Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.
Sechsunddreissigste Vorlesung. WeitereEntwicklung des Herzens.menschliche Herz. Die Fig. 196 zeigt Ihnen das 2 2/3 mm lange Herz des in der Fig. 161 dargestellten vier Wochen alten Embryo, das [Abbildung]
Fig. 196. sehr nahe an die Herzform der Figg. 192 und193 sich anschliesst. Bemerkenswerth ist neben der grösseren Entwicklung der Herzohren die Kleinheit der rechten Kammer, ein Verhalten, das jedoch nur kurze Zeit so ausgeprägt be- steht, indem ich bei einem kaum merklich grösseren Herzen von 2 2/3 mm eines etwa fünf Wochen alten Embryo schon die Form antraf, die Coste (siehe Fig. 197) von einem vier Wo- chen alten Fötus zeichnet, welcher jedoch, wie wenigstens die Gestaltung des Gesichtes zu erkennen gibt, älter war als der von mir in der Fig. 161 dargestellte. Mit Bezug auf die anderen Verhältnisse des Herzens der Fig. 196 ist noch Folgendes zu bemerken. Die Aorta oder der Truncus arteriosus, obschon wie mit einer Furche ver- sehen, welche aber nur die durchschimmernde Intima ist, war noch einfach und durch die schiefe Lage ihres Anfanges, so wie durch die starke Biegung in der Gegend der Vorkammer auffallend. An dieser ist mit Hinsicht auf die nächstfolgende Zeit besonders der nahezu gleiche Umfang der beiden Herzohren, von denen das linke selbst eher etwas grösser ist, zu beachten, ausserdem verdient aber auch das Verhalten der einmündenden Venen Berücksichtigung. Statt Einer grossen Vene nämlich, die früher allein vorhanden war, sehen Sie hier das erste Stadium der Scheidung in die drei späteren Stämme und zwar ist die rechte Cava superior schon ganz getrennt, während die Cava inferior und die Cava superior sinistra noch zu- sammenhängen. Die weiteren Veränderungen des menschlichen Herzens, die [Abbildung]
Fig. 196. Herz eines vier Wochen alten, 6''' langen menschlichen Embryo, Sechsunddreissigste Vorlesung. WeitereEntwicklung des Herzens.menschliche Herz. Die Fig. 196 zeigt Ihnen das 2⅔mm lange Herz des in der Fig. 161 dargestellten vier Wochen alten Embryo, das [Abbildung]
Fig. 196. sehr nahe an die Herzform der Figg. 192 und193 sich anschliesst. Bemerkenswerth ist neben der grösseren Entwicklung der Herzohren die Kleinheit der rechten Kammer, ein Verhalten, das jedoch nur kurze Zeit so ausgeprägt be- steht, indem ich bei einem kaum merklich grösseren Herzen von 2⅔mm eines etwa fünf Wochen alten Embryo schon die Form antraf, die Coste (siehe Fig. 197) von einem vier Wo- chen alten Fötus zeichnet, welcher jedoch, wie wenigstens die Gestaltung des Gesichtes zu erkennen gibt, älter war als der von mir in der Fig. 161 dargestellte. Mit Bezug auf die anderen Verhältnisse des Herzens der Fig. 196 ist noch Folgendes zu bemerken. Die Aorta oder der Truncus arteriosus, obschon wie mit einer Furche ver- sehen, welche aber nur die durchschimmernde Intima ist, war noch einfach und durch die schiefe Lage ihres Anfanges, so wie durch die starke Biegung in der Gegend der Vorkammer auffallend. An dieser ist mit Hinsicht auf die nächstfolgende Zeit besonders der nahezu gleiche Umfang der beiden Herzohren, von denen das linke selbst eher etwas grösser ist, zu beachten, ausserdem verdient aber auch das Verhalten der einmündenden Venen Berücksichtigung. Statt Einer grossen Vene nämlich, die früher allein vorhanden war, sehen Sie hier das erste Stadium der Scheidung in die drei späteren Stämme und zwar ist die rechte Cava superior schon ganz getrennt, während die Cava inferior und die Cava superior sinistra noch zu- sammenhängen. Die weiteren Veränderungen des menschlichen Herzens, die [Abbildung]
Fig. 196. Herz eines vier Wochen alten, 6‴ langen menschlichen Embryo, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0414" n="398"/><fw place="top" type="header">Sechsunddreissigste Vorlesung.</fw><lb/><note place="left">Weitere<lb/> Entwicklung des<lb/> Herzens.</note>menschliche Herz. Die Fig. 196 zeigt Ihnen das 2⅔<hi rendition="#sup">mm</hi> lange Herz<lb/> des in der Fig. 161 dargestellten vier Wochen alten Embryo, das<lb/><figure><head>Fig. 196.</head></figure><lb/> sehr nahe an die Herzform der Figg. 192 und<lb/> 193 sich anschliesst. Bemerkenswerth ist neben<lb/> der grösseren Entwicklung der Herzohren die<lb/> Kleinheit der rechten Kammer, ein Verhalten,<lb/> das jedoch nur kurze Zeit so ausgeprägt be-<lb/> steht, indem ich bei einem kaum merklich<lb/> grösseren Herzen von 2⅔<hi rendition="#sup">mm</hi> eines etwa fünf<lb/> Wochen alten Embryo schon die Form antraf,<lb/> die <hi rendition="#k">Coste</hi> (siehe Fig. 197) von einem vier Wo-<lb/> chen alten Fötus zeichnet, welcher jedoch, wie<lb/> wenigstens die Gestaltung des Gesichtes zu<lb/> erkennen gibt, älter war als der von mir in<lb/> der Fig. 161 dargestellte. Mit Bezug auf die<lb/> anderen Verhältnisse des Herzens der Fig. 196<lb/> ist noch Folgendes zu bemerken. Die Aorta<lb/> oder der <hi rendition="#i">Truncus arteriosus</hi>, obschon wie mit einer Furche ver-<lb/> sehen, welche aber nur die durchschimmernde <hi rendition="#i">Intima</hi> ist, war<lb/> noch einfach und durch die schiefe Lage ihres Anfanges, so wie<lb/> durch die starke Biegung in der Gegend der Vorkammer auffallend.