des Thatsächlichen erscheinen, von denen sondern, denen eine all- gemeine Bedeutung zukommt.
In letzterer Beziehung waren es vor Allem zwei Fragen, die dieGenauere Erforschung der Furchung. Forscher beschäftigten, und zwar einmal die erste Bildung der Form- elemente der Embryonen und ihre Beziehungen zu denen der er- wachsenen Organismen, und zweitens die Keimblätter und ihre Um- gestaltungen. In ersterer Beziehung wurde zunächst die Erforschung der Furchung die Hauptaufgabe. Abgesehen von einer grossen Zahl von Beobachtungen, die die grosse Verbreitung dieses Vorganges darthaten, gelang es auch bald, das Wesentliche dieser Erscheinung zu erfassen. Siebold war der Erste, der in den Furchungskugeln der Rundwürmer ein helles Bläschen entdeckte, (Burdach's Phys. 2. Aufl. 2. Bd.) von dem dann sein Schüler Bagge (de evolutione Strongyli auricularis et Ascaridis acuminatae, Erlangae 1841) nachwies, dass es immer vor der Theilung der Furchungskugeln in zwei zerfällt, Beobachtungen, die von mir bestätigt und dahin erweitert wurden, dass diese Bläschen, die ich aus hier nicht zu erörternden Gründen erst Embryonalzellen nannte (Müll. Arch. 1843) und später für gewöhn- liche Kerne erklärte (Entw. d. Cephalop., Zürich 1844), noch ein Kör- perchen enthalten, welches übrigens vor mir schon von Rathke ge- sehen worden war (Fror. Not. 1842 N. 517), worauf ich dann so- wohl für die totale als die partielle Furchung, die ich zuerst an den Cephalopoden auf ihre letzten Ursachen verfolgte, eine Theorie auf- stellte (ll. cc.), die sich im Wesentlichen als richtig bewährt hat.Erste Zellenbil- dung und ihre Beziehungen zur Furchung.
Gleichzeitig mit der Erforschung des eigentlichen Wesens der Furchung wurde auch die Frage nach ihrer Bedeutung für die Bil- dung des Embryo und seiner Elemente in Angriff genommen. Bischoff (Kaninchenei) und bestimmter Reichert (Entwicklungsleben im Wir- belth. 1840) wiesen nach, dass die Furchungskugeln später zu Zel- len sich gestalten, und zeigte namentlich der letztere Autor, dass beim Frosch die Elemente aller Organe die Abkömmlinge der Fur- chungszellen sind, doch vermochte diese Auffassung anfänglich nicht durchzudringen, da Vogt im Jahre 1842 in seinen Arbeiten über die Entwicklung des Alytes und Coregonus in vollem Gegensatze hierzu den Satz aufstellte und im Einzelnen durchzuführen versuchte, dass die Furchungskugeln später sich auflösen und die ersten Zellen der Embryonen frei in dem hierdurch entstandenen Cytoblasteme sich bilden, und war es daher für die richtige Weiterentwicklung dieser Angelegenheit wohl nicht ohne Bedeutung, dass ich in meiner Ent-
Historische Einleitung.
des Thatsächlichen erscheinen, von denen sondern, denen eine all- gemeine Bedeutung zukommt.
In letzterer Beziehung waren es vor Allem zwei Fragen, die dieGenauere Erforschung der Furchung. Forscher beschäftigten, und zwar einmal die erste Bildung der Form- elemente der Embryonen und ihre Beziehungen zu denen der er- wachsenen Organismen, und zweitens die Keimblätter und ihre Um- gestaltungen. In ersterer Beziehung wurde zunächst die Erforschung der Furchung die Hauptaufgabe. Abgesehen von einer grossen Zahl von Beobachtungen, die die grosse Verbreitung dieses Vorganges darthaten, gelang es auch bald, das Wesentliche dieser Erscheinung zu erfassen. Siebold war der Erste, der in den Furchungskugeln der Rundwürmer ein helles Bläschen entdeckte, (Burdach’s Phys. 2. Aufl. 2. Bd.) von dem dann sein Schüler Bagge (de evolutione Strongyli auricularis et Ascaridis acuminatae, Erlangae 1841) nachwies, dass es immer vor der Theilung der Furchungskugeln in zwei zerfällt, Beobachtungen, die von mir bestätigt und dahin erweitert wurden, dass diese Bläschen, die ich aus hier nicht zu erörternden Gründen erst Embryonalzellen nannte (Müll. Arch. 1843) und später für gewöhn- liche Kerne erklärte (Entw. d. Cephalop., Zürich 1844), noch ein Kör- perchen enthalten, welches übrigens vor mir schon von Rathke ge- sehen worden war (Fror. Not. 1842 N. 517), worauf ich dann so- wohl für die totale als die partielle Furchung, die ich zuerst an den Cephalopoden auf ihre letzten Ursachen verfolgte, eine Theorie auf- stellte (ll. cc.), die sich im Wesentlichen als richtig bewährt hat.Erste Zellenbil- dung und ihre Beziehungen zur Furchung.
