Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
33. Seitdem unsre Herren jene Verordnung gaben,
Hat man keinen lebendigen Menschen wieder
begraben;
Da sieht man, was ein gescheutes Mandat
Für wohlerspriesliche Folgen hat.
34. Sonst, wenn unsre Herren was kommandi-
ren
Pflegt niemand den Befehl zu vollführen,
Weil ihre Obrigkeitsauthorität
Nicht gar weit bei der Bürgerschaft geht.
35. Unser Fürst ist neuerdings durchs Städtel
passiret,
Da hat die Bürgerschaft das Gewehr geprä-
sentiret
Und mit Trommel und Fahne und großer
Pracht
Einen kostsplitterlichen Aufzug gemacht.
36. Nur ein einziger that beim Feuern und
Schiessen
Unvorsicht'gerweise sein Leben einbüssen;
Sonst ging alles zu Schildburgs Ehr,
Ohne sonderliches Unglück her.
37. Der kathol'sche Pfarrer hat's Zeitliche ge-
wechselt
Und man hat 'nen neuen herausgedrechselt;
Doch dieser gewiß recht brave Mann
Stund erst einigen Gemeinsgliedern gar
nicht an.
38. Man
33. Seitdem unſre Herren jene Verordnung gaben,
Hat man keinen lebendigen Menſchen wieder
begraben;
Da ſieht man, was ein geſcheutes Mandat
Fuͤr wohlerſpriesliche Folgen hat.
34. Sonſt, wenn unſre Herren was kommandi-
ren
Pflegt niemand den Befehl zu vollfuͤhren,
Weil ihre Obrigkeitsauthoritaͤt
Nicht gar weit bei der Buͤrgerſchaft geht.
35. Unſer Fuͤrſt iſt neuerdings durchs Staͤdtel
paſſiret,
Da hat die Buͤrgerſchaft das Gewehr gepraͤ-
ſentiret
Und mit Trommel und Fahne und großer
Pracht
Einen koſtſplitterlichen Aufzug gemacht.
36. Nur ein einziger that beim Feuern und
Schieſſen
Unvorſicht’gerweiſe ſein Leben einbuͤſſen;
Sonſt ging alles zu Schildburgs Ehr,
Ohne ſonderliches Ungluͤck her.
37. Der kathol’ſche Pfarrer hat’s Zeitliche ge-
wechſelt
Und man hat ’nen neuen herausgedrechſelt;
Doch dieſer gewiß recht brave Mann
Stund erſt einigen Gemeinsgliedern gar
nicht an.
38. Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0136" n="114"/>
          <lg n="33">
            <l>33. Seitdem un&#x017F;re Herren jene Verordnung gaben,</l><lb/>
            <l>Hat man keinen lebendigen Men&#x017F;chen wieder</l><lb/>
            <l>begraben;</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ieht man, was ein ge&#x017F;cheutes Mandat</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r wohler&#x017F;priesliche Folgen hat.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="34">
            <l>34. Son&#x017F;t, wenn un&#x017F;re Herren was kommandi-</l><lb/>
            <l>ren</l><lb/>
            <l>Pflegt niemand den Befehl zu vollfu&#x0364;hren,</l><lb/>
            <l>Weil ihre Obrigkeitsauthorita&#x0364;t</l><lb/>
            <l>Nicht gar weit bei der Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft geht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="35">
            <l>35. Un&#x017F;er Fu&#x0364;r&#x017F;t i&#x017F;t neuerdings durchs Sta&#x0364;dtel</l><lb/>
            <l>pa&#x017F;&#x017F;iret,</l><lb/>
            <l>Da hat die Bu&#x0364;rger&#x017F;chaft das Gewehr gepra&#x0364;-</l><lb/>
            <l>&#x017F;entiret</l><lb/>
            <l>Und mit Trommel und Fahne und großer</l><lb/>
            <l>Pracht</l><lb/>
            <l>Einen ko&#x017F;t&#x017F;plitterlichen Aufzug gemacht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="36">
            <l>36. Nur ein einziger that beim Feuern und</l><lb/>
            <l>Schie&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Unvor&#x017F;icht&#x2019;gerwei&#x017F;e &#x017F;ein Leben einbu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Son&#x017F;t ging alles zu Schildburgs Ehr,</l><lb/>
            <l>Ohne &#x017F;onderliches Unglu&#x0364;ck her.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="37">
            <l>37. Der kathol&#x2019;&#x017F;che Pfarrer hat&#x2019;s Zeitliche ge-</l><lb/>
            <l>wech&#x017F;elt</l><lb/>
            <l>Und man hat &#x2019;nen neuen herausgedrech&#x017F;elt;</l><lb/>
            <l>Doch die&#x017F;er gewiß recht brave Mann</l><lb/>
            <l>Stund er&#x017F;t einigen Gemeinsgliedern gar</l><lb/>
            <l>nicht an.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">38. Man</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0136] 33. Seitdem unſre Herren jene Verordnung gaben, Hat man keinen lebendigen Menſchen wieder begraben; Da ſieht man, was ein geſcheutes Mandat Fuͤr wohlerſpriesliche Folgen hat. 34. Sonſt, wenn unſre Herren was kommandi- ren Pflegt niemand den Befehl zu vollfuͤhren, Weil ihre Obrigkeitsauthoritaͤt Nicht gar weit bei der Buͤrgerſchaft geht. 35. Unſer Fuͤrſt iſt neuerdings durchs Staͤdtel paſſiret, Da hat die Buͤrgerſchaft das Gewehr gepraͤ- ſentiret Und mit Trommel und Fahne und großer Pracht Einen koſtſplitterlichen Aufzug gemacht. 36. Nur ein einziger that beim Feuern und Schieſſen Unvorſicht’gerweiſe ſein Leben einbuͤſſen; Sonſt ging alles zu Schildburgs Ehr, Ohne ſonderliches Ungluͤck her. 37. Der kathol’ſche Pfarrer hat’s Zeitliche ge- wechſelt Und man hat ’nen neuen herausgedrechſelt; Doch dieſer gewiß recht brave Mann Stund erſt einigen Gemeinsgliedern gar nicht an. 38. Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/136
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/136>, abgerufen am 23.11.2024.