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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Josseph konnte nicht weiter lesen. Entsetzt, mit rollenden Augen sprang er vom Tische auf, schob die Blätter weit weg von sich, als ob ihr bloßes Dasein allein ihn mit Schauer überfiele.

Sprachlos, überwältigt von der geheimnißvoll wirkenden Kraft der gelesenen Sätze, schritt er in der Stube auf und nieder.

Mamme, rief er endlich, da lass' ich mich ender umbringen, als daß ich glaube, der Urdede hat das geschrieben.

Im wunderbaren Glanze leuchtete das Antlitz der alten Frau. Sie hatte Himmelsmusik gehört, war im herrlichen Gan Eden gewesen, während um Josseph's Ohren die Trümmer zusammenstürzender Welten krachten, Donner rollten und schwere Sturmwinde über die Erde braus'ten, als wollten sie eine alte Schöpfung aus ihren Angeln heben und Raum schaffen für eine neue, noch nie dagewesene!

War er denn nicht auch ein merkwürdiger, ein großer Mann, du Narr, wiederholte sie lächelnd, ohne im Entferntesten die Lage ihres Sohnes zu ahnen, und wer denn sollte das geschrieben haben? Hätten sie ihm denn seine zehn Bücher verbrannt, wenn er so was nicht hätt' geschrieben? Gott der Lebendige weiß, was Alles in diesen Büchern muß sein gestanden, denken

Josseph konnte nicht weiter lesen. Entsetzt, mit rollenden Augen sprang er vom Tische auf, schob die Blätter weit weg von sich, als ob ihr bloßes Dasein allein ihn mit Schauer überfiele.

Sprachlos, überwältigt von der geheimnißvoll wirkenden Kraft der gelesenen Sätze, schritt er in der Stube auf und nieder.

Mamme, rief er endlich, da lass' ich mich ender umbringen, als daß ich glaube, der Urdede hat das geschrieben.

Im wunderbaren Glanze leuchtete das Antlitz der alten Frau. Sie hatte Himmelsmusik gehört, war im herrlichen Gan Eden gewesen, während um Josseph's Ohren die Trümmer zusammenstürzender Welten krachten, Donner rollten und schwere Sturmwinde über die Erde braus'ten, als wollten sie eine alte Schöpfung aus ihren Angeln heben und Raum schaffen für eine neue, noch nie dagewesene!

War er denn nicht auch ein merkwürdiger, ein großer Mann, du Narr, wiederholte sie lächelnd, ohne im Entferntesten die Lage ihres Sohnes zu ahnen, und wer denn sollte das geschrieben haben? Hätten sie ihm denn seine zehn Bücher verbrannt, wenn er so was nicht hätt' geschrieben? Gott der Lebendige weiß, was Alles in diesen Büchern muß sein gestanden, denken

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[0184] Josseph konnte nicht weiter lesen. Entsetzt, mit rollenden Augen sprang er vom Tische auf, schob die Blätter weit weg von sich, als ob ihr bloßes Dasein allein ihn mit Schauer überfiele. Sprachlos, überwältigt von der geheimnißvoll wirkenden Kraft der gelesenen Sätze, schritt er in der Stube auf und nieder. Mamme, rief er endlich, da lass' ich mich ender umbringen, als daß ich glaube, der Urdede hat das geschrieben. Im wunderbaren Glanze leuchtete das Antlitz der alten Frau. Sie hatte Himmelsmusik gehört, war im herrlichen Gan Eden gewesen, während um Josseph's Ohren die Trümmer zusammenstürzender Welten krachten, Donner rollten und schwere Sturmwinde über die Erde braus'ten, als wollten sie eine alte Schöpfung aus ihren Angeln heben und Raum schaffen für eine neue, noch nie dagewesene! War er denn nicht auch ein merkwürdiger, ein großer Mann, du Narr, wiederholte sie lächelnd, ohne im Entferntesten die Lage ihres Sohnes zu ahnen, und wer denn sollte das geschrieben haben? Hätten sie ihm denn seine zehn Bücher verbrannt, wenn er so was nicht hätt' geschrieben? Gott der Lebendige weiß, was Alles in diesen Büchern muß sein gestanden, denken

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/184>, abgerufen am 27.11.2024.