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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Nervensystems.
scheinen. Zu beiden Seiten des Markes erscheinen zwei Reihen
weisslicher quadratischer Gebilde (Fig. 105. Ausserdem vergl. man
die schönen Abbildungen bei Ecker Taf. XXVI. Fig. I, II, III, IX, X,
XII), welche man bis jetzt allgemein als Urwirbel gedeutet zu haben
scheint, die jedoch, wie eine Zergliederung lehrt, nichts Anderes als
die eines dicht am anderen liegenden Spinalganglien, zum Theil auch,
so wie sie in den Seitenansichten erscheinen, die Wirbelbogen sind
[Abbildung] Fig. 132.
(Fig. 132). Ueber die genaue Lage der Ganglien geben
erst Querschnitte Aufschluss und sieht man an solchen
(Fig. 127, 131), dass die Ganglien anfänglich seitlich an
den mittleren Theilen des Markes und später mehr in der
Höhe der vorderen Hälfte desselben und noch tiefer
ihren Sitz haben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die
ungemeine Grösse dieser und aller Ganglien überhaupt
in den ersten Zeiten damit zusammenhängt, dass dieselben wichtige
Bildungspuncte sind, was auch, wenn die früher gegebene Schil-
derung ihrer Bedeutung für die Bildung der Nervenfasern richtig ist,
als bewiesen betrachtet werden kann.

Die Entwicklung des Sympathicus ist bis jetzt fast nur vonEntwicklung des
Sympathicus.

Remak ins Auge gefasst worden, es gestatten jedoch die Beobachtun-
gen dieses Autors beim Hühnchen keine vollständige Uebertragung
auf den Menschen. Beim Hühnchen tritt der Sympathicus in vier
Abtheilungen auf, die Remak als Grenznerven, Mittelnerven,
Darmnerven
und Geschlechtsnerven bezeichnet. Zuerst
bildet sich der Grenzstrang, und zwar aus bogenförmigen Ver-
bindungen der Stämme der Wirbelnerven, von denen jeder an seiner
Abgangsstelle eine gangliöse Anschwellung darbietet. Eine beson-
dere Anlage dieser Bogen fand Remak nicht, auch gelang es ihm
nicht, zu entscheiden, ob dieselben aus den Urwirbeln oder den
Seitenplatten sich bilden, doch hält er das Letztere für das Wahr-
scheinlichere. Etwas später am siebenten Tage erscheint der von
Remak entdeckte grosse einfache Darmnerv, der am Mesenterialrande
des Darmes von der Kloake bis zum Duodenum geht, wo er spitz
endet, und später eine Menge Ganglien und Darmäste zeigt. In der
dritten Brütwoche entstehen drittens die Mittelnerven, durch
welche der Darmnerv mit dem Plexus coeliacus verbunden wird und

[Abbildung]

Fig. 132. Ein Stück Rückenmark des Embryo der Fig. 105 von vorn und
vergrössert dargestellt. m Mark, g Spinalganglien.

Entwicklung des Nervensystems.
scheinen. Zu beiden Seiten des Markes erscheinen zwei Reihen
weisslicher quadratischer Gebilde (Fig. 105. Ausserdem vergl. man
die schönen Abbildungen bei Ecker Taf. XXVI. Fig. I, II, III, IX, X,
XII), welche man bis jetzt allgemein als Urwirbel gedeutet zu haben
scheint, die jedoch, wie eine Zergliederung lehrt, nichts Anderes als
die eines dicht am anderen liegenden Spinalganglien, zum Theil auch,
so wie sie in den Seitenansichten erscheinen, die Wirbelbogen sind
[Abbildung] Fig. 132.
(Fig. 132). Ueber die genaue Lage der Ganglien geben
erst Querschnitte Aufschluss und sieht man an solchen
(Fig. 127, 131), dass die Ganglien anfänglich seitlich an
den mittleren Theilen des Markes und später mehr in der
Höhe der vorderen Hälfte desselben und noch tiefer
ihren Sitz haben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die
ungemeine Grösse dieser und aller Ganglien überhaupt
in den ersten Zeiten damit zusammenhängt, dass dieselben wichtige
Bildungspuncte sind, was auch, wenn die früher gegebene Schil-
derung ihrer Bedeutung für die Bildung der Nervenfasern richtig ist,
als bewiesen betrachtet werden kann.

Die Entwicklung des Sympathicus ist bis jetzt fast nur vonEntwicklung des
Sympathicus.

