Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Zöpfen geflochten wird. Die Kahlköpfe sind mitunter die bravsten Leute. Da seht einmal hier den alten Delfin, den Fischer Jakob an. Er ist ein Kahlkopf, wie man ihn nur wünschen kann, und doch -- wer mag mit ihm um die Wette schwimmen, rudern und Netz werfen? Ist er nicht allemal der Erste, wo es gilt, und hält er nicht das Steuer, wenn Alles verzweifelt? Mit Gottes Hülfe, das ist Euer schöner Mund, der das sagt, sprach Jakob, Don Antonio den Aermel küssend; aber in Wahrheit, laut sag' ich es vor allem Volk, mein Kahlkopf ist mir zur Ehre geworden, seit Don Antonio einen trägt! Dergleichen Ehren giebt es mehr! sprach ein andrer fröhlicher Mann und klopfte sich auf den Schädel. Hier auch! sprach ein Dritter und zeigte seine Glatze. Hier ist wieder ein Kahlkopf! rief ein Vierter und neigte sich, damit Alle das sehen könnten. Hier mein Mann ist auch einer! rief ein munteres Weib und schob ihren Gatten vor. Mein Vater ist auch ein Kahlkopf! rief ein kleiner Knabe. Heran ihr braven Kahlköpfe! rief der alte Jakob jubilirend. Kommt daher und genießt die Ehre, die euch Gott beschieden, denn Don Antonio ist ein Kahlkopf! Beschämt, ohne nur eine Entschuldigung zu wagen, entfernten sich die Fremden; aber sie sahen noch von Zöpfen geflochten wird. Die Kahlköpfe sind mitunter die bravsten Leute. Da seht einmal hier den alten Delfin, den Fischer Jakob an. Er ist ein Kahlkopf, wie man ihn nur wünschen kann, und doch — wer mag mit ihm um die Wette schwimmen, rudern und Netz werfen? Ist er nicht allemal der Erste, wo es gilt, und hält er nicht das Steuer, wenn Alles verzweifelt? Mit Gottes Hülfe, das ist Euer schöner Mund, der das sagt, sprach Jakob, Don Antonio den Aermel küssend; aber in Wahrheit, laut sag' ich es vor allem Volk, mein Kahlkopf ist mir zur Ehre geworden, seit Don Antonio einen trägt! Dergleichen Ehren giebt es mehr! sprach ein andrer fröhlicher Mann und klopfte sich auf den Schädel. Hier auch! sprach ein Dritter und zeigte seine Glatze. Hier ist wieder ein Kahlkopf! rief ein Vierter und neigte sich, damit Alle das sehen könnten. Hier mein Mann ist auch einer! rief ein munteres Weib und schob ihren Gatten vor. Mein Vater ist auch ein Kahlkopf! rief ein kleiner Knabe. Heran ihr braven Kahlköpfe! rief der alte Jakob jubilirend. Kommt daher und genießt die Ehre, die euch Gott beschieden, denn Don Antonio ist ein Kahlkopf! Beschämt, ohne nur eine Entschuldigung zu wagen, entfernten sich die Fremden; aber sie sahen noch von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016"/> Zöpfen geflochten wird. Die Kahlköpfe sind mitunter die bravsten Leute. Da seht einmal hier den alten Delfin, den Fischer Jakob an. Er ist ein Kahlkopf, wie man ihn nur wünschen kann, und doch — wer mag mit ihm um die Wette schwimmen, rudern und Netz werfen? Ist er nicht allemal der Erste, wo es gilt, und hält er nicht das Steuer, wenn Alles verzweifelt?</p><lb/> <p>Mit Gottes Hülfe, das ist Euer schöner Mund, der das sagt, sprach Jakob, Don Antonio den Aermel küssend; aber in Wahrheit, laut sag' ich es vor allem Volk, mein Kahlkopf ist mir zur Ehre geworden, seit Don Antonio einen trägt!</p><lb/> <p>Dergleichen Ehren giebt es mehr! sprach ein andrer fröhlicher Mann und klopfte sich auf den Schädel.</p><lb/> <p>Hier auch! sprach ein Dritter und zeigte seine Glatze.</p><lb/> <p>Hier ist wieder ein Kahlkopf! rief ein Vierter und neigte sich, damit Alle das sehen könnten.</p><lb/> <p>Hier mein Mann ist auch einer! rief ein munteres Weib und schob ihren Gatten vor.</p><lb/> <p>Mein Vater ist auch ein Kahlkopf! rief ein kleiner Knabe.</p><lb/> <p>Heran ihr braven Kahlköpfe! rief der alte Jakob jubilirend. Kommt daher und genießt die Ehre, die euch Gott beschieden, denn Don Antonio ist ein Kahlkopf!</p><lb/> <p>Beschämt, ohne nur eine Entschuldigung zu wagen, entfernten sich die Fremden; aber sie sahen noch von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0016]
Zöpfen geflochten wird. Die Kahlköpfe sind mitunter die bravsten Leute. Da seht einmal hier den alten Delfin, den Fischer Jakob an. Er ist ein Kahlkopf, wie man ihn nur wünschen kann, und doch — wer mag mit ihm um die Wette schwimmen, rudern und Netz werfen? Ist er nicht allemal der Erste, wo es gilt, und hält er nicht das Steuer, wenn Alles verzweifelt?
Mit Gottes Hülfe, das ist Euer schöner Mund, der das sagt, sprach Jakob, Don Antonio den Aermel küssend; aber in Wahrheit, laut sag' ich es vor allem Volk, mein Kahlkopf ist mir zur Ehre geworden, seit Don Antonio einen trägt!
Dergleichen Ehren giebt es mehr! sprach ein andrer fröhlicher Mann und klopfte sich auf den Schädel.
Hier auch! sprach ein Dritter und zeigte seine Glatze.
Hier ist wieder ein Kahlkopf! rief ein Vierter und neigte sich, damit Alle das sehen könnten.
Hier mein Mann ist auch einer! rief ein munteres Weib und schob ihren Gatten vor.
Mein Vater ist auch ein Kahlkopf! rief ein kleiner Knabe.
Heran ihr braven Kahlköpfe! rief der alte Jakob jubilirend. Kommt daher und genießt die Ehre, die euch Gott beschieden, denn Don Antonio ist ein Kahlkopf!
Beschämt, ohne nur eine Entschuldigung zu wagen, entfernten sich die Fremden; aber sie sahen noch von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T13:47:01Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T13:47:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |