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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Sechsunddreissigste Vorlesung.
Beziehung zur Aorta oder dem Truncus arteriosus geschieht. Mündet
einmal die Vorkammer in beide Kammern und stehen diese auch
Bildung des
Septum
ventriculorum
.

[Abbildung] Fig. 200.
beide mit dem Truncus arteriosus in Verbin-
dung, so ist es dann nicht schwer zu begreifen,
wie durch die endliche Vollendung der Septa
im Innern die bekannten vier Höhlen und die
bleibenden Verhältnisse der Arterien sich aus-
bilden.

Nach diesen Vorbemerkungen schildere ich
Ihnen nun der Reihe nach die Vorgänge bei der
Scheidewandbildung in den zwei Abschnitten
des Herzens und im Truncus arteriosus, zu-
gleich mit den übrigen Veränderungen im In-
nern. Die beiden Herzkammern, anfänglich
eben so dünnwandig wie die venöse Abthei-
lung, werden bald -- beim Menschen in der
dritten bis vierten Woche -- zu zwei Säcken
mit ungemein dicker Wand und sehr enger Höhle, deren Wände
ganz und gar aus einem zierlichen Schwammgewebe sich ent-
wickelnder Muskelbalken bestehen. Zugleich beginnt auch die Bil-
dung des Septum, von dem Ecker einen sehr frühen Zustand
von dem in der Fig. 198 dargestellten Herzen eines gekrümmt 51/2'''
messenden Embryo dargestellt hat (Icon. phys. Taf. XXX. Fig. XXII
und XXIII). Dasselbe erschien als eine in der Gegend des Sulcus in-
terventricularis
vom unteren und hinteren Theile der Kammern aus-
gehende niedrige halbmondförmige Falte, deren Concavität nach
oben, d. h. gegen die Aorta und den Vorhof und zugleich ein wenig
nach links schaute. Mithin waren die Kammern an ihren Basaltheilen
noch nicht geschieden, doch hatte sich das ursprüngliche Verhält-
niss auch hier schon in etwas geändert, indem nun auch die rechte
Kammer in etwas mit dem Vorhofe in Verbindung stand. Immer-
hin gehörte das Ostium venosum, dessen Ränder Ecker als stark in
den Vorhof vortretend und, wenn geschlossen, als vierlippig schil-

[Abbildung]

Fig. 200. Herz eines vier Wochen alten, 6''' langen menschlichen Embryo,
51/2mal vergr. I. von vorn, II. von hinten, III. mit geöffneten Kammern und
Vorkammer, deren obere Hälfte entfernt ist. a' linkes, a" rechtes Herzohr,
v' linke, v" rechte Kammer, ao Truncus arteriosus, s Septum ventriculorum in
der Anlage begriffen, cd Cava superior dextra, cs Cava superior sinistra mit
der Cava inferior. Bei I. ist der Canalis Auricularis sehr deutlich.

Sechsunddreissigste Vorlesung.
Beziehung zur Aorta oder dem Truncus arteriosus geschieht. Mündet
einmal die Vorkammer in beide Kammern und stehen diese auch
Bildung des
Septum
ventriculorum
.

[Abbildung] Fig. 200.
beide mit dem Truncus arteriosus in Verbin-
dung, so ist es dann nicht schwer zu begreifen,
wie durch die endliche Vollendung der Septa
im Innern die bekannten vier Höhlen und die
bleibenden Verhältnisse der Arterien sich aus-
bilden.

