Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Entwicklung des Geruchsorganes. sagen, dass die Angaben von v. Baer und Rathke in allen Punctenrichtig sind. Diesem zufolge stellt sich als zweite und einzig richtige Ansicht über die Entwicklung des Geruchsorganes die heraus, nach welcher dasselbe ursprünglich selbständig und ganz unabhängig von der Mundhöhle entsteht. Erst in zweiter Linie bildet sich dann eine Vereinigung der Riechgruben mit der Mundhöhle und in dritter Linie trennt sich die Mundhöhle in zwei Abschnitte, von denen der obere zum respiratorischen Abschnitte der Nasenhöhlen wird, während aus den primitiven Riechgruben das eigentliche Labyrinth des Ge- ruchsorganes entsteht. Nach diesen Vorbemerkungen wende ich mich nun zur Dar-Erste [Abbildung]
Fig. 158. am Ende des dritten Tagesund erscheinen in der Sei- tenansicht (Fig. 158) vor und etwas tiefer als das Auge so ziemlich in einer Höhe mit dem sogenannten Au- genstiele. Dieselben sind viel kleiner als das Auge und an- fangs nichts als flache rund- liche Grübchen, die, wie Remak zuerst richtig angegeben hat, von dem etwas verdickten Hornblatte ausgekleidet werden, erlangen aber bald eine etwas beträchtlichere Tiefe und umgeben sich mit einem leicht vortretenden aber doch scharfen Rande. Betrachtet man den abgeschnittenen Kopf eines solchen Embryo von unten und vorn, so dass man gerade in die Mundspalte sieht (Fig. 158. 1), so erkennt [Abbildung]
Fig. 158. Kopf eines Hühnerembryo vom dritten Tage, vergr., Chrom- Entwicklung des Geruchsorganes. sagen, dass die Angaben von v. Baer und Rathke in allen Punctenrichtig sind. Diesem zufolge stellt sich als zweite und einzig richtige Ansicht über die Entwicklung des Geruchsorganes die heraus, nach welcher dasselbe ursprünglich selbständig und ganz unabhängig von der Mundhöhle entsteht. Erst in zweiter Linie bildet sich dann eine Vereinigung der Riechgruben mit der Mundhöhle und in dritter Linie trennt sich die Mundhöhle in zwei Abschnitte, von denen der obere zum respiratorischen Abschnitte der Nasenhöhlen wird, während aus den primitiven Riechgruben das eigentliche Labyrinth des Ge- ruchsorganes entsteht. Nach diesen Vorbemerkungen wende ich mich nun zur Dar-Erste [Abbildung]
Fig. 158. am Ende des dritten Tagesund erscheinen in der Sei- tenansicht (Fig. 158) vor und etwas tiefer als das Auge so ziemlich in einer Höhe mit dem sogenannten Au- genstiele. Dieselben sind viel kleiner als das Auge und an- fangs nichts als flache rund- liche Grübchen, die, wie Remak zuerst richtig angegeben hat, von dem etwas verdickten Hornblatte ausgekleidet werden, erlangen aber bald eine etwas beträchtlichere Tiefe und umgeben sich mit einem leicht vortretenden aber doch scharfen Rande. Betrachtet man den abgeschnittenen Kopf eines solchen Embryo von unten und vorn, so dass man gerade in die Mundspalte sieht (Fig. 158. 1), so erkennt [Abbildung]
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Entwicklung des Geruchsorganes.
sagen, dass die Angaben von v. Baer und Rathke in allen Puncten
richtig sind. Diesem zufolge stellt sich als zweite und einzig richtige
Ansicht über die Entwicklung des Geruchsorganes die heraus, nach
welcher dasselbe ursprünglich selbständig und ganz unabhängig von
der Mundhöhle entsteht. Erst in zweiter Linie bildet sich dann eine
Vereinigung der Riechgruben mit der Mundhöhle und in dritter Linie
trennt sich die Mundhöhle in zwei Abschnitte, von denen der obere
zum respiratorischen Abschnitte der Nasenhöhlen wird, während
aus den primitiven Riechgruben das eigentliche Labyrinth des Ge-
ruchsorganes entsteht.
Nach diesen Vorbemerkungen wende ich mich nun zur Dar-
stellung der Entwicklung des Geruchsorganes im Einzelnen und will
ich Ihnen nun zunächst und vor Allem die ersten und wichtigsten
Stadien vom Hühnchen schildern, bei dem dieselben sowohl an fri-
schen als und vor Allem an Chromsäurepräparaten äusserst leicht zu
verfolgen sind. Die Riechgruben zeigen sich beim Hühnerembryo
[Abbildung Fig. 158.]
am Ende des dritten Tages
und erscheinen in der Sei-
tenansicht (Fig. 158) vor und
etwas tiefer als das Auge
so ziemlich in einer Höhe
mit dem sogenannten Au-
genstiele. Dieselben sind viel
kleiner als das Auge und an-
fangs nichts als flache rund-
liche Grübchen, die, wie Remak zuerst richtig angegeben hat, von
dem etwas verdickten Hornblatte ausgekleidet werden, erlangen
aber bald eine etwas beträchtlichere Tiefe und umgeben sich mit
einem leicht vortretenden aber doch scharfen Rande. Betrachtet man
den abgeschnittenen Kopf eines solchen Embryo von unten und vorn,
so dass man gerade in die Mundspalte sieht (Fig. 158. 1), so erkennt
[Abbildung Fig. 158. Kopf eines Hühnerembryo vom dritten Tage, vergr., Chrom-
säurepräparat. 1. von vorn, 2. von der Seite. n Geruchsgrübchen, l Linse mit
einer runden Oeffnung, durch die ihre Höhle nach aussen mündet, gl Augen-
spalte, die mit der Bildung des Glaskörpers zusammenhängt und vom Rande
der Linse auf den Sehnerven oder Augenstiel übergeht, jedoch nicht deutlich
genug ausgefallen ist. o Oberkieferfortsatz des ersten Kiemenbogens, u Unter-
kieferfortsatz desselben, g Gehörbläschen durch eine runde Oeffnung nach
aussen mündend. Ausserdem sind noch der zweite und dritte Kiemenbogen
und in der Fig. 1 auch die Mundspalte sichtbar.]
Erste
Entwicklung des
Geruchsorganes
beim Hühnchen.
Riechgrübchen.
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