Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
4. Sie haben auch sämmtlich alsobalden
Ihre Kindlein alle zu Hause gehalten,
Und kein's von ihnen, weder groß noch klein,
Ferner geschickt in die Schule hinein.
5. Aber die Vernünftigsten von den Bauern
Riethen, auf gute Gelegenheit zu lauern,
Da alsdenn alle mannichfalt
Gebrauchen könnten Ernst und Gewalt.
6. Dieser gar kluge Vorschlag hat ihnen
Sämmtlich gut und thunlich geschienen,
Und man bestimmte dazu nunmehr
Die Zeit, wenn der Patron verreiset wär.
7. Zwar wurden alle diese Anstalten,
Noch zur Zeit, höchst geheim gehalten,
Bis endlich der erschreckliche Tag kam,
Da die Unruhe den Anfang nahm.
8. Ehe aber dieses alles geschehen,
Sind zu Ohnewitz große Zeichen gesehen,
Wie denn vor wicht'gen Begebenheiten sich
Vorbedeutungen zeigen gemeiniglich.
9. So hat zum Exempel eine kleine Weile
Vorhero eine sehr große Eule
Auf dem Kirchthurm, um Mitternacht,
Ein erschrecklich Geschrei gemacht.
10.
K 2
4. Sie haben auch ſaͤmmtlich alſobalden
Ihre Kindlein alle zu Hauſe gehalten,
Und kein’s von ihnen, weder groß noch klein,
Ferner geſchickt in die Schule hinein.
5. Aber die Vernuͤnftigſten von den Bauern
Riethen, auf gute Gelegenheit zu lauern,
Da alsdenn alle mannichfalt
Gebrauchen koͤnnten Ernſt und Gewalt.
6. Dieſer gar kluge Vorſchlag hat ihnen
Saͤmmtlich gut und thunlich geſchienen,
Und man beſtimmte dazu nunmehr
Die Zeit, wenn der Patron verreiſet waͤr.
7. Zwar wurden alle dieſe Anſtalten,
Noch zur Zeit, hoͤchſt geheim gehalten,
Bis endlich der erſchreckliche Tag kam,
Da die Unruhe den Anfang nahm.
8. Ehe aber dieſes alles geſchehen,
Sind zu Ohnewitz große Zeichen geſehen,
Wie denn vor wicht’gen Begebenheiten ſich
Vorbedeutungen zeigen gemeiniglich.
9. So hat zum Exempel eine kleine Weile
Vorhero eine ſehr große Eule
Auf dem Kirchthurm, um Mitternacht,
Ein erſchrecklich Geſchrei gemacht.
10.
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0171" n="147"/>
          <lg n="4">
            <l>4. Sie haben auch &#x017F;a&#x0364;mmtlich al&#x017F;obalden</l><lb/>
            <l>Ihre Kindlein alle zu Hau&#x017F;e gehalten,</l><lb/>
            <l>Und kein&#x2019;s von ihnen, weder groß noch klein,</l><lb/>
            <l>Ferner ge&#x017F;chickt in die Schule hinein.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>5. Aber die Vernu&#x0364;nftig&#x017F;ten von den Bauern</l><lb/>
            <l>Riethen, auf gute Gelegenheit zu lauern,</l><lb/>
            <l>Da alsdenn alle mannichfalt</l><lb/>
            <l>Gebrauchen ko&#x0364;nnten Ern&#x017F;t und Gewalt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>6. Die&#x017F;er gar kluge Vor&#x017F;chlag hat ihnen</l><lb/>
            <l>Sa&#x0364;mmtlich gut und thunlich ge&#x017F;chienen,</l><lb/>
            <l>Und man be&#x017F;timmte dazu nunmehr</l><lb/>
            <l>Die Zeit, wenn der Patron verrei&#x017F;et wa&#x0364;r.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>7. Zwar wurden alle die&#x017F;e An&#x017F;talten,</l><lb/>
            <l>Noch zur Zeit, ho&#x0364;ch&#x017F;t geheim gehalten,</l><lb/>
            <l>Bis endlich der er&#x017F;chreckliche Tag kam,</l><lb/>
            <l>Da die Unruhe den Anfang nahm.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>8. Ehe aber die&#x017F;es alles ge&#x017F;chehen,</l><lb/>
            <l>Sind zu Ohnewitz große Zeichen ge&#x017F;ehen,</l><lb/>
            <l>Wie denn vor wicht&#x2019;gen Begebenheiten &#x017F;ich</l><lb/>
            <l>Vorbedeutungen zeigen gemeiniglich.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>9. So hat zum Exempel eine kleine Weile</l><lb/>
            <l>Vorhero eine &#x017F;ehr große Eule</l><lb/>
            <l>Auf dem Kirchthurm, um Mitternacht,</l><lb/>
            <l>Ein er&#x017F;chrecklich Ge&#x017F;chrei gemacht.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">K 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">10.</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0171] 4. Sie haben auch ſaͤmmtlich alſobalden Ihre Kindlein alle zu Hauſe gehalten, Und kein’s von ihnen, weder groß noch klein, Ferner geſchickt in die Schule hinein. 5. Aber die Vernuͤnftigſten von den Bauern Riethen, auf gute Gelegenheit zu lauern, Da alsdenn alle mannichfalt Gebrauchen koͤnnten Ernſt und Gewalt. 6. Dieſer gar kluge Vorſchlag hat ihnen Saͤmmtlich gut und thunlich geſchienen, Und man beſtimmte dazu nunmehr Die Zeit, wenn der Patron verreiſet waͤr. 7. Zwar wurden alle dieſe Anſtalten, Noch zur Zeit, hoͤchſt geheim gehalten, Bis endlich der erſchreckliche Tag kam, Da die Unruhe den Anfang nahm. 8. Ehe aber dieſes alles geſchehen, Sind zu Ohnewitz große Zeichen geſehen, Wie denn vor wicht’gen Begebenheiten ſich Vorbedeutungen zeigen gemeiniglich. 9. So hat zum Exempel eine kleine Weile Vorhero eine ſehr große Eule Auf dem Kirchthurm, um Mitternacht, Ein erſchrecklich Geſchrei gemacht. 10. K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/171
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/171>, abgerufen am 22.11.2024.