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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Siebenundzwanzigste Vorlesung.
allen wesentlichen Puncten mit den Abbildungen von Bidder und
Kupfer von Schaafembryonen übereinstimmt. Bei diesem vier Wochen
alten Embryo betrugen die Durchmesser des Markes in der Halsge-
gend in der Richtung von vorn nach hinten 0,42--0,44''' und in der
Querrichtung am breitesten Theile 0,24--0,25'''. Der Centralkanal
war beiläufig rautenförmig und seine epithelartige Auskleidung mit
länglichen geschichteten Zellen 0,040--0,044''' dick. Vorn und hin-
ten erreichte dieselbe die Oberfläche und fehlte an ersterem Orte ein
bestimmtes Anzeichen einer vorderen Commissur. Die graue Sub-
stanz, aus rundlichen kleinen Zellen bestehend, bildete hinten und
seitlich eine sehr dünne Lage g', war dagegen vorn schon in an-
sehnlicher Mächtigkeit vorhanden und zeigte hier auch wie eine
rundliche etwas dunklere Masse g, aus der die in der Abbildung
nicht dargestellte vordere Wurzel entsprang. Von einer hinteren
Wurzel war nichts zu sehen, dagegen fanden sich die Spinalganglien
schon angelegt und ebenso die Vorder- und Hinterstränge h und v,
die beide aus einer kern- und zellenlosen hellen Masse bestanden,
[Abbildung] Fig. 129.
die auf dem Querschnitte nichts als
feine Puncte zeigte. Beide Stränge la-
gen seitlich und waren übrigens noch
sehr wenig entwickelt.

Etwas weiter war das Mark bei
einem sechs Wochen alten Embryo (Fig.
129), bei dem dasselbe als Ganzes im
Querschnitte ebenfalls birnförmig er-
schien. Der Centralkanal zeigte ziem-
lich dieselbe Form, wie bei Schaafem-
bryonen, erschien jedoch im Verhält-
niss zur übrigen Markmasse unver-
hältnissmässig gross. Sein Epithel be-
stand im Allgemeinen aus mehrfachen Lagen senkrechter schma-
ler Zellen und war überall von gleicher Dicke mit Ausnahme der
hinteren Mittellinie, wo dasselbe genau in der Mitte äusserst dünn
war, während die benachbarten Theile kolbige Anschwellungen

[Abbildung]

Fig. 129. Querschnitt des Halsmarkes eines sechs Wochen alten mensch-
lichen Embryo von 0,56''' Höhe und 0,44''' Breite am breitesten Theile, 50mal
vergrössert. Bezeichnung wie in Fig. 128. ca Commissura anterior, m vordere,
s hintere Wurzel, v' hinterer Theil des Vorderstranges (sogenannter Seiten-
strang), e' dünner Theil der Auskleidung des Centralkanales in der hinteren
Mittellinie.

Siebenundzwanzigste Vorlesung.
allen wesentlichen Puncten mit den Abbildungen von Bidder und
Kupfer von Schaafembryonen übereinstimmt. Bei diesem vier Wochen
alten Embryo betrugen die Durchmesser des Markes in der Halsge-
gend in der Richtung von vorn nach hinten 0,42—0,44‴ und in der
Querrichtung am breitesten Theile 0,24—0,25‴. Der Centralkanal
war beiläufig rautenförmig und seine epithelartige Auskleidung mit
länglichen geschichteten Zellen 0,040—0,044‴ dick. Vorn und hin-
ten erreichte dieselbe die Oberfläche und fehlte an ersterem Orte ein
bestimmtes Anzeichen einer vorderen Commissur. Die graue Sub-
stanz, aus rundlichen kleinen Zellen bestehend, bildete hinten und
seitlich eine sehr dünne Lage g′, war dagegen vorn schon in an-
sehnlicher Mächtigkeit vorhanden und zeigte hier auch wie eine
rundliche etwas dunklere Masse g, aus der die in der Abbildung
nicht dargestellte vordere Wurzel entsprang. Von einer hinteren
Wurzel war nichts zu sehen, dagegen fanden sich die Spinalganglien
schon angelegt und ebenso die Vorder- und Hinterstränge h und v,
die beide aus einer kern- und zellenlosen hellen Masse bestanden,
[Abbildung] Fig. 129.
die auf dem Querschnitte nichts als
feine Puncte zeigte. Beide Stränge la-
gen seitlich und waren übrigens noch
sehr wenig entwickelt.

