Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
13. "Meine geliebte Frau Urgalinde,
"Kommen Sie doch einmal zu meinem Kinde,
"Um ihm zu sagen gutes Glück
"Von seinem zukünftigen Geschick.
14. "Sie werden hoffentlich die Güte haben;
"Und mir es sagen, was von dem Knaben
"Hieronimus eigentlich zu machen ist
"Ohne Trug und arge List."
15. Madame! antwortete sie, das soll ge-
schehen,
Lasse sie mich nur seine Hände sehen;
Dann sag ich als eine aufrichtige
Frau
Ihm seinkünftiges Schicksalgenau.
16. Man ließ also den Hieronimus holen,
Und Frau Urgalinde hat ihm befohlen,
Seine rechte Hand zu reichen dar,
Welche etwas beschmutzet war.
17. Die Zigeunerin mit forschendem Blicke
Erkundete nun alle und jede Stücke,
Maß die Flächen und Linien auch,
Alles nach Chiromanten Gebrauch.
18. Darauf ward sie einen Augenblick stille,
Endlich gleich einer Delpdischen Sybille
Murmelte sie etwas zwischen dem Zahn
Und hub folgende Prophezeihung an:
19. Ich
13. „Meine geliebte Frau Urgalinde,
„Kommen Sie doch einmal zu meinem Kinde,
„Um ihm zu ſagen gutes Gluͤck
„Von ſeinem zukuͤnftigen Geſchick.
14. „Sie werden hoffentlich die Guͤte haben;
„Und mir es ſagen, was von dem Knaben
„Hieronimus eigentlich zu machen iſt
„Ohne Trug und arge Liſt.“
15. Madame! antwortete ſie, das ſoll ge-
ſchehen,
Laſſe ſie mich nur ſeine Haͤnde ſehen;
Dann ſag ich als eine aufrichtige
Frau
Ihm ſeinkuͤnftiges Schickſalgenau.
16. Man ließ alſo den Hieronimus holen,
Und Frau Urgalinde hat ihm befohlen,
Seine rechte Hand zu reichen dar,
Welche etwas beſchmutzet war.
17. Die Zigeunerin mit forſchendem Blicke
Erkundete nun alle und jede Stuͤcke,
Maß die Flaͤchen und Linien auch,
Alles nach Chiromanten Gebrauch.
18. Darauf ward ſie einen Augenblick ſtille,
Endlich gleich einer Delpdiſchen Sybille
Murmelte ſie etwas zwiſchen dem Zahn
Und hub folgende Prophezeihung an:
19. Ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0054" n="30"/>
          <lg n="13">
            <l>13. &#x201E;Meine geliebte Frau Urgalinde,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Kommen Sie doch einmal zu meinem Kinde,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Um ihm zu &#x017F;agen gutes Glu&#x0364;ck</l><lb/>
            <l>&#x201E;Von &#x017F;einem zuku&#x0364;nftigen Ge&#x017F;chick.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>14. &#x201E;Sie werden hoffentlich die Gu&#x0364;te haben;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und mir es &#x017F;agen, was von dem Knaben</l><lb/>
            <l>&#x201E;Hieronimus eigentlich zu machen i&#x017F;t</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ohne Trug und arge Li&#x017F;t.&#x201C;</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>15. <hi rendition="#g">Madame</hi>! antwortete &#x017F;ie, <hi rendition="#g">das &#x017F;oll ge-</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#g">&#x017F;chehen,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#g">La&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie mich nur &#x017F;eine Ha&#x0364;nde &#x017F;ehen;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#g">Dann &#x017F;ag ich als eine aufrichtige</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#g">Frau</hi> </l><lb/>
            <l><hi rendition="#g">Ihm &#x017F;einku&#x0364;nftiges Schick&#x017F;algenau</hi>.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l>16. Man ließ al&#x017F;o den Hieronimus holen,</l><lb/>
            <l>Und Frau Urgalinde hat ihm befohlen,</l><lb/>
            <l>Seine rechte Hand zu reichen dar,</l><lb/>
            <l>Welche etwas be&#x017F;chmutzet war.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <l>17. Die Zigeunerin mit for&#x017F;chendem Blicke</l><lb/>
            <l>Erkundete nun alle und jede Stu&#x0364;cke,</l><lb/>
            <l>Maß die Fla&#x0364;chen und Linien auch,</l><lb/>
            <l>Alles nach Chiromanten Gebrauch.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l>18. Darauf ward &#x017F;ie einen Augenblick &#x017F;tille,</l><lb/>
            <l>Endlich gleich einer Delpdi&#x017F;chen Sybille</l><lb/>
            <l>Murmelte &#x017F;ie etwas zwi&#x017F;chen dem Zahn</l><lb/>
            <l>Und hub folgende Prophezeihung an:</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">19. <hi rendition="#g">Ich</hi></fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0054] 13. „Meine geliebte Frau Urgalinde, „Kommen Sie doch einmal zu meinem Kinde, „Um ihm zu ſagen gutes Gluͤck „Von ſeinem zukuͤnftigen Geſchick. 14. „Sie werden hoffentlich die Guͤte haben; „Und mir es ſagen, was von dem Knaben „Hieronimus eigentlich zu machen iſt „Ohne Trug und arge Liſt.“ 15. Madame! antwortete ſie, das ſoll ge- ſchehen, Laſſe ſie mich nur ſeine Haͤnde ſehen; Dann ſag ich als eine aufrichtige Frau Ihm ſeinkuͤnftiges Schickſalgenau. 16. Man ließ alſo den Hieronimus holen, Und Frau Urgalinde hat ihm befohlen, Seine rechte Hand zu reichen dar, Welche etwas beſchmutzet war. 17. Die Zigeunerin mit forſchendem Blicke Erkundete nun alle und jede Stuͤcke, Maß die Flaͤchen und Linien auch, Alles nach Chiromanten Gebrauch. 18. Darauf ward ſie einen Augenblick ſtille, Endlich gleich einer Delpdiſchen Sybille Murmelte ſie etwas zwiſchen dem Zahn Und hub folgende Prophezeihung an: 19. Ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/54
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/54>, abgerufen am 24.11.2024.