Gleichzeitig mit der Erforschung des eigentlichen Wesens der Furchung wurde auch die Frage nach ihrer Bedeutung für die Bil- dung des Embryo und seiner Elemente in Angriff genommen. Bischoff (Kaninchenei) und bestimmter Reichert (Entwicklungsleben im Wir- belth. 1840) wiesen nach, dass die Furchungskugeln später zu Zel- len sich gestalten, und zeigte namentlich der letztere Autor, dass beim Frosch die Elemente aller Organe die Abkömmlinge der Fur- chungszellen sind, doch vermochte diese Auffassung anfänglich nicht durchzudringen, da Vogt im Jahre 1842 in seinen Arbeiten über die Entwicklung des Alytes und Coregonus in vollem Gegensatze hierzu den Satz aufstellte und im Einzelnen durchzuführen versuchte, dass die Furchungskugeln später sich auflösen und die ersten Zellen der Embryonen frei in dem hierdurch entstandenen Cytoblasteme sich bilden, und war es daher für die richtige Weiterentwicklung dieser Angelegenheit wohl nicht ohne Bedeutung, dass ich in meiner Ent-
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Historische Einleitung.
des Thatsächlichen erscheinen, von denen sondern, denen eine all-
gemeine Bedeutung zukommt.
In letzterer Beziehung waren es vor Allem zwei Fragen, die die
Forscher beschäftigten, und zwar einmal die erste Bildung der Form-
elemente der Embryonen und ihre Beziehungen zu denen der er-
wachsenen Organismen, und zweitens die Keimblätter und ihre Um-
gestaltungen. In ersterer Beziehung wurde zunächst die Erforschung
der Furchung die Hauptaufgabe. Abgesehen von einer grossen
Zahl von Beobachtungen, die die grosse Verbreitung dieses Vorganges
darthaten, gelang es auch bald, das Wesentliche dieser Erscheinung
zu erfassen. Siebold war der Erste, der in den Furchungskugeln
der Rundwürmer ein helles Bläschen entdeckte, (Burdach’s Phys.
2. Aufl. 2. Bd.) von dem dann sein Schüler Bagge (de evolutione Strongyli
auricularis et Ascaridis acuminatae, Erlangae 1841) nachwies, dass
es immer vor der Theilung der Furchungskugeln in zwei zerfällt,
Beobachtungen, die von mir bestätigt und dahin erweitert wurden,
dass diese Bläschen, die ich aus hier nicht zu erörternden Gründen erst
Embryonalzellen nannte (Müll. Arch. 1843) und später für gewöhn-
liche Kerne erklärte (Entw. d. Cephalop., Zürich 1844), noch ein Kör-
perchen enthalten, welches übrigens vor mir schon von Rathke ge-
sehen worden war (Fror. Not. 1842 N. 517), worauf ich dann so-
wohl für die totale als die partielle Furchung, die ich zuerst an den
Cephalopoden auf ihre letzten Ursachen verfolgte, eine Theorie auf-
stellte (ll. cc.), die sich im Wesentlichen als richtig bewährt hat.
Genauere
Erforschung der
Furchung.
Erste Zellenbil-
dung und ihre
Beziehungen zur
Furchung.
Gleichzeitig mit der Erforschung des eigentlichen Wesens der
Furchung wurde auch die Frage nach ihrer Bedeutung für die Bil-
dung des Embryo und seiner Elemente in Angriff genommen. Bischoff
(Kaninchenei) und bestimmter Reichert (Entwicklungsleben im Wir-
belth. 1840) wiesen nach, dass die Furchungskugeln später zu Zel-
len sich gestalten, und zeigte namentlich der letztere Autor, dass
beim Frosch die Elemente aller Organe die Abkömmlinge der Fur-
chungszellen sind, doch vermochte diese Auffassung anfänglich nicht
durchzudringen, da Vogt im Jahre 1842 in seinen Arbeiten über die
Entwicklung des Alytes und Coregonus in vollem Gegensatze hierzu
den Satz aufstellte und im Einzelnen durchzuführen versuchte, dass
die Furchungskugeln später sich auflösen und die ersten Zellen der
Embryonen frei in dem hierdurch entstandenen Cytoblasteme sich
bilden, und war es daher für die richtige Weiterentwicklung dieser
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/31>, abgerufen am 21.11.2024.
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