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Korn, Philipp Anton: Die erste deutsche Frauen-Conferenz in Leipzig. Leipzig, 1865.

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entgegentreten. Aber in uns lebt das Bewußtsein, daß wir Gutes wollen! Wir werden vielleicht oft irren, aber der freudige Glaube, daß der redliche Wille die schwache Kraft unterstützen wird, soll uns aufrecht erhalten im Kampf gegen das Vorurtheil. Du aber, allmächtiger Gott, Du gütiger Vater der Menschheit, der Du uns den ringenden, strebenden Geist verliehen hast, der Du uns die Sehnsucht gabst, nützlich zu wirken, segne unser Werk! Segne diese Stunde der Vereinigung, segne das redliche Streben, das uns beseelt, und führe uns zum Ziele. Es ist ein Werk der Liebe, zu dem wir uns vereinen, das ein Band um unser deutsches Vaterland schlingen soll, das die deutschen Frauen zu einigem Streben und Ringen verbindet.



Ueber die Grundzüge der Vorlagen für die Frauenconferenz hielt Hauptmann a. D. Korn folgenden Vortrag:

Geehrte Anwesende! Es ist eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden. Nach der Salomonischen Weisheitsregel ist Schweigen sogar eine größere Tugend, als Reden.

Wenn dies fest steht, so hat das Frauengeschlecht trotz der ihm angeborenen Beredsamkeit, diese Tugend besonders geübt. Es ließ sich seine Stellung im Staate und in der Gesellschaft vom männlichen Geschlechte anweisen und - schwieg! - Glücklich in dem Bewußtsein Andere glücklich zu machen, trugen die Frauen keine Sorge um ihr eigenes Geschick und ließen Vieles über sich ergehen was sie erniedrigte, Völker tauchten auf und gingen unter, Staaten wurden begründet und wieder zertrümmert, den Frauen fiel nur der eine Antheil vollständig zu, sie hatten das Unglück der Völker im vollen Maaße zu theilen, aber vom Völkerglück, wenn die Glanzperioden ihrer nationalen Größe eintraten, davon behielt sich das Männergeschlecht stets den Löwenantheil. Mit verschränkten Armen stand das Frauengeschlecht da und ließ den Strom der Zeiten vor sich vorüber rollen, die für es nur Ketten im Gefolge hatten.

Der Uebergang von der asiatischen Barbarei in die europäische Civilisation brachte zwar eine Veränderung in der Stellung des Frauengeschlechts hervor, seine früher aus Eisen geschmiedeten Ketten wurden nun in goldene umgewandelt, d. h. die Frauen wurden aus der morgenländischen Sklaverei, die den Männern keine Freude mehr machte, befreit, um in die Zwangsjacke der abendländischen Unterthänigkeit gesteckt zu werden. Die Männer spielten die Herren und Gebieter, die Frauen waren nur die Dienerinnen und Wirthschafterinnen und wenn es gut ging behandelte man sie als "liebe Kinder."

Die Frauen durften Alles, nur keine Frauen sein,

entgegentreten. Aber in uns lebt das Bewußtsein, daß wir Gutes wollen! Wir werden vielleicht oft irren, aber der freudige Glaube, daß der redliche Wille die schwache Kraft unterstützen wird, soll uns aufrecht erhalten im Kampf gegen das Vorurtheil. Du aber, allmächtiger Gott, Du gütiger Vater der Menschheit, der Du uns den ringenden, strebenden Geist verliehen hast, der Du uns die Sehnsucht gabst, nützlich zu wirken, segne unser Werk! Segne diese Stunde der Vereinigung, segne das redliche Streben, das uns beseelt, und führe uns zum Ziele. Es ist ein Werk der Liebe, zu dem wir uns vereinen, das ein Band um unser deutsches Vaterland schlingen soll, das die deutschen Frauen zu einigem Streben und Ringen verbindet.



Ueber die Grundzüge der Vorlagen für die Frauenconferenz hielt Hauptmann a. D. Korn folgenden Vortrag:

Geehrte Anwesende! Es ist eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden. Nach der Salomonischen Weisheitsregel ist Schweigen sogar eine größere Tugend, als Reden.

Wenn dies fest steht, so hat das Frauengeschlecht trotz der ihm angeborenen Beredsamkeit, diese Tugend besonders geübt. Es ließ sich seine Stellung im Staate und in der Gesellschaft vom männlichen Geschlechte anweisen und – schwieg! – Glücklich in dem Bewußtsein Andere glücklich zu machen, trugen die Frauen keine Sorge um ihr eigenes Geschick und ließen Vieles über sich ergehen was sie erniedrigte, Völker tauchten auf und gingen unter, Staaten wurden begründet und wieder zertrümmert, den Frauen fiel nur der eine Antheil vollständig zu, sie hatten das Unglück der Völker im vollen Maaße zu theilen, aber vom Völkerglück, wenn die Glanzperioden ihrer nationalen Größe eintraten, davon behielt sich das Männergeschlecht stets den Löwenantheil. Mit verschränkten Armen stand das Frauengeschlecht da und ließ den Strom der Zeiten vor sich vorüber rollen, die für es nur Ketten im Gefolge hatten.

