Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Achtunddreissigste Vorlesung. Erst später mit dem stärkeren Wachsthume derselben scheiden siesich nach und nach in zwei Gänge, indem jedes Epithelialrohr sich [Abbildung]
Fig. 218. einen Theil des ursprünglichen Genital-stranges aneignet. Diese Entwicklung der Samenleiter ist desswegen bemerkens- werth, weil sie, wie Sie später einsehen werden, eine ursprüngliche Analogie in dem Verhalten der Ausführungsgänge der Urnieren und der Müller'schen Gänge bei beiden Geschlechtern darthut, denn auch beim weiblichen Geschlechte findet sich ein Genitalstrang von demselben Bau, allein hier theilt sich derselbe nur in den selten- sten Fällen (bei Thieren mit doppeltem Uterus und doppelter Scheide) in zwei Gänge, sondern bleibt meist einfach bestehen, so jedoch, dass in ihm allerdings nicht die Urnierengänge, sondern gerade um- gekehrt die Müller'schen Kanäle sich erhalten. -- Die Samen- bläschen sind einfach Auswüchse der untersten Enden der Samen- leiter. Dieselben bilden sich im dritten Monate und sind noch am Ende desselben einfache birnförmige hohle Anhänge des Samenleiters von kaum mehr als 1/2''' Länge. Ihre weiteren Schicksale habe ich nicht verfolgt, es ist jedoch auch so klar, wie aus der einfachen ur- sprünglichen Gestalt die spätere hervorgeht. -- Bei Thieren ist die Bildung der Samenbläschen leicht zu verfolgen und sehen Sie die- selbe in der Fig. 218 auf der allerersten Stufe, als kleine quere Aus- sackungen der Samenleiter, die bemerkenswerther Weise anfänglich auch ganz und gar im Genitalstrange eingeschlossen sind. [Abbildung] Fig. 218. Querschnitt durch den unteren Theil des Genitalstranges und Achtunddreissigste Vorlesung. Erst später mit dem stärkeren Wachsthume derselben scheiden siesich nach und nach in zwei Gänge, indem jedes Epithelialrohr sich [Abbildung]
Fig. 218. einen Theil des ursprünglichen Genital-stranges aneignet. Diese Entwicklung der Samenleiter ist desswegen bemerkens- werth, weil sie, wie Sie später einsehen werden, eine ursprüngliche Analogie in dem Verhalten der Ausführungsgänge der Urnieren und der Müller’schen Gänge bei beiden Geschlechtern darthut, denn auch beim weiblichen Geschlechte findet sich ein Genitalstrang von demselben Bau, allein hier theilt sich derselbe nur in den selten- sten Fällen (bei Thieren mit doppeltem Uterus und doppelter Scheide) in zwei Gänge, sondern bleibt meist einfach bestehen, so jedoch, dass in ihm allerdings nicht die Urnierengänge, sondern gerade um- gekehrt die Müller’schen Kanäle sich erhalten. — Die Samen- bläschen sind einfach Auswüchse der untersten Enden der Samen- leiter. Dieselben bilden sich im dritten Monate und sind noch am Ende desselben einfache birnförmige hohle Anhänge des Samenleiters von kaum mehr als ½‴ Länge. Ihre weiteren Schicksale habe ich nicht verfolgt, es ist jedoch auch so klar, wie aus der einfachen ur- sprünglichen Gestalt die spätere hervorgeht. — Bei Thieren ist die Bildung der Samenbläschen leicht zu verfolgen und sehen Sie die- selbe in der Fig. 218 auf der allerersten Stufe, als kleine quere Aus- sackungen der Samenleiter, die bemerkenswerther Weise anfänglich auch ganz und gar im Genitalstrange eingeschlossen sind. [Abbildung] Fig. 218. Querschnitt durch den unteren Theil des Genitalstranges und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0462" n="446"/><fw place="top" type="header">Achtunddreissigste Vorlesung.</fw><lb/> Erst später mit dem stärkeren Wachsthume derselben scheiden sie<lb/> sich nach und nach in zwei Gänge, indem jedes Epithelialrohr sich<lb/><figure><head>Fig. 218.</head></figure><lb/> einen Theil des ursprünglichen Genital-<lb/> stranges aneignet. Diese Entwicklung der<lb/> Samenleiter ist desswegen bemerkens-<lb/> werth, weil sie, wie Sie später einsehen<lb/> werden, eine ursprüngliche Analogie in<lb/> dem Verhalten der Ausführungsgänge der<lb/> Urnieren und der <hi rendition="#k">Müller</hi>’schen Gänge bei<lb/> beiden Geschlechtern darthut, denn auch<lb/> beim weiblichen Geschlechte findet sich ein<lb/> Genitalstrang von demselben Bau, allein<lb/> hier theilt sich derselbe nur in den selten-<lb/> sten Fällen (bei Thieren mit doppeltem Uterus und doppelter Scheide)<lb/> in zwei Gänge, sondern bleibt meist einfach bestehen, so jedoch,<lb/> dass in ihm allerdings nicht die Urnierengänge, sondern gerade um-<lb/> gekehrt die <hi rendition="#k">Müller</hi>’schen Kanäle sich erhalten. — Die <hi rendition="#g">Samen-<lb/> bläschen</hi> sind einfach Auswüchse der untersten Enden der Samen-<lb/> leiter. Dieselben bilden sich im dritten Monate und sind noch am<lb/> Ende desselben einfache birnförmige hohle Anhänge des Samenleiters<lb/> von kaum mehr als ½‴ Länge. Ihre weiteren Schicksale habe ich<lb/> nicht verfolgt, es ist jedoch auch so klar, wie aus der einfachen ur-<lb/> sprünglichen Gestalt die spätere hervorgeht. — Bei Thieren ist die<lb/> Bildung der Samenbläschen leicht zu verfolgen und sehen Sie die-<lb/> selbe in der Fig. 218 auf der allerersten Stufe, als kleine quere Aus-<lb/> sackungen der Samenleiter, die bemerkenswerther Weise anfänglich<lb/> auch ganz und gar im Genitalstrange eingeschlossen sind.</p><lb/> <figure> <p>Fig. 218. Querschnitt durch den unteren Theil des Genitalstranges und<lb/> Blase des männlichen Rindsembryo der Fig. 215, etwa 18mal vergr. <hi rendition="#i">b</hi> Harn-<lb/> blase, <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">bh</hi></hi> halbmondförmiges Lumen derselben, <hi rendition="#i">h</hi> die zwei in einem Vorsprunge<lb/> der hinteren Blasenwand enthaltenen Harnleiter, <hi rendition="#i">g</hi> Genitalstrang, <hi rendition="#i">m</hi> <hi rendition="#k">Müller</hi>’-<lb/> sche Gänge verschmolzen (<hi rendition="#i">Uterus masculinus</hi>), <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">wg</hi></hi> Urnierengänge oder Samen-<lb/> leiter, <hi rendition="#i">s</hi> Samenblase.</p> </figure> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [446/0462]
Achtunddreissigste Vorlesung.
Erst später mit dem stärkeren Wachsthume derselben scheiden sie
sich nach und nach in zwei Gänge, indem jedes Epithelialrohr sich
[Abbildung Fig. 218.]
einen Theil des ursprünglichen Genital-
stranges aneignet. Diese Entwicklung der
Samenleiter ist desswegen bemerkens-
werth, weil sie, wie Sie später einsehen
werden, eine ursprüngliche Analogie in
dem Verhalten der Ausführungsgänge der
Urnieren und der Müller’schen Gänge bei
beiden Geschlechtern darthut, denn auch
beim weiblichen Geschlechte findet sich ein
Genitalstrang von demselben Bau, allein
hier theilt sich derselbe nur in den selten-
sten Fällen (bei Thieren mit doppeltem Uterus und doppelter Scheide)
in zwei Gänge, sondern bleibt meist einfach bestehen, so jedoch,
dass in ihm allerdings nicht die Urnierengänge, sondern gerade um-
gekehrt die Müller’schen Kanäle sich erhalten. — Die Samen-
bläschen sind einfach Auswüchse der untersten Enden der Samen-
leiter. Dieselben bilden sich im dritten Monate und sind noch am
Ende desselben einfache birnförmige hohle Anhänge des Samenleiters
von kaum mehr als ½‴ Länge. Ihre weiteren Schicksale habe ich
nicht verfolgt, es ist jedoch auch so klar, wie aus der einfachen ur-
sprünglichen Gestalt die spätere hervorgeht. — Bei Thieren ist die
Bildung der Samenbläschen leicht zu verfolgen und sehen Sie die-
selbe in der Fig. 218 auf der allerersten Stufe, als kleine quere Aus-
sackungen der Samenleiter, die bemerkenswerther Weise anfänglich
auch ganz und gar im Genitalstrange eingeschlossen sind.
[Abbildung Fig. 218. Querschnitt durch den unteren Theil des Genitalstranges und
Blase des männlichen Rindsembryo der Fig. 215, etwa 18mal vergr. b Harn-
blase, bh halbmondförmiges Lumen derselben, h die zwei in einem Vorsprunge
der hinteren Blasenwand enthaltenen Harnleiter, g Genitalstrang, m Müller’-
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leiter, s Samenblase. ]
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