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Körner, Josef: Einführung in die Poetik. Frankfurt (Main), 1949.

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Doch nur ein Trauerspiel, das jeden optimistischen Ausblick auf eine pko_050.002
ausgleichende göttliche Gerechtigkeit verweigert, vielmehr durch Aufzeigen pko_050.003
der sittlichen Unzulänglichkeit des Weltgeschehens das metaphysische pko_050.004
Vertrauen zur Sinnhaftigkeit der Welt, zur Güte und Vernünftigkeit pko_050.005
der waltenden Gottheit erschüttert, verdient im prägnanten Sinne pko_050.006
den Namen der Tragödie als eines Dramas von tragischem Gehalt pko_050.007
(Shakespeare: "König Lear"; Schiller: "Don Carlos"; Hebbel: "Agnes pko_050.008
Bernauer"). Wo der Held sich seinen Untergang durch eigene Schuld pko_050.009
bereitet, liegt bloßes Trauerspiel vor; nur wo er schuldlos oder noch pko_050.010
besser im paradoxen Widerspruch zu seiner ethischen Verdienstlichkeit pko_050.011
untergeht, darf man von Tragödie sprechen1).

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2. Das Schauspiel

unterscheidet sich vom Trauerspiel nur durch die pko_050.013
günstige Wendung, die ein ernster Konflikt im Abstieg der Handlung pko_050.014
erfährt, so daß ein versöhnlicher Ausgang möglich wird (Goethe: "Iphigenie pko_050.015
auf Tauris").

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3. Zum Lustspiel

rechnen alle dramatischen Arten, in denen Welt pko_050.017
und Menschen in erheiternder (komischer, satirischer, ironischer) Weise pko_050.018
behandelt werden.

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Wie neben dem Trauerspiel die Tragödie, steht neben dem Lustspiel pko_050.020
die Komödie2); das Komische1) ist die Umkehrung des Tragischen, die pko_050.021
Beruhigung und Erheiterung (Lachen) auslösende Erkenntnis, daß in pko_050.022
dieser verworrenen Welt nichts ganz ernst zu nehmen, daß die Wirklichkeit pko_050.023
geistig unzulänglich sei. Von der zu so überlegener Weltschau pko_050.024
gediehenen Komödie, die er für das Großartigste hielt, was Dichtung pko_050.025
überhaupt leisten könne, sagt Schiller: "Ihr Ziel ist einerlei mit dem pko_050.026
Höchsten, wonach der Mensch zu ringen hat, frei von Leidenschaft zu pko_050.027
sein, immer klar, immer ruhig um sich und in sich zu schauen, überall pko_050.028
mehr Zufall als Schicksal zu finden und mehr über Ungereimtheit zu pko_050.029
lachen als über Bosheit zu zürnen oder zu weinen."

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Das Lustspiel im engeren Sinne führt von solcher philosophischen pko_050.031
Höhe ein mächtiges Stück hinab auf die Ebene harmlosen oder auch pko_050.032
bissigen Spotts über die Schwächen, Beschränkungen und Verkehrtheiten pko_050.033
der Gesellschaft oder einzelner Individuen (Lessing: "Minna von Barnhelm",

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Das Tragische wie das Komische sind Denkformen (Weisen der Weltschau), nicht pko_050.035
Dichtungsformen (überhaupt nicht ästhetische, sondern noetische Begriffe); sie pko_050.036
können daher in jeder Gattung aufscheinen, die menschliche Schicksale gestaltet: pko_050.037
in der Ballade, im Versepos, in Roman und Novelle.
2) pko_050.038
griech. etwa "Kneipgesang"; sie ist hervorgegangen aus den Lustbarkeiten der pko_050.039
Dionysosfeste.

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Doch nur ein Trauerspiel, das jeden optimistischen Ausblick auf eine pko_050.002
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2. Das Schauspiel

unterscheidet sich vom Trauerspiel nur durch die pko_050.013
günstige Wendung, die ein ernster Konflikt im Abstieg der Handlung pko_050.014
erfährt, so daß ein versöhnlicher Ausgang möglich wird (Goethe: „Iphigenie pko_050.015
auf Tauris“).

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3. Zum Lustspiel

rechnen alle dramatischen Arten, in denen Welt pko_050.017
und Menschen in erheiternder (komischer, satirischer, ironischer) Weise pko_050.018
behandelt werden.

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Zitationshilfe: Körner, Josef: Einführung in die Poetik. Frankfurt (Main), 1949, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_poetik_1949/54>, abgerufen am 21.11.2024.