Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.einer Sandbucht mit dem furchtsamen Häuflein der Passagiere. Ein allgemeines Lebehoch und Bravoklatschen erhub sich, als die beiden Helden das Ufer betraten, und übertäubte den Donner der Brandungen; aber während sie den Geretteten nach und nach aussteigen halfen, huschten die Fröhlichsten und Gewandtesten der Zuschauer hurtig in den Palast und kamen bald mit Blumengewinden daher gerannt, welche sogleich ein ausnehmend zierlicher Plato in Empfang nahm, die Besieger der Wogen feierlich und anmuthig zu kränzen. Die Helden weigerten sich zuerst der Ehre; doch als die Menge mit Schreien und Bestürmungen nicht nachließ, mußten sie sich wohl in den allgemeinen Willen ergeben. Sie neigten die lockenarmen Scheitel, um sie stattlich geschmückt wieder zu erheben. Der zierliche Plato sprach mit einer sonderbaren Baßstimme ziemlich feierlich, welches ihn jedoch nicht hinderte, die beiden Herren während der Bekränzung schalkhaft am Ohre zu zupfen, worauf Don Carlo augenblicklich sagte: Mein lieber Plato, du bist -- Donna Teresa, wollte er sagen; da hielt ihm die Maske den Mund zu. -- Seht, ich hab' Euch erkannt an Eurem Necken, flüsterte Don Carlo, Ihr könnt es nicht lassen! Verrathet mich nicht! flüsterte die Maske; denn es war wirklich Donna Teresa, welche die Bekränzung der Helden zu der griechischen Tracht so zierlich zu ordnen wußte, daß, wer irgend nahe stand, immer von Neuem Beifall rief und klatschte. Durch das allgemeine Zu- einer Sandbucht mit dem furchtsamen Häuflein der Passagiere. Ein allgemeines Lebehoch und Bravoklatschen erhub sich, als die beiden Helden das Ufer betraten, und übertäubte den Donner der Brandungen; aber während sie den Geretteten nach und nach aussteigen halfen, huschten die Fröhlichsten und Gewandtesten der Zuschauer hurtig in den Palast und kamen bald mit Blumengewinden daher gerannt, welche sogleich ein ausnehmend zierlicher Plato in Empfang nahm, die Besieger der Wogen feierlich und anmuthig zu kränzen. Die Helden weigerten sich zuerst der Ehre; doch als die Menge mit Schreien und Bestürmungen nicht nachließ, mußten sie sich wohl in den allgemeinen Willen ergeben. Sie neigten die lockenarmen Scheitel, um sie stattlich geschmückt wieder zu erheben. Der zierliche Plato sprach mit einer sonderbaren Baßstimme ziemlich feierlich, welches ihn jedoch nicht hinderte, die beiden Herren während der Bekränzung schalkhaft am Ohre zu zupfen, worauf Don Carlo augenblicklich sagte: Mein lieber Plato, du bist — Donna Teresa, wollte er sagen; da hielt ihm die Maske den Mund zu. — Seht, ich hab' Euch erkannt an Eurem Necken, flüsterte Don Carlo, Ihr könnt es nicht lassen! Verrathet mich nicht! flüsterte die Maske; denn es war wirklich Donna Teresa, welche die Bekränzung der Helden zu der griechischen Tracht so zierlich zu ordnen wußte, daß, wer irgend nahe stand, immer von Neuem Beifall rief und klatschte. Durch das allgemeine Zu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046"/> einer Sandbucht mit dem furchtsamen Häuflein der Passagiere.</p><lb/> <p>Ein allgemeines Lebehoch und Bravoklatschen erhub sich, als die beiden Helden das Ufer betraten, und übertäubte den Donner der Brandungen; aber während sie den Geretteten nach und nach aussteigen halfen, huschten die Fröhlichsten und Gewandtesten der Zuschauer hurtig in den Palast und kamen bald mit Blumengewinden daher gerannt, welche sogleich ein ausnehmend zierlicher Plato in Empfang nahm, die Besieger der Wogen feierlich und anmuthig zu kränzen. Die Helden weigerten sich zuerst der Ehre; doch als die Menge mit Schreien und Bestürmungen nicht nachließ, mußten sie sich wohl in den allgemeinen Willen ergeben. Sie neigten die lockenarmen Scheitel, um sie stattlich geschmückt wieder zu erheben. Der zierliche Plato sprach mit einer sonderbaren Baßstimme ziemlich feierlich, welches ihn jedoch nicht hinderte, die beiden Herren während der Bekränzung schalkhaft am Ohre zu zupfen, worauf Don Carlo augenblicklich sagte: Mein lieber Plato, du bist — Donna Teresa, wollte er sagen; da hielt ihm die Maske den Mund zu. — Seht, ich hab' Euch erkannt an Eurem Necken, flüsterte Don Carlo, Ihr könnt es nicht lassen!</p><lb/> <p>Verrathet mich nicht! flüsterte die Maske; denn es war wirklich Donna Teresa, welche die Bekränzung der Helden zu der griechischen Tracht so zierlich zu ordnen wußte, daß, wer irgend nahe stand, immer von Neuem Beifall rief und klatschte. Durch das allgemeine Zu-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0046]
einer Sandbucht mit dem furchtsamen Häuflein der Passagiere.
Ein allgemeines Lebehoch und Bravoklatschen erhub sich, als die beiden Helden das Ufer betraten, und übertäubte den Donner der Brandungen; aber während sie den Geretteten nach und nach aussteigen halfen, huschten die Fröhlichsten und Gewandtesten der Zuschauer hurtig in den Palast und kamen bald mit Blumengewinden daher gerannt, welche sogleich ein ausnehmend zierlicher Plato in Empfang nahm, die Besieger der Wogen feierlich und anmuthig zu kränzen. Die Helden weigerten sich zuerst der Ehre; doch als die Menge mit Schreien und Bestürmungen nicht nachließ, mußten sie sich wohl in den allgemeinen Willen ergeben. Sie neigten die lockenarmen Scheitel, um sie stattlich geschmückt wieder zu erheben. Der zierliche Plato sprach mit einer sonderbaren Baßstimme ziemlich feierlich, welches ihn jedoch nicht hinderte, die beiden Herren während der Bekränzung schalkhaft am Ohre zu zupfen, worauf Don Carlo augenblicklich sagte: Mein lieber Plato, du bist — Donna Teresa, wollte er sagen; da hielt ihm die Maske den Mund zu. — Seht, ich hab' Euch erkannt an Eurem Necken, flüsterte Don Carlo, Ihr könnt es nicht lassen!
Verrathet mich nicht! flüsterte die Maske; denn es war wirklich Donna Teresa, welche die Bekränzung der Helden zu der griechischen Tracht so zierlich zu ordnen wußte, daß, wer irgend nahe stand, immer von Neuem Beifall rief und klatschte. Durch das allgemeine Zu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T13:47:01Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T13:47:01Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |