Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.8. Uebrigens diente er mit möglichsten Treuen Seinen sich ihm anvertrauenden Partheien, Jedoch nahm er auch dann und wann Von der Gegenparthei Geschenke an. 9. So erwarb er sich ein ziemliches Vermögen; Was andern ein Fluch war, war ihm ein Segen, Und wenn andre gezankt und gekriegt, Zog er den Vortheil und war vergnügt. 10. Meine selige Mutter war die Tochter Von einem ehmaligen reichen Pachter, Der, weil er sehr gerne geprozessirt, Sich und sein Vermögen geruinirt. 11. Mein Vater hatte ihm als Advokate Gedient mit seinem getreuen Rathe, Und er truge dafür zum Lohn Die artige Tochter des Pachters davon. 12. Sie hatte schon viele ausgeschlagen, Welche sich, sie zu freien, angetragen, Als sich noch ihr Vater im Wohlstand Und bei gutem Vermögen befand. 13. Jedoch als sich die Aktien verschlimmert, Hät sich keiner mehr um sie bekümmert; Denn auch das schönste Mädchengesicht Reizt ohne Geld zum Ehestand nicht. 14. In-
8. Uebrigens diente er mit moͤglichſten Treuen Seinen ſich ihm anvertrauenden Partheien, Jedoch nahm er auch dann und wann Von der Gegenparthei Geſchenke an. 9. So erwarb er ſich ein ziemliches Vermoͤgen; Was andern ein Fluch war, war ihm ein Segen, Und wenn andre gezankt und gekriegt, Zog er den Vortheil und war vergnuͤgt. 10. Meine ſelige Mutter war die Tochter Von einem ehmaligen reichen Pachter, Der, weil er ſehr gerne geprozeſſirt, Sich und ſein Vermoͤgen geruinirt. 11. Mein Vater hatte ihm als Advokate Gedient mit ſeinem getreuen Rathe, Und er truge dafuͤr zum Lohn Die artige Tochter des Pachters davon. 12. Sie hatte ſchon viele ausgeſchlagen, Welche ſich, ſie zu freien, angetragen, Als ſich noch ihr Vater im Wohlſtand Und bei gutem Vermoͤgen befand. 13. Jedoch als ſich die Aktien verſchlimmert, Haͤt ſich keiner mehr um ſie bekuͤmmert; Denn auch das ſchoͤnſte Maͤdchengeſicht Reizt ohne Geld zum Eheſtand nicht. 14. In-
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8. Uebrigens diente er mit moͤglichſten Treuen
Seinen ſich ihm anvertrauenden Partheien,
Jedoch nahm er auch dann und wann
Von der Gegenparthei Geſchenke an.
9. So erwarb er ſich ein ziemliches Vermoͤgen;
Was andern ein Fluch war, war ihm ein
Segen,
Und wenn andre gezankt und gekriegt,
Zog er den Vortheil und war vergnuͤgt.
10. Meine ſelige Mutter war die Tochter
Von einem ehmaligen reichen Pachter,
Der, weil er ſehr gerne geprozeſſirt,
Sich und ſein Vermoͤgen geruinirt.
11. Mein Vater hatte ihm als Advokate
Gedient mit ſeinem getreuen Rathe,
Und er truge dafuͤr zum Lohn
Die artige Tochter des Pachters davon.
12. Sie hatte ſchon viele ausgeſchlagen,
Welche ſich, ſie zu freien, angetragen,
Als ſich noch ihr Vater im Wohlſtand
Und bei gutem Vermoͤgen befand.
13. Jedoch als ſich die Aktien verſchlimmert,
Haͤt ſich keiner mehr um ſie bekuͤmmert;
Denn auch das ſchoͤnſte Maͤdchengeſicht
Reizt ohne Geld zum Eheſtand nicht.
14. In-
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