Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Dreissigste Vorlesung. hier nur die äussere Lage der Haut oder das Epidermisblatt bei derAbschnürung betheiligt erscheint. Gehörbläschen [Abbildung]
Fig. 150. zigen dicken (von 0,02--0,03''') Mem-bran umgeben war, die wie die des Hühnchens ganz und gar aus läng- lichen epithelartigen Zellen bestand, und wohl unzweifelhaft vom abge- schnürten Hornblatte herrührte. In Anbetracht dieses Umstandes und ge- stützt auf die Beobachtung von Bi- schoff, dass das Ohrbläschen der Säugethiere anfänglich mit dem Medullarrohre gar nicht zusammen- hängt, wird es daher wohl erlaubt sein anzunehmen, dass seine erste Bildung auch bei den Säugethieren und beim Menschen eben so vor sich geht, wie beim Hühnchen. Weitere [Abbildung]
Fig. 150. Schädel eines vier Wochen alten menschlichen Embryo, senk- Dreissigste Vorlesung. hier nur die äussere Lage der Haut oder das Epidermisblatt bei derAbschnürung betheiligt erscheint. Gehörbläschen [Abbildung]
Fig. 150. zigen dicken (von 0,02—0,03‴) Mem-bran umgeben war, die wie die des Hühnchens ganz und gar aus läng- lichen epithelartigen Zellen bestand, und wohl unzweifelhaft vom abge- schnürten Hornblatte herrührte. In Anbetracht dieses Umstandes und ge- stützt auf die Beobachtung von Bi- schoff, dass das Ohrbläschen der Säugethiere anfänglich mit dem Medullarrohre gar nicht zusammen- hängt, wird es daher wohl erlaubt sein anzunehmen, dass seine erste Bildung auch bei den Säugethieren und beim Menschen eben so vor sich geht, wie beim Hühnchen. Weitere [Abbildung]
Fig. 150. Schädel eines vier Wochen alten menschlichen Embryo, senk- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0320" n="304"/><fw place="top" type="header">Dreissigste Vorlesung.</fw><lb/> hier nur die äussere Lage der Haut oder das Epidermisblatt bei der<lb/> Abschnürung betheiligt erscheint.</p><lb/> <p><note place="left">Gehörbläschen<lb/> der Säugethiere.</note>So viel vom Hühnchen. Was nun die <hi rendition="#g">Säugethiere</hi> und den<lb/><hi rendition="#g">Menschen</hi> anlangt, so ist durch zahlreiche Beobachtungen verschie-<lb/> dener Autoren hinreichend constatirt, dass auch hier das Labyrinth<lb/> in Gestalt eines rundlichen Bläschen zu beiden Seiten des Nachhirns<lb/> auftritt (siehe Fig. 59, 54, 46 nach <hi rendition="#k">Bischoff,</hi> Fig. 69 und 70 nach<lb/><hi rendition="#k">Thomson</hi>), doch fehlen bis jetzt alle und jede Beobachtungen über<lb/> die erste Entwicklung und die feinere Zusammensetzung dieser Bläs-<lb/> chen, indem auch <hi rendition="#k">Bischoff,</hi> der hierzu die beste Gelegenheit gehabt<lb/> hätte, nichts weiter über diese Verhältnisse mitgetheilt hat. Auch<lb/> ich bin leider nicht im Stande diese Lücke ganz auszufüllen, immer-<lb/> hin kann ich Ihnen mittheilen, dass das Labyrinthbläschen eines<lb/> vier Wochen alten menschlichen Embryo, dessen Gestalt allerdings<lb/> schon nicht mehr ganz die primitive war (s. Fig. 150) von einer ein-<lb/><figure><head>Fig. 150.</head></figure><lb/> zigen dicken (von 0,02—0,03‴) Mem-<lb/> bran umgeben war, die wie die des<lb/> Hühnchens ganz und gar aus läng-<lb/> lichen epithelartigen Zellen bestand,<lb/> und wohl unzweifelhaft vom abge-<lb/> schnürten Hornblatte herrührte. In<lb/> Anbetracht dieses Umstandes und ge-<lb/> stützt auf die Beobachtung von <hi rendition="#k">Bi-<lb/> schoff,</hi> dass das Ohrbläschen der<lb/> Säugethiere anfänglich mit dem Medullarrohre gar nicht zusammen-<lb/> hängt, wird es daher wohl erlaubt sein anzunehmen, dass seine erste<lb/> Bildung auch bei den Säugethieren und beim Menschen eben so vor<lb/> sich geht, wie beim Hühnchen.</p><lb/> <p><note place="left">Weitere<lb/> Umwandlung<lb/> des Labyrinth-<lb/> bläschens.