<lb/> An dieser ist mit Hinsicht auf die nächstfolgende Zeit besonders der<lb/> nahezu gleiche Umfang der beiden Herzohren, von denen das linke<lb/> selbst eher etwas grösser ist, zu beachten, ausserdem verdient aber<lb/> auch das Verhalten der einmündenden Venen Berücksichtigung.<lb/> Statt Einer grossen Vene nämlich, die früher allein vorhanden war,<lb/> sehen Sie hier das erste Stadium der Scheidung in die drei späteren<lb/> Stämme und zwar ist die rechte <hi rendition="#i">Cava superior</hi> schon ganz getrennt,<lb/> während die <hi rendition="#i">Cava inferior</hi> und die <hi rendition="#i">Cava superior sinistra</hi> noch zu-<lb/> sammenhängen.</p><lb/> <p>Die weiteren Veränderungen des menschlichen Herzens, die<lb/> zwischen die vierte bis achte Woche fallen, sind folgende. Zuerst<lb/> und vor Allem wird die rechte Kammer kolbenförmig und grösser<lb/><figure><p>Fig. 196. Herz eines vier Wochen alten, 6‴ langen menschlichen Embryo,<lb/> 5½mal vergr. I. von vorn, II. von hinten. III. mit geöffneten Kammern und<lb/> Vorkammer, deren obere Hälfte entfernt ist. <hi rendition="#i">a′</hi> linkes, <hi rendition="#i">a″</hi> rechtes Herzohr,<lb/><hi rendition="#i">v′</hi> linke, <hi rendition="#i">v″</hi> rechte Kammer, <hi rendition="#i">ao Truncus arteriosus, s Septum ventriculorum</hi> in<lb/> der Anlage begriffen, <hi rendition="#i">cd Cava superior dextra, cs Cava superior sinistra</hi> mit<lb/> der <hi rendition="#i">Cava inferior</hi>. Bei II. ist der <hi rendition="#i">Canalis auricularis</hi> sehr deutlich.</p></figure><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [398/0414]
Sechsunddreissigste Vorlesung.
menschliche Herz. Die Fig. 196 zeigt Ihnen das 2⅔mm lange Herz
des in der Fig. 161 dargestellten vier Wochen alten Embryo, das
[Abbildung Fig. 196.]
sehr nahe an die Herzform der Figg. 192 und
193 sich anschliesst. Bemerkenswerth ist neben
der grösseren Entwicklung der Herzohren die
Kleinheit der rechten Kammer, ein Verhalten,
das jedoch nur kurze Zeit so ausgeprägt be-
steht, indem ich bei einem kaum merklich
grösseren Herzen von 2⅔mm eines etwa fünf
Wochen alten Embryo schon die Form antraf,
die Coste (siehe Fig. 197) von einem vier Wo-
chen alten Fötus zeichnet, welcher jedoch, wie
wenigstens die Gestaltung des Gesichtes zu
erkennen gibt, älter war als der von mir in
der Fig. 161 dargestellte. Mit Bezug auf die
anderen Verhältnisse des Herzens der Fig. 196
ist noch Folgendes zu bemerken. Die Aorta
oder der Truncus arteriosus, obschon wie mit einer Furche ver-
sehen, welche aber nur die durchschimmernde Intima ist, war
noch einfach und durch die schiefe Lage ihres Anfanges, so wie
durch die starke Biegung in der Gegend der Vorkammer auffallend.
An dieser ist mit Hinsicht auf die nächstfolgende Zeit besonders der
nahezu gleiche Umfang der beiden Herzohren, von denen das linke
selbst eher etwas grösser ist, zu beachten, ausserdem verdient aber
auch das Verhalten der einmündenden Venen Berücksichtigung.
Statt Einer grossen Vene nämlich, die früher allein vorhanden war,
sehen Sie hier das erste Stadium der Scheidung in die drei späteren
Stämme und zwar ist die rechte Cava superior schon ganz getrennt,
während die Cava inferior und die Cava superior sinistra noch zu-
sammenhängen.
Weitere
Entwicklung des
Herzens.
Die weiteren Veränderungen des menschlichen Herzens, die
zwischen die vierte bis achte Woche fallen, sind folgende. Zuerst
und vor Allem wird die rechte Kammer kolbenförmig und grösser
[Abbildung Fig. 196. Herz eines vier Wochen alten, 6‴ langen menschlichen Embryo,
5½mal vergr. I. von vorn, II. von hinten. III. mit geöffneten Kammern und
Vorkammer, deren obere Hälfte entfernt ist. a′ linkes, a″ rechtes Herzohr,
v′ linke, v″ rechte Kammer, ao Truncus arteriosus, s Septum ventriculorum in
der Anlage begriffen, cd Cava superior dextra, cs Cava superior sinistra mit
der Cava inferior. Bei II. ist der Canalis auricularis sehr deutlich.]
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| Zitationshilfe: | Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/414>, abgerufen am 22.11.2024. |
