Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
5. Gleichwie nun gemeinlich die Landpfarrer
haben
Wenig Bücher und Geld, aber viel Mädchen
und Knaben;
So traf auch dies bei ihren Eltern ein,
Denn sie war das Kind an der Numero neun.
6. Sie lernte frühzeitig beten, lesen und schrei-
ben
Und allerlei nützliche Hausküuste treiben;
Sie nähte, strickte, wusch und spann
Und nahm sich der Küche und des Stalles
an.
7. Sie wurde sogar von ihren lieben Alten
Fleissig zu Landarbeiten angehalten,
So daß sie des Morgens so fix und rasch
Wie ein gelernter Drescher drasch.
8. Sie besaß dabei die ruhmwürdige Tugend,
Daß sie gerne schon früh in der Jugend
Mit den Dorfjungen schäkern that;
Denn sie war nicht stolz noch delikat.
9. In der Erndte und beim Weinlesen
Hatte sie recht ihr Treiben und Wesen,
Ueberwarf sich mit manchem Buben zum
Spaß
Und wälzte sich herum im Heu und Gras.
10. Sie
5. Gleichwie nun gemeinlich die Landpfarrer
haben
Wenig Buͤcher und Geld, aber viel Maͤdchen
und Knaben;
So traf auch dies bei ihren Eltern ein,
Denn ſie war das Kind an der Numero neun.
6. Sie lernte fruͤhzeitig beten, leſen und ſchrei-
ben
Und allerlei nuͤtzliche Hauskuͤuſte treiben;
Sie naͤhte, ſtrickte, wuſch und ſpann
Und nahm ſich der Kuͤche und des Stalles
an.
7. Sie wurde ſogar von ihren lieben Alten
Fleiſſig zu Landarbeiten angehalten,
So daß ſie des Morgens ſo fix und raſch
Wie ein gelernter Dreſcher draſch.
8. Sie beſaß dabei die ruhmwuͤrdige Tugend,
Daß ſie gerne ſchon fruͤh in der Jugend
Mit den Dorfjungen ſchaͤkern that;
Denn ſie war nicht ſtolz noch delikat.
9. In der Erndte und beim Weinleſen
Hatte ſie recht ihr Treiben und Weſen,
Ueberwarf ſich mit manchem Buben zum
Spaß
Und waͤlzte ſich herum im Heu und Gras.
10. Sie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0084" n="62"/>
          <lg n="5">
            <l>5. Gleichwie nun gemeinlich die Landpfarrer</l><lb/>
            <l>haben</l><lb/>
            <l>Wenig Bu&#x0364;cher und Geld, aber viel Ma&#x0364;dchen</l><lb/>
            <l>und Knaben;</l><lb/>
            <l>So traf auch dies bei ihren Eltern ein,</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;ie war das Kind an der Numero neun.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>6. Sie lernte fru&#x0364;hzeitig beten, le&#x017F;en und &#x017F;chrei-</l><lb/>
            <l>ben</l><lb/>
            <l>Und allerlei nu&#x0364;tzliche Hausku&#x0364;u&#x017F;te treiben;</l><lb/>
            <l>Sie na&#x0364;hte, &#x017F;trickte, wu&#x017F;ch und &#x017F;pann</l><lb/>
            <l>Und nahm &#x017F;ich der Ku&#x0364;che und des Stalles</l><lb/>
            <l>an.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>7. Sie wurde &#x017F;ogar von ihren lieben Alten</l><lb/>
            <l>Flei&#x017F;&#x017F;ig zu Landarbeiten angehalten,</l><lb/>
            <l>So daß &#x017F;ie des Morgens &#x017F;o fix und ra&#x017F;ch</l><lb/>
            <l>Wie ein gelernter Dre&#x017F;cher dra&#x017F;ch.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l>8. Sie be&#x017F;aß dabei die ruhmwu&#x0364;rdige Tugend,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie gerne &#x017F;chon fru&#x0364;h in der Jugend</l><lb/>
            <l>Mit den Dorfjungen &#x017F;cha&#x0364;kern that;</l><lb/>
            <l>Denn &#x017F;ie war nicht &#x017F;tolz noch delikat.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l>9. In der Erndte und beim Weinle&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Hatte &#x017F;ie recht ihr Treiben und We&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Ueberwarf &#x017F;ich mit manchem Buben zum</l><lb/>
            <l>Spaß</l><lb/>
            <l>Und wa&#x0364;lzte &#x017F;ich herum im Heu und Gras.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">10. Sie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0084] 5. Gleichwie nun gemeinlich die Landpfarrer haben Wenig Buͤcher und Geld, aber viel Maͤdchen und Knaben; So traf auch dies bei ihren Eltern ein, Denn ſie war das Kind an der Numero neun. 6. Sie lernte fruͤhzeitig beten, leſen und ſchrei- ben Und allerlei nuͤtzliche Hauskuͤuſte treiben; Sie naͤhte, ſtrickte, wuſch und ſpann Und nahm ſich der Kuͤche und des Stalles an. 7. Sie wurde ſogar von ihren lieben Alten Fleiſſig zu Landarbeiten angehalten, So daß ſie des Morgens ſo fix und raſch Wie ein gelernter Dreſcher draſch. 8. Sie beſaß dabei die ruhmwuͤrdige Tugend, Daß ſie gerne ſchon fruͤh in der Jugend Mit den Dorfjungen ſchaͤkern that; Denn ſie war nicht ſtolz noch delikat. 9. In der Erndte und beim Weinleſen Hatte ſie recht ihr Treiben und Weſen, Ueberwarf ſich mit manchem Buben zum Spaß Und waͤlzte ſich herum im Heu und Gras. 10. Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/84
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/84>, abgerufen am 21.11.2024.