Der Uebergang von der asiatischen Barbarei in die europäische Civilisation brachte zwar eine Veränderung in der Stellung des Frauengeschlechts hervor, seine früher aus Eisen geschmiedeten Ketten wurden nun in goldene umgewandelt, d. h. die Frauen wurden aus der morgenländischen Sklaverei, die den Männern keine Freude mehr machte, befreit, um in die Zwangsjacke der abendländischen Unterthänigkeit gesteckt zu werden. Die Männer spielten die Herren und Gebieter, die Frauen waren nur die Dienerinnen und Wirthschafterinnen und wenn es gut ging behandelte man sie als „liebe Kinder.“

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entgegentreten. Aber in uns lebt das Bewußtsein, daß wir Gutes wollen! Wir werden vielleicht oft irren, aber der freudige Glaube, daß der redliche Wille die schwache Kraft unterstützen wird, soll uns aufrecht erhalten im Kampf gegen das Vorurtheil. Du aber, allmächtiger Gott, Du gütiger Vater der Menschheit, der Du uns den ringenden, strebenden Geist verliehen hast, der Du uns die Sehnsucht gabst, nützlich zu wirken, segne unser Werk! Segne diese Stunde der Vereinigung, segne das redliche Streben, das uns beseelt, und führe uns zum Ziele. Es ist ein Werk der Liebe, zu dem wir uns vereinen, das ein Band um unser deutsches Vaterland schlingen soll, das die deutschen Frauen zu einigem Streben und Ringen verbindet.</p>
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[13/0013] entgegentreten. Aber in uns lebt das Bewußtsein, daß wir Gutes wollen! Wir werden vielleicht oft irren, aber der freudige Glaube, daß der redliche Wille die schwache Kraft unterstützen wird, soll uns aufrecht erhalten im Kampf gegen das Vorurtheil. Du aber, allmächtiger Gott, Du gütiger Vater der Menschheit, der Du uns den ringenden, strebenden Geist verliehen hast, der Du uns die Sehnsucht gabst, nützlich zu wirken, segne unser Werk! Segne diese Stunde der Vereinigung, segne das redliche Streben, das uns beseelt, und führe uns zum Ziele. Es ist ein Werk der Liebe, zu dem wir uns vereinen, das ein Band um unser deutsches Vaterland schlingen soll, das die deutschen Frauen zu einigem Streben und Ringen verbindet. Ueber die Grundzüge der Vorlagen für die Frauenconferenz hielt Hauptmann a. D. Korn folgenden Vortrag: Geehrte Anwesende! Es ist eine Zeit zum Schweigen und eine Zeit zum Reden. Nach der Salomonischen Weisheitsregel ist Schweigen sogar eine größere Tugend, als Reden. Wenn dies fest steht, so hat das Frauengeschlecht trotz der ihm angeborenen Beredsamkeit, diese Tugend besonders geübt. Es ließ sich seine Stellung im Staate und in der Gesellschaft vom männlichen Geschlechte anweisen und – schwieg! – Glücklich in dem Bewußtsein Andere glücklich zu machen, trugen die Frauen keine Sorge um ihr eigenes Geschick und ließen Vieles über sich ergehen was sie erniedrigte, Völker tauchten auf und gingen unter, Staaten wurden begründet und wieder zertrümmert, den Frauen fiel nur der eine Antheil vollständig zu, sie hatten das Unglück der Völker im vollen Maaße zu theilen, aber vom Völkerglück, wenn die Glanzperioden ihrer nationalen Größe eintraten, davon behielt sich das Männergeschlecht stets den Löwenantheil. Mit verschränkten Armen stand das Frauengeschlecht da und ließ den Strom der Zeiten vor sich vorüber rollen, die für es nur Ketten im Gefolge hatten. Der Uebergang von der asiatischen Barbarei in die europäische Civilisation brachte zwar eine Veränderung in der Stellung des Frauengeschlechts hervor, seine früher aus Eisen geschmiedeten Ketten wurden nun in goldene umgewandelt, d. h. die Frauen wurden aus der morgenländischen Sklaverei, die den Männern keine Freude mehr machte, befreit, um in die Zwangsjacke der abendländischen Unterthänigkeit gesteckt zu werden. Die Männer spielten die Herren und Gebieter, die Frauen waren nur die Dienerinnen und Wirthschafterinnen und wenn es gut ging behandelte man sie als „liebe Kinder.“ Die Frauen durften Alles, nur keine Frauen sein,

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Zitationshilfe: Korn, Philipp Anton: Die erste deutsche Frauen-Conferenz in Leipzig. Leipzig, 1865, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/korn_frauenconferenz_1865/13>, abgerufen am 21.11.2024.