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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Leopold Kompert wurde zu Münchengrätz in Böhmen am 15. Mai 1822 von jüdischen Eltern geboren, besuchte das Gymnasium zu Jungbunzlau und später, unter vielfachen Kämpfen und Entbehrungen, da der Wohlstand der Familie zurückgegangen war, die Universität Prag, wo er sich philosophischen Studien widmete. Nachdem er ein Jahr lang in Wien eine Hauslehrerstelle versehen, siedelte er nach Ungarn über, verdiente sich in Preßburg die literarischen Sporen als Mitarbeiter an der "Pannonia", dem belletristischen Beiblatt der Preßburger Zeitung, und erregte durch seine Dichtungen die Aufmerksamkeit des Grafen Andrassy, der ihm als Erzieher seiner Kinder eine Stellung in seinem Hause gab. Im Jahre 1847 erwachte der Drang, die unterbrochenen Universitätsstudien fortzusetzen, so lebhaft in ihm, daß er den Plan faßte, in Wien Medicin zu studiren. Das Jahr 1848 vereitelte diesen Vorsatz, indem es Kompert wieder in die journalistische Thätigkeit zurückwarf. Bis 1852 widmete er seine Kraft dem "Oesterreichischen Lloyd" (später "Constitutionelle österreichische Zeitung") und legte dann die Redaction nieder, um wieder als Erzieher zu wirken. Nachdem er fünf Jahre im Hause des preußischen Consuls Goldschmidt gelebt hatte, heirathete er 1857 die Tochter des ehemaligen Vorstandes der Pesther israelitischen Gemeinde und lebt seitdem ausschließlich historischen und literarhistorischen Studien und seiner reichen dichterischen Production.

Kompert's Novellen bilden eine besondere Domäne auf dem gemeinsamen Boden der Culturnovelle, dem auch die

Leopold Kompert wurde zu Münchengrätz in Böhmen am 15. Mai 1822 von jüdischen Eltern geboren, besuchte das Gymnasium zu Jungbunzlau und später, unter vielfachen Kämpfen und Entbehrungen, da der Wohlstand der Familie zurückgegangen war, die Universität Prag, wo er sich philosophischen Studien widmete. Nachdem er ein Jahr lang in Wien eine Hauslehrerstelle versehen, siedelte er nach Ungarn über, verdiente sich in Preßburg die literarischen Sporen als Mitarbeiter an der „Pannonia“, dem belletristischen Beiblatt der Preßburger Zeitung, und erregte durch seine Dichtungen die Aufmerksamkeit des Grafen Andrassy, der ihm als Erzieher seiner Kinder eine Stellung in seinem Hause gab. Im Jahre 1847 erwachte der Drang, die unterbrochenen Universitätsstudien fortzusetzen, so lebhaft in ihm, daß er den Plan faßte, in Wien Medicin zu studiren. Das Jahr 1848 vereitelte diesen Vorsatz, indem es Kompert wieder in die journalistische Thätigkeit zurückwarf. Bis 1852 widmete er seine Kraft dem „Oesterreichischen Lloyd“ (später „Constitutionelle österreichische Zeitung“) und legte dann die Redaction nieder, um wieder als Erzieher zu wirken. Nachdem er fünf Jahre im Hause des preußischen Consuls Goldschmidt gelebt hatte, heirathete er 1857 die Tochter des ehemaligen Vorstandes der Pesther israelitischen Gemeinde und lebt seitdem ausschließlich historischen und literarhistorischen Studien und seiner reichen dichterischen Production.

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[0005] Leopold Kompert wurde zu Münchengrätz in Böhmen am 15. Mai 1822 von jüdischen Eltern geboren, besuchte das Gymnasium zu Jungbunzlau und später, unter vielfachen Kämpfen und Entbehrungen, da der Wohlstand der Familie zurückgegangen war, die Universität Prag, wo er sich philosophischen Studien widmete. Nachdem er ein Jahr lang in Wien eine Hauslehrerstelle versehen, siedelte er nach Ungarn über, verdiente sich in Preßburg die literarischen Sporen als Mitarbeiter an der „Pannonia“, dem belletristischen Beiblatt der Preßburger Zeitung, und erregte durch seine Dichtungen die Aufmerksamkeit des Grafen Andrassy, der ihm als Erzieher seiner Kinder eine Stellung in seinem Hause gab. Im Jahre 1847 erwachte der Drang, die unterbrochenen Universitätsstudien fortzusetzen, so lebhaft in ihm, daß er den Plan faßte, in Wien Medicin zu studiren. Das Jahr 1848 vereitelte diesen Vorsatz, indem es Kompert wieder in die journalistische Thätigkeit zurückwarf. Bis 1852 widmete er seine Kraft dem „Oesterreichischen Lloyd“ (später „Constitutionelle österreichische Zeitung“) und legte dann die Redaction nieder, um wieder als Erzieher zu wirken. Nachdem er fünf Jahre im Hause des preußischen Consuls Goldschmidt gelebt hatte, heirathete er 1857 die Tochter des ehemaligen Vorstandes der Pesther israelitischen Gemeinde und lebt seitdem ausschließlich historischen und literarhistorischen Studien und seiner reichen dichterischen Production. Kompert's Novellen bilden eine besondere Domäne auf dem gemeinsamen Boden der Culturnovelle, dem auch die

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/5>, abgerufen am 28.04.2024.