Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.21. Dabei thät er in mächtig großem Ansehen, Wie ein Klostergardian, bei seinen Amtsbrü- dern stehen, Und bei der Synode, oder bei dem Kon- vent, Bekam er das größte Kompliment. 22. Selbst, wenn er auf dem freiherrlichen Schlosse Visiten gab und Mahlzeiten genosse, So saß er aus Regard, während der Mahl- zeit, Der gnädigen Frau immer nahe zur Seit. 23. Der vorige Pfarrer wuste sowohl Junge als Alten Vorzüglich in Furcht und Respekt zu halten, Und behauptete überall, spat und früh, Seine Oberauthorität in der Parochie, 24. Und bei vorfallenden Kindtaufenschmäusen, Oder bei Hochzeiten, oder bei Leichenspeisen, Saß er oben an und führte immerfort, Als wär er in der Kirche, das große Wort. 25. Wer nicht wollte ganz nach seiner Pfeiffe tanzen, Den pflegte er verblümt auf der Kanzel zu kuranzen, So daß ihm Hören und Sehen verging, Und er aus Angst ein neues Leben anfing. 26. Er
21. Dabei thaͤt er in maͤchtig großem Anſehen, Wie ein Kloſtergardian, bei ſeinen Amtsbruͤ- dern ſtehen, Und bei der Synode, oder bei dem Kon- vent, Bekam er das groͤßte Kompliment. 22. Selbſt, wenn er auf dem freiherrlichen Schloſſe Viſiten gab und Mahlzeiten genoſſe, So ſaß er aus Regard, waͤhrend der Mahl- zeit, Der gnaͤdigen Frau immer nahe zur Seit. 23. Der vorige Pfarrer wuſte ſowohl Junge als Alten Vorzuͤglich in Furcht und Reſpekt zu halten, Und behauptete uͤberall, ſpat und fruͤh, Seine Oberauthoritaͤt in der Parochie, 24. Und bei vorfallenden Kindtaufenſchmaͤuſen, Oder bei Hochzeiten, oder bei Leichenſpeiſen, Saß er oben an und fuͤhrte immerfort, Als waͤr er in der Kirche, das große Wort. 25. Wer nicht wollte ganz nach ſeiner Pfeiffe tanzen, Den pflegte er verbluͤmt auf der Kanzel zu kuranzen, So daß ihm Hoͤren und Sehen verging, Und er aus Angſt ein neues Leben anfing. 26. Er
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21. Dabei thaͤt er in maͤchtig großem Anſehen,
Wie ein Kloſtergardian, bei ſeinen Amtsbruͤ-
dern ſtehen,
Und bei der Synode, oder bei dem Kon-
vent,
Bekam er das groͤßte Kompliment.
22. Selbſt, wenn er auf dem freiherrlichen
Schloſſe
Viſiten gab und Mahlzeiten genoſſe,
So ſaß er aus Regard, waͤhrend der Mahl-
zeit,
Der gnaͤdigen Frau immer nahe zur Seit.
23. Der vorige Pfarrer wuſte ſowohl Junge als
Alten
Vorzuͤglich in Furcht und Reſpekt zu halten,
Und behauptete uͤberall, ſpat und fruͤh,
Seine Oberauthoritaͤt in der Parochie,
24. Und bei vorfallenden Kindtaufenſchmaͤuſen,
Oder bei Hochzeiten, oder bei Leichenſpeiſen,
Saß er oben an und fuͤhrte immerfort,
Als waͤr er in der Kirche, das große Wort.
25. Wer nicht wollte ganz nach ſeiner Pfeiffe
tanzen,
Den pflegte er verbluͤmt auf der Kanzel zu
kuranzen,
So daß ihm Hoͤren und Sehen verging,
Und er aus Angſt ein neues Leben anfing.
26. Er
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