Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane. hoben hat, schon von vorne herein einige Thatsachen, die für dieThiersch'sche Verschmelzungstheorie sprechen, wie das Vorkommen einer doppelten Scheide bei einigen Säugern, das pathologisch auch beim Menschen beobachtet worden ist, und die Existenz von zwei Oeffnungen an dem Uterus masculinus einiger Säugethiere. Allein auch die directe Beobachtung zeigt, dass Thiersch Recht hat, und habe ich bei Untersuchung des Genitalstranges von Rindsembryonen in allem Wesentlichen eine Bestätigung seiner Angaben erhalten. Da [Abbildung]
Fig 219. diese Angelegenheit wichtig genug ist, so veranschauliche ich Ihnenmeine Erfahrungen durch die Fig. 219, welche Querschnitte des Genitalstranges des weiblichen Embryo der Fig. 215 darstellt. Hier ergab sich erstens, dass von dem Puncte aus, wo auch äusserlich sichtbar die vier Gänge sich vereinigen, in der That eine Verschmel- zung der äusseren Umhüllungen derselben, die jetzt noch aus sehr unentwickeltem Fasergewebe besteht, statthat, in welcher Bezie- hung ich Sie jedoch noch darauf aufmerksam machen will, dass eigentlich schon vorher die beiden Gänge jeder Seite nur einen ein- zigen Strang mit zwei Lumina und zwei Epithelialröhren darstellen. Am obersten Ende des Genitalstranges (Fig. 219, 1) erkennt man die sich vereinigenden Stränge der beiden Seiten noch ganz deutlich und liegt hier auch noch der Müller'sche Gang in einem leistenförmigen [Abbildung]
Fig. 219. Querschnitt durch den Genitalstrang des weiblichen Rindsembryo Rölliker, Entwicklungsgeschichte. 29
Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane. hoben hat, schon von vorne herein einige Thatsachen, die für dieThiersch’sche Verschmelzungstheorie sprechen, wie das Vorkommen einer doppelten Scheide bei einigen Säugern, das pathologisch auch beim Menschen beobachtet worden ist, und die Existenz von zwei Oeffnungen an dem Uterus masculinus einiger Säugethiere. Allein auch die directe Beobachtung zeigt, dass Thiersch Recht hat, und habe ich bei Untersuchung des Genitalstranges von Rindsembryonen in allem Wesentlichen eine Bestätigung seiner Angaben erhalten. Da [Abbildung]
Fig 219. diese Angelegenheit wichtig genug ist, so veranschauliche ich Ihnenmeine Erfahrungen durch die Fig. 219, welche Querschnitte des Genitalstranges des weiblichen Embryo der Fig. 215 darstellt. Hier ergab sich erstens, dass von dem Puncte aus, wo auch äusserlich sichtbar die vier Gänge sich vereinigen, in der That eine Verschmel- zung der äusseren Umhüllungen derselben, die jetzt noch aus sehr unentwickeltem Fasergewebe besteht, statthat, in welcher Bezie- hung ich Sie jedoch noch darauf aufmerksam machen will, dass eigentlich schon vorher die beiden Gänge jeder Seite nur einen ein- zigen Strang mit zwei Lumina und zwei Epithelialröhren darstellen. Am obersten Ende des Genitalstranges (Fig. 219, 1) erkennt man die sich vereinigenden Stränge der beiden Seiten noch ganz deutlich und liegt hier auch noch der Müller’sche Gang in einem leistenförmigen [Abbildung]
Fig. 219. Querschnitt durch den Genitalstrang des weiblichen Rindsembryo Rölliker, Entwicklungsgeschichte. 29
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Entwicklung der Harn- und Geschlechtsorgane.
hoben hat, schon von vorne herein einige Thatsachen, die für die
Thiersch’sche Verschmelzungstheorie sprechen, wie das Vorkommen
einer doppelten Scheide bei einigen Säugern, das pathologisch auch
beim Menschen beobachtet worden ist, und die Existenz von zwei
Oeffnungen an dem Uterus masculinus einiger Säugethiere. Allein
auch die directe Beobachtung zeigt, dass Thiersch Recht hat, und habe
ich bei Untersuchung des Genitalstranges von Rindsembryonen in
allem Wesentlichen eine Bestätigung seiner Angaben erhalten. Da
[Abbildung Fig 219.]
diese Angelegenheit wichtig genug ist, so veranschauliche ich Ihnen
meine Erfahrungen durch die Fig. 219, welche Querschnitte des
Genitalstranges des weiblichen Embryo der Fig. 215 darstellt. Hier
ergab sich erstens, dass von dem Puncte aus, wo auch äusserlich
sichtbar die vier Gänge sich vereinigen, in der That eine Verschmel-
zung der äusseren Umhüllungen derselben, die jetzt noch aus sehr
unentwickeltem Fasergewebe besteht, statthat, in welcher Bezie-
hung ich Sie jedoch noch darauf aufmerksam machen will, dass
eigentlich schon vorher die beiden Gänge jeder Seite nur einen ein-
zigen Strang mit zwei Lumina und zwei Epithelialröhren darstellen.
Am obersten Ende des Genitalstranges (Fig. 219, 1) erkennt man die
sich vereinigenden Stränge der beiden Seiten noch ganz deutlich und
liegt hier auch noch der Müller’sche Gang in einem leistenförmigen
[Abbildung Fig. 219. Querschnitt durch den Genitalstrang des weiblichen Rindsembryo
der Fig. 215, 14mal vergr. 1. vom oberen Ende des Stranges mit etwas schief
getroffenen Gängen, 2. etwas weiter unten, 3. 4. von der Mitte des Stranges
mit verschmelzenden und verschmolzenen Müller’schen Gängen, 5 vom un-
teren Ende desselben mit doppelten Müller’schen Gängen. a vordere, p hin-
tere Seite des Genitalstranges, m Müller’scher Gang, wg Wolff’scher Gang.]
Rölliker, Entwicklungsgeschichte. 29
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