Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Auf der glückseligen Insel Ischia, die mit allem Segen Gottes reichlich überschüttet ist, lebte zu einer Zeit ein vornehmer Mann, von den Leuten schlechthin Don Antonio genannt, welcher in seiner Lebensweise von den meisten seines Gleichen das Widerspiel war. Er verprahlte sein Geld nicht in der Residenz, weder mit schönen Tänzerinnen noch Sängerinnen, auch ward es weder verbankettirt noch vertändelt noch verspielt, noch auf schönen Pferden vergaloppirt. Er überließ die Verwaltung seiner Güter auch nicht, wie viele Herren, den Händen habgieriger oder fahrlässiger Schaffner, hielt es auch nicht für wohlgethan, Alles in Bausch und Bogen zu verpachten, um in Gemächlichkeit gleichsam den Rahm von der Milch zu essen, während Andre sich mühten und plagten. Nein, er hielt es für sehr anständig und vornehm, wirklich Herr der Scholle zu sein, womit Gott ihm ein Geschenk gemacht und zwar ein ziemlich ansehnliches: denn er besaß manches Obst- und Ackerland in den Niederungen am Meere, manche schöne Lehne mit guten Reben, dazu wohlgebaute Landhäuser mit mancherlei zierlichen Kunstwerken ausgeschmückt, Alles

Auf der glückseligen Insel Ischia, die mit allem Segen Gottes reichlich überschüttet ist, lebte zu einer Zeit ein vornehmer Mann, von den Leuten schlechthin Don Antonio genannt, welcher in seiner Lebensweise von den meisten seines Gleichen das Widerspiel war. Er verprahlte sein Geld nicht in der Residenz, weder mit schönen Tänzerinnen noch Sängerinnen, auch ward es weder verbankettirt noch vertändelt noch verspielt, noch auf schönen Pferden vergaloppirt. Er überließ die Verwaltung seiner Güter auch nicht, wie viele Herren, den Händen habgieriger oder fahrlässiger Schaffner, hielt es auch nicht für wohlgethan, Alles in Bausch und Bogen zu verpachten, um in Gemächlichkeit gleichsam den Rahm von der Milch zu essen, während Andre sich mühten und plagten. Nein, er hielt es für sehr anständig und vornehm, wirklich Herr der Scholle zu sein, womit Gott ihm ein Geschenk gemacht und zwar ein ziemlich ansehnliches: denn er besaß manches Obst- und Ackerland in den Niederungen am Meere, manche schöne Lehne mit guten Reben, dazu wohlgebaute Landhäuser mit mancherlei zierlichen Kunstwerken ausgeschmückt, Alles

<TEI>
  <text>
    <pb facs="#f0007"/>
    <body>
      <div n="1">
        <p>Auf der glückseligen Insel Ischia, die mit allem Segen Gottes reichlich überschüttet                ist, lebte zu einer Zeit ein vornehmer Mann, von den Leuten schlechthin Don Antonio                genannt, welcher in seiner Lebensweise von den meisten seines Gleichen das Widerspiel                war. Er verprahlte sein Geld nicht in der Residenz, weder mit schönen Tänzerinnen                noch Sängerinnen, auch ward es weder verbankettirt noch vertändelt noch verspielt,                noch auf schönen Pferden vergaloppirt. Er überließ die Verwaltung seiner Güter auch                nicht, wie viele Herren, den Händen habgieriger oder fahrlässiger Schaffner, hielt es                auch nicht für wohlgethan, Alles in Bausch und Bogen zu verpachten, um in                Gemächlichkeit gleichsam den Rahm von der Milch zu essen, während Andre sich mühten                und plagten. Nein, er hielt es für sehr anständig und vornehm, wirklich Herr der                Scholle zu sein, womit Gott ihm ein Geschenk gemacht und zwar ein ziemlich                ansehnliches: denn er besaß manches Obst- und Ackerland in den Niederungen am Meere,                manche schöne Lehne mit guten Reben, dazu wohlgebaute Landhäuser mit mancherlei                zierlichen Kunstwerken ausgeschmückt, Alles<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0007] Auf der glückseligen Insel Ischia, die mit allem Segen Gottes reichlich überschüttet ist, lebte zu einer Zeit ein vornehmer Mann, von den Leuten schlechthin Don Antonio genannt, welcher in seiner Lebensweise von den meisten seines Gleichen das Widerspiel war. Er verprahlte sein Geld nicht in der Residenz, weder mit schönen Tänzerinnen noch Sängerinnen, auch ward es weder verbankettirt noch vertändelt noch verspielt, noch auf schönen Pferden vergaloppirt. Er überließ die Verwaltung seiner Güter auch nicht, wie viele Herren, den Händen habgieriger oder fahrlässiger Schaffner, hielt es auch nicht für wohlgethan, Alles in Bausch und Bogen zu verpachten, um in Gemächlichkeit gleichsam den Rahm von der Milch zu essen, während Andre sich mühten und plagten. Nein, er hielt es für sehr anständig und vornehm, wirklich Herr der Scholle zu sein, womit Gott ihm ein Geschenk gemacht und zwar ein ziemlich ansehnliches: denn er besaß manches Obst- und Ackerland in den Niederungen am Meere, manche schöne Lehne mit guten Reben, dazu wohlgebaute Landhäuser mit mancherlei zierlichen Kunstwerken ausgeschmückt, Alles

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:47:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:47:01Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/7
Zitationshilfe: Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_karnevalfest_1910/7>, abgerufen am 21.11.2024.