Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.86. Ich bekam, wie leicht zu gedenken, Von ihm viel ansehnliche Geschenken, Stahl auch überdieß von Zeit zu Zeit Noch heimlich manche Kleinigkeit. 87. Obs nun gleich äusserlich an nichts fehlte, So war doch noch etwas, welches mich quälte, Und mir fiele deswegen im Anfang Bei dem alten Herren die Zeit lang. 88. Zwar in der Folge war der Hausschreiber Zuweilen wohl mein Zeitvertreiber, Doch weil er sich meist kränklich befand, So war sein Umgang nicht interessant. 89. Es gereichte mir also zum wahren Vergnügen, Nach seinem Tode einen neuen Hausschreiber zu kriegen, Und Sie, mein Lieber! waren just der Damals neu angesetzte Sekretär. 90. Sie gefielen mir gleich, da ich Sie gesehen, Ich muß es Ihnen offenherzig gestehen, Und dieses war dann die Ursach, Warum ich für Sie so kräftig sprach. 91. Uebrigens ist Ihnen von den Dingen allen, Welche damals unter uns vorgefallen, Bis er Sie Nachts einst bei mir fand, Lieber Hieronimus! nichts unbekannt. 92. Als
86. Ich bekam, wie leicht zu gedenken, Von ihm viel anſehnliche Geſchenken, Stahl auch uͤberdieß von Zeit zu Zeit Noch heimlich manche Kleinigkeit. 87. Obs nun gleich aͤuſſerlich an nichts fehlte, So war doch noch etwas, welches mich quaͤlte, Und mir fiele deswegen im Anfang Bei dem alten Herren die Zeit lang. 88. Zwar in der Folge war der Hausſchreiber Zuweilen wohl mein Zeitvertreiber, Doch weil er ſich meiſt kraͤnklich befand, So war ſein Umgang nicht intereſſant. 89. Es gereichte mir alſo zum wahren Vergnuͤgen, Nach ſeinem Tode einen neuen Hausſchreiber zu kriegen, Und Sie, mein Lieber! waren juſt der Damals neu angeſetzte Sekretaͤr. 90. Sie gefielen mir gleich, da ich Sie geſehen, Ich muß es Ihnen offenherzig geſtehen, Und dieſes war dann die Urſach, Warum ich fuͤr Sie ſo kraͤftig ſprach. 91. Uebrigens iſt Ihnen von den Dingen allen, Welche damals unter uns vorgefallen, Bis er Sie Nachts einſt bei mir fand, Lieber Hieronimus! nichts unbekannt. 92. Als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0194" n="170"/> <lg n="86"> <l>86. Ich bekam, wie leicht zu gedenken,</l><lb/> <l>Von ihm viel anſehnliche Geſchenken,</l><lb/> <l>Stahl auch uͤberdieß von Zeit zu Zeit</l><lb/> <l>Noch heimlich manche Kleinigkeit.</l> </lg><lb/> <lg n="87"> <l>87. Obs nun gleich aͤuſſerlich an nichts fehlte,</l><lb/> <l>So war doch noch etwas, welches mich quaͤlte,</l><lb/> <l>Und mir fiele deswegen im Anfang</l><lb/> <l>Bei dem alten Herren die Zeit lang.</l> </lg><lb/> <lg n="88"> <l>88. Zwar in der Folge war der Hausſchreiber</l><lb/> <l>Zuweilen wohl mein Zeitvertreiber,</l><lb/> <l>Doch weil er ſich meiſt kraͤnklich befand,</l><lb/> <l>So war ſein Umgang nicht intereſſant.</l> </lg><lb/> <lg n="89"> <l>89. Es gereichte mir alſo zum wahren Vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Nach ſeinem Tode einen neuen Hausſchreiber</l><lb/> <l>zu kriegen,</l><lb/> <l>Und Sie, mein Lieber! waren juſt der</l><lb/> <l>Damals neu angeſetzte Sekretaͤr.</l> </lg><lb/> <lg n="90"> <l>90. Sie gefielen mir gleich, da ich Sie geſehen,</l><lb/> <l>Ich muß es Ihnen offenherzig geſtehen,</l><lb/> <l>Und dieſes war dann die Urſach,</l><lb/> <l>Warum ich fuͤr Sie ſo kraͤftig ſprach.</l> </lg><lb/> <lg n="91"> <l>91. Uebrigens iſt Ihnen von den Dingen allen,</l><lb/> <l>Welche damals unter uns vorgefallen,</l><lb/> <l>Bis er Sie Nachts einſt bei mir fand,</l><lb/> <l>Lieber Hieronimus! nichts unbekannt.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">92. Als</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [170/0194]
86. Ich bekam, wie leicht zu gedenken,
Von ihm viel anſehnliche Geſchenken,
Stahl auch uͤberdieß von Zeit zu Zeit
Noch heimlich manche Kleinigkeit.
87. Obs nun gleich aͤuſſerlich an nichts fehlte,
So war doch noch etwas, welches mich quaͤlte,
Und mir fiele deswegen im Anfang
Bei dem alten Herren die Zeit lang.
88. Zwar in der Folge war der Hausſchreiber
Zuweilen wohl mein Zeitvertreiber,
Doch weil er ſich meiſt kraͤnklich befand,
So war ſein Umgang nicht intereſſant.
89. Es gereichte mir alſo zum wahren Vergnuͤgen,
Nach ſeinem Tode einen neuen Hausſchreiber
zu kriegen,
Und Sie, mein Lieber! waren juſt der
Damals neu angeſetzte Sekretaͤr.
90. Sie gefielen mir gleich, da ich Sie geſehen,
Ich muß es Ihnen offenherzig geſtehen,
Und dieſes war dann die Urſach,
Warum ich fuͤr Sie ſo kraͤftig ſprach.
91. Uebrigens iſt Ihnen von den Dingen allen,
Welche damals unter uns vorgefallen,
Bis er Sie Nachts einſt bei mir fand,
Lieber Hieronimus! nichts unbekannt.
92. Als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |