Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.3. Als dieses Amalia gemerket, Hat sie ihn in seinem Vorsatze gestärket, Und rühmte drauf diesen Stand hoch In dem folgenden Apolog: 4. Ich weiß es aus sehr vielen Proben, Daß der Schauspielerstand höchlich zu loben Vor einen jeglichen andern Stand Der da ist in der Welt bekannt. 5. Denn man sieht darin deutlich und eben, Wie es in dem ganzen menschlichen Leben Bald sehr böse und bald sehr schön, Unter einander pflegt herzugehn. 6. Bald giebts gar lustige Komödien, Bald aber jammervolle Tragödien, Bald lachet man, tanzet und singt, Bald greint man, seufzet und hinkt. 7. Bald sieht man recht komische Possen, Bald werden Thränen und Blut vergossen, Bald ist man dürftig, bald ist man reich, Bald jung und roth, bald todt und bleich. 8. Bald ist man Bauer, bald ist man Kaiser, Bald ist man ein Narre, bald ein Weiser, Bald ist man vornehm, bald ist man arm, Bald ist man kalt und bald wieder warm. 9. Bald
3. Als dieſes Amalia gemerket, Hat ſie ihn in ſeinem Vorſatze geſtaͤrket, Und ruͤhmte drauf dieſen Stand hoch In dem folgenden Apolog: 4. Ich weiß es aus ſehr vielen Proben, Daß der Schauſpielerſtand hoͤchlich zu loben Vor einen jeglichen andern Stand Der da iſt in der Welt bekannt. 5. Denn man ſieht darin deutlich und eben, Wie es in dem ganzen menſchlichen Leben Bald ſehr boͤſe und bald ſehr ſchoͤn, Unter einander pflegt herzugehn. 6. Bald giebts gar luſtige Komoͤdien, Bald aber jammervolle Tragoͤdien, Bald lachet man, tanzet und ſingt, Bald greint man, ſeufzet und hinkt. 7. Bald ſieht man recht komiſche Poſſen, Bald werden Thraͤnen und Blut vergoſſen, Bald iſt man duͤrftig, bald iſt man reich, Bald jung und roth, bald todt und bleich. 8. Bald iſt man Bauer, bald iſt man Kaiſer, Bald iſt man ein Narre, bald ein Weiſer, Bald iſt man vornehm, bald iſt man arm, Bald iſt man kalt und bald wieder warm. 9. Bald
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0197" n="173"/> <lg n="3"> <l>3. Als dieſes Amalia gemerket,</l><lb/> <l>Hat ſie ihn in ſeinem Vorſatze geſtaͤrket,</l><lb/> <l>Und ruͤhmte drauf dieſen Stand hoch</l><lb/> <l>In dem folgenden Apolog:</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>4. Ich weiß es aus ſehr vielen Proben,</l><lb/> <l>Daß der Schauſpielerſtand hoͤchlich zu loben</l><lb/> <l>Vor einen jeglichen andern Stand</l><lb/> <l>Der da iſt in der Welt bekannt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>5. Denn man ſieht darin deutlich und eben,</l><lb/> <l>Wie es in dem ganzen menſchlichen Leben</l><lb/> <l>Bald ſehr boͤſe und bald ſehr ſchoͤn,</l><lb/> <l>Unter einander pflegt herzugehn.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>6. Bald giebts gar luſtige Komoͤdien,</l><lb/> <l>Bald aber jammervolle Tragoͤdien,</l><lb/> <l>Bald lachet man, tanzet und ſingt,</l><lb/> <l>Bald greint man, ſeufzet und hinkt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>7. Bald ſieht man recht komiſche Poſſen,</l><lb/> <l>Bald werden Thraͤnen und Blut vergoſſen,</l><lb/> <l>Bald iſt man duͤrftig, bald iſt man reich,</l><lb/> <l>Bald jung und roth, bald todt und bleich.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>8. Bald iſt man Bauer, bald iſt man Kaiſer,</l><lb/> <l>Bald iſt man ein Narre, bald ein Weiſer,</l><lb/> <l>Bald iſt man vornehm, bald iſt man arm,</l><lb/> <l>Bald iſt man kalt und bald wieder warm.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">9. Bald</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [173/0197]
3. Als dieſes Amalia gemerket,
Hat ſie ihn in ſeinem Vorſatze geſtaͤrket,
Und ruͤhmte drauf dieſen Stand hoch
In dem folgenden Apolog:
4. Ich weiß es aus ſehr vielen Proben,
Daß der Schauſpielerſtand hoͤchlich zu loben
Vor einen jeglichen andern Stand
Der da iſt in der Welt bekannt.
5. Denn man ſieht darin deutlich und eben,
Wie es in dem ganzen menſchlichen Leben
Bald ſehr boͤſe und bald ſehr ſchoͤn,
Unter einander pflegt herzugehn.
6. Bald giebts gar luſtige Komoͤdien,
Bald aber jammervolle Tragoͤdien,
Bald lachet man, tanzet und ſingt,
Bald greint man, ſeufzet und hinkt.
7. Bald ſieht man recht komiſche Poſſen,
Bald werden Thraͤnen und Blut vergoſſen,
Bald iſt man duͤrftig, bald iſt man reich,
Bald jung und roth, bald todt und bleich.
8. Bald iſt man Bauer, bald iſt man Kaiſer,
Bald iſt man ein Narre, bald ein Weiſer,
Bald iſt man vornehm, bald iſt man arm,
Bald iſt man kalt und bald wieder warm.
9. Bald
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/197 |
Zitationshilfe: | Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/197>, abgerufen am 28.07.2024. |