Etwas weiter war das Mark bei
einem sechs Wochen alten Embryo (Fig.
129), bei dem dasselbe als Ganzes im
Querschnitte ebenfalls birnförmig er-
schien. Der Centralkanal zeigte ziem-
lich dieselbe Form, wie bei Schaafem-
bryonen, erschien jedoch im Verhält-
niss zur übrigen Markmasse unver-
hältnissmässig gross. Sein Epithel be-
stand im Allgemeinen aus mehrfachen Lagen senkrechter schma-
ler Zellen und war überall von gleicher Dicke mit Ausnahme der
hinteren Mittellinie, wo dasselbe genau in der Mitte äusserst dünn
war, während die benachbarten Theile kolbige Anschwellungen

[Abbildung]

Fig. 129. Querschnitt des Halsmarkes eines sechs Wochen alten mensch-
lichen Embryo von 0,56‴ Höhe und 0,44‴ Breite am breitesten Theile, 50mal
vergrössert. Bezeichnung wie in Fig. 128. ca Commissura anterior, m vordere,
s hintere Wurzel, v′ hinterer Theil des Vorderstranges (sogenannter Seiten-
strang), e′ dünner Theil der Auskleidung des Centralkanales in der hinteren
Mittellinie.

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[258/0274] Siebenundzwanzigste Vorlesung. allen wesentlichen Puncten mit den Abbildungen von Bidder und Kupfer von Schaafembryonen übereinstimmt. Bei diesem vier Wochen alten Embryo betrugen die Durchmesser des Markes in der Halsge- gend in der Richtung von vorn nach hinten 0,42—0,44‴ und in der Querrichtung am breitesten Theile 0,24—0,25‴. Der Centralkanal war beiläufig rautenförmig und seine epithelartige Auskleidung mit länglichen geschichteten Zellen 0,040—0,044‴ dick. Vorn und hin- ten erreichte dieselbe die Oberfläche und fehlte an ersterem Orte ein bestimmtes Anzeichen einer vorderen Commissur. Die graue Sub- stanz, aus rundlichen kleinen Zellen bestehend, bildete hinten und seitlich eine sehr dünne Lage g′, war dagegen vorn schon in an- sehnlicher Mächtigkeit vorhanden und zeigte hier auch wie eine rundliche etwas dunklere Masse g, aus der die in der Abbildung nicht dargestellte vordere Wurzel entsprang. Von einer hinteren Wurzel war nichts zu sehen, dagegen fanden sich die Spinalganglien schon angelegt und ebenso die Vorder- und Hinterstränge h und v, die beide aus einer kern- und zellenlosen hellen Masse bestanden, [Abbildung Fig. 129.] die auf dem Querschnitte nichts als feine Puncte zeigte. Beide Stränge la- gen seitlich und waren übrigens noch sehr wenig entwickelt. Etwas weiter war das Mark bei einem sechs Wochen alten Embryo (Fig. 129), bei dem dasselbe als Ganzes im Querschnitte ebenfalls birnförmig er- schien. Der Centralkanal zeigte ziem- lich dieselbe Form, wie bei Schaafem- bryonen, erschien jedoch im Verhält- niss zur übrigen Markmasse unver- hältnissmässig gross. Sein Epithel be- stand im Allgemeinen aus mehrfachen Lagen senkrechter schma- ler Zellen und war überall von gleicher Dicke mit Ausnahme der hinteren Mittellinie, wo dasselbe genau in der Mitte äusserst dünn war, während die benachbarten Theile kolbige Anschwellungen [Abbildung Fig. 129. Querschnitt des Halsmarkes eines sechs Wochen alten mensch- lichen Embryo von 0,56‴ Höhe und 0,44‴ Breite am breitesten Theile, 50mal vergrössert. Bezeichnung wie in Fig. 128. ca Commissura anterior, m vordere, s hintere Wurzel, v′ hinterer Theil des Vorderstranges (sogenannter Seiten- strang), e′ dünner Theil der Auskleidung des Centralkanales in der hinteren Mittellinie.]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/274>, abgerufen am 24.11.2024.