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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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haben, als sie seien, aber sie sei nur etwas starrsinnig, und wenn man gut mit ihr gesprochen, hätte man vielleicht Alles aus ihr herausbringen können. Aber so seien alle Männer, auch ihr Josseph sei so, die müßten Alles verderben, was sie angriffen, und man habe an ihnen zu tragen, so lange man lebe. --

Ja, ja, höhnte der Bauer mit verbissener Wuth, das weiß ich besser, als Ihr, alte Jüdin. Der drüben hat sie auf ihr ganzes Lebenlang verdorben, ich geb' keinen Schuß Pulver für meine Tochter. Was soll man aber thun? Ihn todtschlagen oder sie? Besser wär's, ich könnte Beide aus der Welt schaffen.

Ohne Gruß, dumpf und düster schritt der Bauer zur Stube hinaus. -- --

Und Madlena? tönte es in Josseph's Innern und ließ ihm selbst den Bissen Brot, den er an diesem Abend in Ermangelung jeder andern Speise verzehrte, wie Gift munden, und Madlena? War die Magd von ihr angestiftet?

Ein Kind im Mutterleibe hätte ja daran nicht gezweifelt!

haben, als sie seien, aber sie sei nur etwas starrsinnig, und wenn man gut mit ihr gesprochen, hätte man vielleicht Alles aus ihr herausbringen können. Aber so seien alle Männer, auch ihr Josseph sei so, die müßten Alles verderben, was sie angriffen, und man habe an ihnen zu tragen, so lange man lebe. —

Ja, ja, höhnte der Bauer mit verbissener Wuth, das weiß ich besser, als Ihr, alte Jüdin. Der drüben hat sie auf ihr ganzes Lebenlang verdorben, ich geb' keinen Schuß Pulver für meine Tochter. Was soll man aber thun? Ihn todtschlagen oder sie? Besser wär's, ich könnte Beide aus der Welt schaffen.

Ohne Gruß, dumpf und düster schritt der Bauer zur Stube hinaus. — —

Und Madlena? tönte es in Josseph's Innern und ließ ihm selbst den Bissen Brot, den er an diesem Abend in Ermangelung jeder andern Speise verzehrte, wie Gift munden, und Madlena? War die Magd von ihr angestiftet?

Ein Kind im Mutterleibe hätte ja daran nicht gezweifelt!

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[0098] haben, als sie seien, aber sie sei nur etwas starrsinnig, und wenn man gut mit ihr gesprochen, hätte man vielleicht Alles aus ihr herausbringen können. Aber so seien alle Männer, auch ihr Josseph sei so, die müßten Alles verderben, was sie angriffen, und man habe an ihnen zu tragen, so lange man lebe. — Ja, ja, höhnte der Bauer mit verbissener Wuth, das weiß ich besser, als Ihr, alte Jüdin. Der drüben hat sie auf ihr ganzes Lebenlang verdorben, ich geb' keinen Schuß Pulver für meine Tochter. Was soll man aber thun? Ihn todtschlagen oder sie? Besser wär's, ich könnte Beide aus der Welt schaffen. Ohne Gruß, dumpf und düster schritt der Bauer zur Stube hinaus. — — Und Madlena? tönte es in Josseph's Innern und ließ ihm selbst den Bissen Brot, den er an diesem Abend in Ermangelung jeder andern Speise verzehrte, wie Gift munden, und Madlena? War die Magd von ihr angestiftet? Ein Kind im Mutterleibe hätte ja daran nicht gezweifelt!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/98>, abgerufen am 23.05.2024.