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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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hause ein so heftiges Wehklagen und Weinen, daß Josseph bestürzt auf die Gasse hinausging. Da stand Anezka, die Magd, das Gesicht von Thränen übergossen, und darauf die Spuren eines so namenlosen Schmerzes, daß Josseph selbst tiefes Mitleiden mit ihr fühlte. Schluchzend fragte sie ihn, ob es ihr erlaubt sei, noch einmal ihre gute, treue Babe zu sehen. Josseph ließ sie in die Stube eintreten; dort lag die Leiche der guten alten Marjim, in weiße Leintücher gehüllt, am Boden. Vorsichtig, als ob sie fürchtete, die Todte aus ihrem ewigen Schlafe zu wecken, kniete Anezka nieder, zog leise das Tuch von dem Antlitze der Todten hinweg und sah sie dann lange unverwandt an. Mit derselben Vorsicht ließ sie das Tuch wieder fallen und schlich dann leise zur Thüre hinaus.

Man hat sie in dem Dorfe seit diesem Augenblicke nicht gesehen. --

Als der Leichenwagen durch das Dorf fuhr, stand an seinem Hause der Bauer Stepan Parzik. Er schlug andächtig das Kreuz und blickte dann der dahinziehenden Todten lange nach. Der Dechant war seit einer Woche fast ein Greis an gebrochener Kraft und weißen Haaren geworden. --

Es drängt Alles dem Ende zu.

Josseph hat die gemischte Waarenhandlung aufgegeben und ist Bauer geworden. Es bedarf keines weitsehenden Verstandes, um zu begreifen, was ihn zu diesem Entschlusse bewogen hat. Seine Aecker liegen

hause ein so heftiges Wehklagen und Weinen, daß Josseph bestürzt auf die Gasse hinausging. Da stand Anezka, die Magd, das Gesicht von Thränen übergossen, und darauf die Spuren eines so namenlosen Schmerzes, daß Josseph selbst tiefes Mitleiden mit ihr fühlte. Schluchzend fragte sie ihn, ob es ihr erlaubt sei, noch einmal ihre gute, treue Babe zu sehen. Josseph ließ sie in die Stube eintreten; dort lag die Leiche der guten alten Marjim, in weiße Leintücher gehüllt, am Boden. Vorsichtig, als ob sie fürchtete, die Todte aus ihrem ewigen Schlafe zu wecken, kniete Anezka nieder, zog leise das Tuch von dem Antlitze der Todten hinweg und sah sie dann lange unverwandt an. Mit derselben Vorsicht ließ sie das Tuch wieder fallen und schlich dann leise zur Thüre hinaus.

Man hat sie in dem Dorfe seit diesem Augenblicke nicht gesehen. —

Als der Leichenwagen durch das Dorf fuhr, stand an seinem Hause der Bauer Stepan Parzik. Er schlug andächtig das Kreuz und blickte dann der dahinziehenden Todten lange nach. Der Dechant war seit einer Woche fast ein Greis an gebrochener Kraft und weißen Haaren geworden. —

Es drängt Alles dem Ende zu.

Josseph hat die gemischte Waarenhandlung aufgegeben und ist Bauer geworden. Es bedarf keines weitsehenden Verstandes, um zu begreifen, was ihn zu diesem Entschlusse bewogen hat. Seine Aecker liegen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/216>, abgerufen am 23.11.2024.