Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.8. Man that ihm hierauf nach der Reih' die Ehre, Hob es auf, rühmte seine Größe und Schwere, Und bewunderte einmüthig weit und breit Seine mehr als gemeine Artigkeit. 9. "Meine hochgeehrte Frau Base! "Schnatterte Frau Schnepperle, etwas durch die Nase, "Das Kind wird wahrlich ein gelehrter Man, "Ich sehs ihm an seinem Gesichte an. 10. "Habe neulich ein schönes Buch gelesen, "Als ich auf der Rathsbibliothek gewesen, "Welches von der Kunst Physionomei "Handelt, und was davon zu halten sey; 11. "Darin stunden schrecklich viele Gesichter, "Gelehrte, dumme, fromme Bösewichter, "Silhouetten von feiner und schlimmer Ge- stalt, "Auch Köpfe von Thieren, jung und alt. 12. "Wenn ich etwa nicht unrecht gesehen, "So glaub ich daraus zu verstehen, "Daß ein solches verkehrtes Gesicht "Viel zukünftiges Genie verspricht. 13. "Und wollte schier gewiß versichern: "Das Kind geht einst um mit Büchern; "Und ist wohl gar zum Pfarrer bestimmt, "Wenn es künftig zu Jahren kümmt. 14. "Sei-
8. Man that ihm hierauf nach der Reih’ die Ehre, Hob es auf, ruͤhmte ſeine Groͤße und Schwere, Und bewunderte einmuͤthig weit und breit Seine mehr als gemeine Artigkeit. 9. „Meine hochgeehrte Frau Baſe! „Schnatterte Frau Schnepperle, etwas durch die Naſe, „Das Kind wird wahrlich ein gelehrter Man̅, „Ich ſehs ihm an ſeinem Geſichte an. 10. „Habe neulich ein ſchoͤnes Buch geleſen, „Als ich auf der Rathsbibliothek geweſen, „Welches von der Kunſt Phyſionomei „Handelt, und was davon zu halten ſey; 11. „Darin ſtunden ſchrecklich viele Geſichter, „Gelehrte, dumme, fromme Boͤſewichter, „Silhouetten von feiner und ſchlimmer Ge- ſtalt, „Auch Koͤpfe von Thieren, jung und alt. 12. „Wenn ich etwa nicht unrecht geſehen, „So glaub ich daraus zu verſtehen, „Daß ein ſolches verkehrtes Geſicht „Viel zukuͤnftiges Genie verſpricht. 13. „Und wollte ſchier gewiß verſichern: „Das Kind geht einſt um mit Buͤchern; „Und iſt wohl gar zum Pfarrer beſtimmt, „Wenn es kuͤnftig zu Jahren kuͤmmt. 14. „Sei-
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8. Man that ihm hierauf nach der Reih’ die Ehre,
Hob es auf, ruͤhmte ſeine Groͤße und Schwere,
Und bewunderte einmuͤthig weit und breit
Seine mehr als gemeine Artigkeit.
9. „Meine hochgeehrte Frau Baſe!
„Schnatterte Frau Schnepperle, etwas durch
die Naſe,
„Das Kind wird wahrlich ein gelehrter Man̅,
„Ich ſehs ihm an ſeinem Geſichte an.
10. „Habe neulich ein ſchoͤnes Buch geleſen,
„Als ich auf der Rathsbibliothek geweſen,
„Welches von der Kunſt Phyſionomei
„Handelt, und was davon zu halten ſey;
11. „Darin ſtunden ſchrecklich viele Geſichter,
„Gelehrte, dumme, fromme Boͤſewichter,
„Silhouetten von feiner und ſchlimmer Ge-
ſtalt,
„Auch Koͤpfe von Thieren, jung und alt.
12. „Wenn ich etwa nicht unrecht geſehen,
„So glaub ich daraus zu verſtehen,
„Daß ein ſolches verkehrtes Geſicht
„Viel zukuͤnftiges Genie verſpricht.
13. „Und wollte ſchier gewiß verſichern:
„Das Kind geht einſt um mit Buͤchern;
„Und iſt wohl gar zum Pfarrer beſtimmt,
„Wenn es kuͤnftig zu Jahren kuͤmmt.
14. „Sei-
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