Remak ins Auge gefasst worden, es gestatten jedoch die Beobachtun-
gen dieses Autors beim Hühnchen keine vollständige Uebertragung
auf den Menschen. Beim Hühnchen tritt der Sympathicus in vier
Abtheilungen auf, die Remak als Grenznerven, Mittelnerven,
Darmnerven
und Geschlechtsnerven bezeichnet. Zuerst
bildet sich der Grenzstrang, und zwar aus bogenförmigen Ver-
bindungen der Stämme der Wirbelnerven, von denen jeder an seiner
Abgangsstelle eine gangliöse Anschwellung darbietet. Eine beson-
dere Anlage dieser Bogen fand Remak nicht, auch gelang es ihm
nicht, zu entscheiden, ob dieselben aus den Urwirbeln oder den
Seitenplatten sich bilden, doch hält er das Letztere für das Wahr-
scheinlichere. Etwas später am siebenten Tage erscheint der von
Remak entdeckte grosse einfache Darmnerv, der am Mesenterialrande
des Darmes von der Kloake bis zum Duodenum geht, wo er spitz
endet, und später eine Menge Ganglien und Darmäste zeigt. In der
dritten Brütwoche entstehen drittens die Mittelnerven, durch
welche der Darmnerv mit dem Plexus coeliacus verbunden wird und

[Abbildung]

Fig. 132. Ein Stück Rückenmark des Embryo der Fig. 105 von vorn und
vergrössert dargestellt. m Mark, g Spinalganglien.

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[269/0285] Entwicklung des Nervensystems. scheinen. Zu beiden Seiten des Markes erscheinen zwei Reihen weisslicher quadratischer Gebilde (Fig. 105. Ausserdem vergl. man die schönen Abbildungen bei Ecker Taf. XXVI. Fig. I, II, III, IX, X, XII), welche man bis jetzt allgemein als Urwirbel gedeutet zu haben scheint, die jedoch, wie eine Zergliederung lehrt, nichts Anderes als die eines dicht am anderen liegenden Spinalganglien, zum Theil auch, so wie sie in den Seitenansichten erscheinen, die Wirbelbogen sind [Abbildung Fig. 132.] (Fig. 132). Ueber die genaue Lage der Ganglien geben erst Querschnitte Aufschluss und sieht man an solchen (Fig. 127, 131), dass die Ganglien anfänglich seitlich an den mittleren Theilen des Markes und später mehr in der Höhe der vorderen Hälfte desselben und noch tiefer ihren Sitz haben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die ungemeine Grösse dieser und aller Ganglien überhaupt in den ersten Zeiten damit zusammenhängt, dass dieselben wichtige Bildungspuncte sind, was auch, wenn die früher gegebene Schil- derung ihrer Bedeutung für die Bildung der Nervenfasern richtig ist, als bewiesen betrachtet werden kann. Die Entwicklung des Sympathicus ist bis jetzt fast nur von Remak ins Auge gefasst worden, es gestatten jedoch die Beobachtun- gen dieses Autors beim Hühnchen keine vollständige Uebertragung auf den Menschen. Beim Hühnchen tritt der Sympathicus in vier Abtheilungen auf, die Remak als Grenznerven, Mittelnerven, Darmnerven und Geschlechtsnerven bezeichnet. Zuerst bildet sich der Grenzstrang, und zwar aus bogenförmigen Ver- bindungen der Stämme der Wirbelnerven, von denen jeder an seiner Abgangsstelle eine gangliöse Anschwellung darbietet. Eine beson- dere Anlage dieser Bogen fand Remak nicht, auch gelang es ihm nicht, zu entscheiden, ob dieselben aus den Urwirbeln oder den Seitenplatten sich bilden, doch hält er das Letztere für das Wahr- scheinlichere. Etwas später am siebenten Tage erscheint der von Remak entdeckte grosse einfache Darmnerv, der am Mesenterialrande des Darmes von der Kloake bis zum Duodenum geht, wo er spitz endet, und später eine Menge Ganglien und Darmäste zeigt. In der dritten Brütwoche entstehen drittens die Mittelnerven, durch welche der Darmnerv mit dem Plexus coeliacus verbunden wird und [Abbildung Fig. 132. Ein Stück Rückenmark des Embryo der Fig. 105 von vorn und vergrössert dargestellt. m Mark, g Spinalganglien.] Entwicklung des Sympathicus.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/285>, abgerufen am 24.11.2024.