</note>Wir wenden uns nun zur Schilderung der weiteren Entwicklung<lb/> des Labyrinthbläschens, die besonders durch die Untersuchungen<lb/><figure><p>Fig. 150. Schädel eines vier Wochen alten menschlichen Embryo, senk-<lb/> recht durchschnitten, von innen und vergrössert dargestellt. <hi rendition="#i">a</hi> unbestimmt<lb/> durchschimmerndes Auge, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">no</hi></hi> hohler platter <hi rendition="#i">Nervus opticus, v, z, m, h, n</hi> Gru-<lb/> ben der Schädelhöhle, die das Vorderhirn, Zwischenhirn, Mittelhirn, Hinter-<lb/> hirn und Nachhirn enthalten, <hi rendition="#i">t</hi> mittlerer Schädelbalken oder vorderer Theil des<lb/><hi rendition="#i">Tentorium cerebelli, t′</hi> seitlicher und hinterer Theil des <hi rendition="#i">Tentorium,</hi> jetzt noch<lb/> zwischen Mittelhirn und Zwischenhirn gelegen, <hi rendition="#i">p</hi> Ausstülpung der Schlund-<lb/> höhle, die <hi rendition="#k">Rathke</hi> früher mit der Bildung der <hi rendition="#i">Hypophysis</hi> in Zusammenhang<lb/> gebracht, <hi rendition="#i">o</hi> primitives Gehörbläschen mit einem oberen spitzen Anhang,<lb/> durchschimmernd.</p></figure><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [304/0320]
Dreissigste Vorlesung.
hier nur die äussere Lage der Haut oder das Epidermisblatt bei der
Abschnürung betheiligt erscheint.
So viel vom Hühnchen. Was nun die Säugethiere und den
Menschen anlangt, so ist durch zahlreiche Beobachtungen verschie-
dener Autoren hinreichend constatirt, dass auch hier das Labyrinth
in Gestalt eines rundlichen Bläschen zu beiden Seiten des Nachhirns
auftritt (siehe Fig. 59, 54, 46 nach Bischoff, Fig. 69 und 70 nach
Thomson), doch fehlen bis jetzt alle und jede Beobachtungen über
die erste Entwicklung und die feinere Zusammensetzung dieser Bläs-
chen, indem auch Bischoff, der hierzu die beste Gelegenheit gehabt
hätte, nichts weiter über diese Verhältnisse mitgetheilt hat. Auch
ich bin leider nicht im Stande diese Lücke ganz auszufüllen, immer-
hin kann ich Ihnen mittheilen, dass das Labyrinthbläschen eines
vier Wochen alten menschlichen Embryo, dessen Gestalt allerdings
schon nicht mehr ganz die primitive war (s. Fig. 150) von einer ein-
[Abbildung Fig. 150.]
zigen dicken (von 0,02—0,03‴) Mem-
bran umgeben war, die wie die des
Hühnchens ganz und gar aus läng-
lichen epithelartigen Zellen bestand,
und wohl unzweifelhaft vom abge-
schnürten Hornblatte herrührte. In
Anbetracht dieses Umstandes und ge-
stützt auf die Beobachtung von Bi-
schoff, dass das Ohrbläschen der
Säugethiere anfänglich mit dem Medullarrohre gar nicht zusammen-
hängt, wird es daher wohl erlaubt sein anzunehmen, dass seine erste
Bildung auch bei den Säugethieren und beim Menschen eben so vor
sich geht, wie beim Hühnchen.
Gehörbläschen
der Säugethiere.
Wir wenden uns nun zur Schilderung der weiteren Entwicklung
des Labyrinthbläschens, die besonders durch die Untersuchungen
[Abbildung Fig. 150. Schädel eines vier Wochen alten menschlichen Embryo, senk-
recht durchschnitten, von innen und vergrössert dargestellt. a unbestimmt
durchschimmerndes Auge, no hohler platter Nervus opticus, v, z, m, h, n Gru-
ben der Schädelhöhle, die das Vorderhirn, Zwischenhirn, Mittelhirn, Hinter-
hirn und Nachhirn enthalten, t mittlerer Schädelbalken oder vorderer Theil des
Tentorium cerebelli, t′ seitlicher und hinterer Theil des Tentorium, jetzt noch
zwischen Mittelhirn und Zwischenhirn gelegen, p Ausstülpung der Schlund-
höhle, die Rathke früher mit der Bildung der Hypophysis in Zusammenhang
gebracht, o primitives Gehörbläschen mit einem oberen spitzen Anhang,
durchschimmernd.]
Weitere
Umwandlung
des Labyrinth-
bläschens.
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