitenplatten mit den Urwirbelplatten hier noch verschmolzen, dd Darmdrü- senblatt, h Hornblatt, m Medullarplatte. Beide zusammen sind in eine starke Falte, die Medullarwülste oder Rückenwülste erhoben, die die breite Rücken- furche Rf begrenzen, in deren Mitte noch die Primitivrinne Pr sichtbar ist.] [Abbildung Fig. 122. Querschnitt durch einen Hühnerembryo vom zweiten Tage, 90—100mal vergr. dd Darmdrüsenblatt, ch Chorda, uw Urwirbel, uwh Urwirbelhöhle, ao primitive Aorta, ung Urnierengang, sp Spalte in den Sei- tenplatten (erste Andeutung der Pleuroperitonealhöhle), die durch dieselbe in die Hautplatten hpl und Darmfaserplatten df zerfallen, die durch die Mittel- platten mp unter einander zusammenhängen, mr Medullarrohr (Rückenmark), h Hornblatt, stellenweise verdickt.] Entwicklung des Rückenmarks im Allgemeinen.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/265>, abgerufen am 24.11.2024.