Nach diesen Vorbemerkungen schildere ich
Ihnen nun der Reihe nach die Vorgänge bei der
Scheidewandbildung in den zwei Abschnitten
des Herzens und im Truncus arteriosus, zu-
gleich mit den übrigen Veränderungen im In-
nern. Die beiden Herzkammern, anfänglich
eben so dünnwandig wie die venöse Abthei-
lung, werden bald — beim Menschen in der
dritten bis vierten Woche — zu zwei Säcken
mit ungemein dicker Wand und sehr enger Höhle, deren Wände
ganz und gar aus einem zierlichen Schwammgewebe sich ent-
wickelnder Muskelbalken bestehen. Zugleich beginnt auch die Bil-
dung des Septum, von dem Ecker einen sehr frühen Zustand
von dem in der Fig. 198 dargestellten Herzen eines gekrümmt 5½‴
messenden Embryo dargestellt hat (Icon. phys. Taf. XXX. Fig. XXII
und XXIII). Dasselbe erschien als eine in der Gegend des Sulcus in-
terventricularis
vom unteren und hinteren Theile der Kammern aus-
gehende niedrige halbmondförmige Falte, deren Concavität nach
oben, d. h. gegen die Aorta und den Vorhof und zugleich ein wenig
nach links schaute. Mithin waren die Kammern an ihren Basaltheilen
noch nicht geschieden, doch hatte sich das ursprüngliche Verhält-
niss auch hier schon in etwas geändert, indem nun auch die rechte
Kammer in etwas mit dem Vorhofe in Verbindung stand. Immer-
hin gehörte das Ostium venosum, dessen Ränder Ecker als stark in
den Vorhof vortretend und, wenn geschlossen, als vierlippig schil-

[Abbildung]

Fig. 200. Herz eines vier Wochen alten, 6‴ langen menschlichen Embryo,
5½mal vergr. I. von vorn, II. von hinten, III. mit geöffneten Kammern und
Vorkammer, deren obere Hälfte entfernt ist. a′ linkes, a″ rechtes Herzohr,
v′ linke, v″ rechte Kammer, ao Truncus arteriosus, s Septum ventriculorum in
der Anlage begriffen, cd Cava superior dextra, cs Cava superior sinistra mit
der Cava inferior. Bei I. ist der Canalis Auricularis sehr deutlich.

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[402/0418] Sechsunddreissigste Vorlesung. Beziehung zur Aorta oder dem Truncus arteriosus geschieht. Mündet einmal die Vorkammer in beide Kammern und stehen diese auch [Abbildung Fig. 200.] beide mit dem Truncus arteriosus in Verbin- dung, so ist es dann nicht schwer zu begreifen, wie durch die endliche Vollendung der Septa im Innern die bekannten vier Höhlen und die bleibenden Verhältnisse der Arterien sich aus- bilden. Bildung des Septum ventriculorum. Nach diesen Vorbemerkungen schildere ich Ihnen nun der Reihe nach die Vorgänge bei der Scheidewandbildung in den zwei Abschnitten des Herzens und im Truncus arteriosus, zu- gleich mit den übrigen Veränderungen im In- nern. Die beiden Herzkammern, anfänglich eben so dünnwandig wie die venöse Abthei- lung, werden bald — beim Menschen in der dritten bis vierten Woche — zu zwei Säcken mit ungemein dicker Wand und sehr enger Höhle, deren Wände ganz und gar aus einem zierlichen Schwammgewebe sich ent- wickelnder Muskelbalken bestehen. Zugleich beginnt auch die Bil- dung des Septum, von dem Ecker einen sehr frühen Zustand von dem in der Fig. 198 dargestellten Herzen eines gekrümmt 5½‴ messenden Embryo dargestellt hat (Icon. phys. Taf. XXX. Fig. XXII und XXIII). Dasselbe erschien als eine in der Gegend des Sulcus in- terventricularis vom unteren und hinteren Theile der Kammern aus- gehende niedrige halbmondförmige Falte, deren Concavität nach oben, d. h. gegen die Aorta und den Vorhof und zugleich ein wenig nach links schaute. Mithin waren die Kammern an ihren Basaltheilen noch nicht geschieden, doch hatte sich das ursprüngliche Verhält- niss auch hier schon in etwas geändert, indem nun auch die rechte Kammer in etwas mit dem Vorhofe in Verbindung stand. Immer- hin gehörte das Ostium venosum, dessen Ränder Ecker als stark in den Vorhof vortretend und, wenn geschlossen, als vierlippig schil- [Abbildung Fig. 200. Herz eines vier Wochen alten, 6‴ langen menschlichen Embryo, 5½mal vergr. I. von vorn, II. von hinten, III. mit geöffneten Kammern und Vorkammer, deren obere Hälfte entfernt ist. a′ linkes, a″ rechtes Herzohr, v′ linke, v″ rechte Kammer, ao Truncus arteriosus, s Septum ventriculorum in der Anlage begriffen, cd Cava superior dextra, cs Cava superior sinistra mit der Cava inferior. Bei I. ist der Canalis Auricularis sehr deutlich.]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/418>, abgerufen am 22.11.2024.