Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Dreiunddreissigste Vorlesung. Anlage der "Haarpapille", in der nach Remak schon früh Gefässesichtbar werden. Zugleich sondern sich die Epidermiszellen der Haaranlage in zwei Schichten, eine innere, in welcher die Elemente eine mehr gestreckte Form annehmen, Anlage des Haares und der inneren Wurzelscheide, und eine äussere, deren Zellen mit den Zel- len der Schleimschicht in Verbindung bleiben und die äussere Wur- zelscheide darstellen. Endlich trennt sich die innere Lage nochmals in zwei, das Haar und die innere Wurzelscheide. Somit bildet sich das Haar mit seinen Scheiden einfach durch Differenzirung der Zellen [Abbildung]
Fig. 167. der primitiven soliden Epidermisanlage underscheint gleich von Anfang an als ein gan- zes kleines Härchen mit Wurzel, Schaft und Spitze, welches jedoch zuerst nicht hervor- ragt, sondern von beiden Lagen der Ober- haut bedeckt ist. Einmal gebildet beginnen die Härchen zu wuchern und brechen bald durch, ein Vorgang, der wahrscheinlich einem guten Theile nach dadurch zu Stande kommt, dass die Hornschicht der Epidermis in der That abgehoben wird, oder durch Abschuppungen verloren geht. Dieses Durch- brechen der Haare beginnt am Ende des fünften Monates am Kopfe und der Augen- brauengegend und endet in der 23--25 Woche an den Extremitäten. Die eben hervorgebrochenen Haare haben eine sehr regelmässige Stellung, wie diess namentlich von Eschricht vor Jahren genauer verfolgt und durch Abbildungen ver- sinnlicht worden ist. Es convergiren nämlich dieselben nach gewis- sen Linien hin und divergiren von gewissen Puncten oder Linien aus, so dass sie eigenthümliche federartige Zeichnungen, Wirbel, [Abbildung]
innere Zellen einen deutlichen Kegel bilden, noch ohne Haar, aber mit ange- [Abbildung]
Fig. 167. Haaranlage von den Augenbrauen mit eben entstandenem, aber Dreiunddreissigste Vorlesung. Anlage der «Haarpapille», in der nach Remak schon früh Gefässesichtbar werden. Zugleich sondern sich die Epidermiszellen der Haaranlage in zwei Schichten, eine innere, in welcher die Elemente eine mehr gestreckte Form annehmen, Anlage des Haares und der inneren Wurzelscheide, und eine äussere, deren Zellen mit den Zel- len der Schleimschicht in Verbindung bleiben und die äussere Wur- zelscheide darstellen. Endlich trennt sich die innere Lage nochmals in zwei, das Haar und die innere Wurzelscheide. Somit bildet sich das Haar mit seinen Scheiden einfach durch Differenzirung der Zellen [Abbildung]
Fig. 167. der primitiven soliden Epidermisanlage underscheint gleich von Anfang an als ein gan- zes kleines Härchen mit Wurzel, Schaft und Spitze, welches jedoch zuerst nicht hervor- ragt, sondern von beiden Lagen der Ober- haut bedeckt ist. Einmal gebildet beginnen die Härchen zu wuchern und brechen bald durch, ein Vorgang, der wahrscheinlich einem guten Theile nach dadurch zu Stande kommt, dass die Hornschicht der Epidermis in der That abgehoben wird, oder durch Abschuppungen verloren geht. Dieses Durch- brechen der Haare beginnt am Ende des fünften Monates am Kopfe und der Augen- brauengegend und endet in der 23—25 Woche an den Extremitäten. Die eben hervorgebrochenen Haare haben eine sehr regelmässige Stellung, wie diess namentlich von Eschricht vor Jahren genauer verfolgt und durch Abbildungen ver- sinnlicht worden ist. Es convergiren nämlich dieselben nach gewis- sen Linien hin und divergiren von gewissen Puncten oder Linien aus, so dass sie eigenthümliche federartige Zeichnungen, Wirbel, [Abbildung]
innere Zellen einen deutlichen Kegel bilden, noch ohne Haar, aber mit ange- [Abbildung]
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Dreiunddreissigste Vorlesung.
Anlage der «Haarpapille», in der nach Remak schon früh Gefässe
sichtbar werden. Zugleich sondern sich die Epidermiszellen der
Haaranlage in zwei Schichten, eine innere, in welcher die Elemente
eine mehr gestreckte Form annehmen, Anlage des Haares und der
inneren Wurzelscheide, und eine äussere, deren Zellen mit den Zel-
len der Schleimschicht in Verbindung bleiben und die äussere Wur-
zelscheide darstellen. Endlich trennt sich die innere Lage nochmals
in zwei, das Haar und die innere Wurzelscheide. Somit bildet sich
das Haar mit seinen Scheiden einfach durch Differenzirung der Zellen
[Abbildung Fig. 167.]
der primitiven soliden Epidermisanlage und
erscheint gleich von Anfang an als ein gan-
zes kleines Härchen mit Wurzel, Schaft und
Spitze, welches jedoch zuerst nicht hervor-
ragt, sondern von beiden Lagen der Ober-
haut bedeckt ist. Einmal gebildet beginnen
die Härchen zu wuchern und brechen bald
durch, ein Vorgang, der wahrscheinlich
einem guten Theile nach dadurch zu Stande
kommt, dass die Hornschicht der Epidermis
in der That abgehoben wird, oder durch
Abschuppungen verloren geht. Dieses Durch-
brechen der Haare beginnt am Ende des
fünften Monates am Kopfe und der Augen-
brauengegend und endet in der 23—25
Woche an den Extremitäten. Die eben hervorgebrochenen Haare
haben eine sehr regelmässige Stellung, wie diess namentlich von
Eschricht vor Jahren genauer verfolgt und durch Abbildungen ver-
sinnlicht worden ist. Es convergiren nämlich dieselben nach gewis-
sen Linien hin und divergiren von gewissen Puncten oder Linien
aus, so dass sie eigenthümliche federartige Zeichnungen, Wirbel,
[Abbildung innere Zellen einen deutlichen Kegel bilden, noch ohne Haar, aber mit ange-
deuteter Papille. a Hornschicht der Oberhaut; b Schleimschicht derselben;
c äussere Wurzelscheide des späteren Balges; i structurlose Haut aussen an
derselben; h Papilla pili.]
[Abbildung Fig. 167. Haaranlage von den Augenbrauen mit eben entstandenem, aber
noch nicht durchgebrochenem Haar von 0,28‴ Länge. Die innere Wurzelscheide
überragt oben die Haarspitze in etwas und seitlich am Halse des Balges zeigen
sich in Gestalt zweier warzenförmigen Auswüchse der äusseren Wurzelscheide
die ersten Anlagen der Talgdrüsen.]
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