Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Bauer in Empfang zu nehmen. Auf der Straße gesellte sich zu ihm ein alter Bauer, der denselben Weg nach dem Dorfe ging, woher er gebürtig war. Im Gespräche mit dem Bauer erfuhr Josseph, daß auch bei ihm eine "Partie Wolle" zu erhandeln sei, und es währte nicht lange, so war das Geschäft in Richtigkeit gebracht. Josseph sollte nur kommen, wann und wie er wolle, die Waare liege alle Zeit bereit, im Dorfe möge er nur nach Waczlaw Smetana fragen, jedes Kind im Dorfe werde ihm sagen können, wo Waczlaw Smetana wohne. Der seid Ihr? fragte Josseph und sah fast erschrocken zu dem Bauer auf. Aber dieser Ausruf mußte beleidigend, irgend wie verletzend geklungen haben, den der Bauer fixirte ihn scharf und sagte dann übellaunig: Warum? Ist das vielleicht der Name eines Spitzbuben? Eines, der vom Galgen heruntergefallen ist? Wie könnt Ihr nur so reden? betheuerte Josseph, ich fragte nur, weil mir Euer Name so bekannt schien. Wie so? Ich kenne Einen in unserem Dorfe, der so heißt, sagte Josseph kleinlaut. Da kennt ihr meinen Sohn Pawel Smetana. Ihr meint doch den, der die Tochter der Jüdin geheirathet hat? Erst nach einer langen Weile brachte Josseph ein Mühsames Ja hervor; er war bleich bis zum Tode Bauer in Empfang zu nehmen. Auf der Straße gesellte sich zu ihm ein alter Bauer, der denselben Weg nach dem Dorfe ging, woher er gebürtig war. Im Gespräche mit dem Bauer erfuhr Josseph, daß auch bei ihm eine „Partie Wolle“ zu erhandeln sei, und es währte nicht lange, so war das Geschäft in Richtigkeit gebracht. Josseph sollte nur kommen, wann und wie er wolle, die Waare liege alle Zeit bereit, im Dorfe möge er nur nach Waczlaw Smetana fragen, jedes Kind im Dorfe werde ihm sagen können, wo Waczlaw Smetana wohne. Der seid Ihr? fragte Josseph und sah fast erschrocken zu dem Bauer auf. Aber dieser Ausruf mußte beleidigend, irgend wie verletzend geklungen haben, den der Bauer fixirte ihn scharf und sagte dann übellaunig: Warum? Ist das vielleicht der Name eines Spitzbuben? Eines, der vom Galgen heruntergefallen ist? Wie könnt Ihr nur so reden? betheuerte Josseph, ich fragte nur, weil mir Euer Name so bekannt schien. Wie so? Ich kenne Einen in unserem Dorfe, der so heißt, sagte Josseph kleinlaut. Da kennt ihr meinen Sohn Pawel Smetana. Ihr meint doch den, der die Tochter der Jüdin geheirathet hat? Erst nach einer langen Weile brachte Josseph ein Mühsames Ja hervor; er war bleich bis zum Tode <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="8"> <p><pb facs="#f0116"/> Bauer in Empfang zu nehmen. Auf der Straße gesellte sich zu ihm ein alter Bauer, der denselben Weg nach dem Dorfe ging, woher er gebürtig war. Im Gespräche mit dem Bauer erfuhr Josseph, daß auch bei ihm eine „Partie Wolle“ zu erhandeln sei, und es währte nicht lange, so war das Geschäft in Richtigkeit gebracht. Josseph sollte nur kommen, wann und wie er wolle, die Waare liege alle Zeit bereit, im Dorfe möge er nur nach Waczlaw Smetana fragen, jedes Kind im Dorfe werde ihm sagen können, wo Waczlaw Smetana wohne.</p><lb/> <p>Der seid Ihr? fragte Josseph und sah fast erschrocken zu dem Bauer auf.</p><lb/> <p>Aber dieser Ausruf mußte beleidigend, irgend wie verletzend geklungen haben, den der Bauer fixirte ihn scharf und sagte dann übellaunig:</p><lb/> <p>Warum? Ist das vielleicht der Name eines Spitzbuben? Eines, der vom Galgen heruntergefallen ist?</p><lb/> <p>Wie könnt Ihr nur so reden? betheuerte Josseph, ich fragte nur, weil mir Euer Name so bekannt schien.</p><lb/> <p>Wie so?</p><lb/> <p>Ich kenne Einen in unserem Dorfe, der so heißt, sagte Josseph kleinlaut.</p><lb/> <p>Da kennt ihr meinen Sohn Pawel Smetana. Ihr meint doch den, der die Tochter der Jüdin geheirathet hat?</p><lb/> <p>Erst nach einer langen Weile brachte Josseph ein Mühsames Ja hervor; er war bleich bis zum Tode<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0116]
Bauer in Empfang zu nehmen. Auf der Straße gesellte sich zu ihm ein alter Bauer, der denselben Weg nach dem Dorfe ging, woher er gebürtig war. Im Gespräche mit dem Bauer erfuhr Josseph, daß auch bei ihm eine „Partie Wolle“ zu erhandeln sei, und es währte nicht lange, so war das Geschäft in Richtigkeit gebracht. Josseph sollte nur kommen, wann und wie er wolle, die Waare liege alle Zeit bereit, im Dorfe möge er nur nach Waczlaw Smetana fragen, jedes Kind im Dorfe werde ihm sagen können, wo Waczlaw Smetana wohne.
Der seid Ihr? fragte Josseph und sah fast erschrocken zu dem Bauer auf.
Aber dieser Ausruf mußte beleidigend, irgend wie verletzend geklungen haben, den der Bauer fixirte ihn scharf und sagte dann übellaunig:
Warum? Ist das vielleicht der Name eines Spitzbuben? Eines, der vom Galgen heruntergefallen ist?
Wie könnt Ihr nur so reden? betheuerte Josseph, ich fragte nur, weil mir Euer Name so bekannt schien.
Wie so?
Ich kenne Einen in unserem Dorfe, der so heißt, sagte Josseph kleinlaut.
Da kennt ihr meinen Sohn Pawel Smetana. Ihr meint doch den, der die Tochter der Jüdin geheirathet hat?
Erst nach einer langen Weile brachte Josseph ein Mühsames Ja hervor; er war bleich bis zum Tode
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Zitationshilfe: | Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/116>, abgerufen am 19.07.2024. |