Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.17. Doch gabs beim Aufmarschieren und Kriegs- gewimmel Ein allgewaltiges Lärmen und Getümmel; Man schrie vivat! als wäre man toll Und jeder Jagdhund des Schlosses boll. 18. Es schien, als ob sich alle Elementen Bewegten und in einem Krieg befänden, Und als ob in dem Dorfe Schönhain Würklich der jüngste Tag bräch ein. 19. Nach dreimal wiederholten Vivat und Char- giren Ließ man's ganze Heer aufm Schloßplatz cam- piren Und vom Obersten bis zum Musketier Bekam jeder zu essen, und Brandwein und Bier. 20. Als endlich die Nacht hatte angefangen, Ist jeder seines Weges nach Hause gegangen; Auch das Brautpaar entschliche schon früh, Ich weiß nicht: wohin? warum und wie? 21. Dieses Wohin, Warum, Wie und Weswe- gen, Zu wissen, dran ist uns nichts gelegen; Genug, Esther war von diesem Abend an genau, Eine leibhaftige gnädige Frau. Sie-
17. Doch gabs beim Aufmarſchieren und Kriegs- gewimmel Ein allgewaltiges Laͤrmen und Getuͤmmel; Man ſchrie vivat! als waͤre man toll Und jeder Jagdhund des Schloſſes boll. 18. Es ſchien, als ob ſich alle Elementen Bewegten und in einem Krieg befaͤnden, Und als ob in dem Dorfe Schoͤnhain Wuͤrklich der juͤngſte Tag braͤch ein. 19. Nach dreimal wiederholten Vivat und Char- giren Ließ man’s ganze Heer aufm Schloßplatz cam- piren Und vom Oberſten bis zum Musketier Bekam jeder zu eſſen, und Brandwein und Bier. 20. Als endlich die Nacht hatte angefangen, Iſt jeder ſeines Weges nach Hauſe gegangen; Auch das Brautpaar entſchliche ſchon fruͤh, Ich weiß nicht: wohin? warum und wie? 21. Dieſes Wohin, Warum, Wie und Weswe- gen, Zu wiſſen, dran iſt uns nichts gelegen; Genug, Eſther war von dieſem Abend an genau, Eine leibhaftige gnaͤdige Frau. Sie-
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17. Doch gabs beim Aufmarſchieren und Kriegs-
gewimmel
Ein allgewaltiges Laͤrmen und Getuͤmmel;
Man ſchrie vivat! als waͤre man toll
Und jeder Jagdhund des Schloſſes boll.
18. Es ſchien, als ob ſich alle Elementen
Bewegten und in einem Krieg befaͤnden,
Und als ob in dem Dorfe Schoͤnhain
Wuͤrklich der juͤngſte Tag braͤch ein.
19. Nach dreimal wiederholten Vivat und Char-
giren
Ließ man’s ganze Heer aufm Schloßplatz cam-
piren
Und vom Oberſten bis zum Musketier
Bekam jeder zu eſſen, und Brandwein und
Bier.
20. Als endlich die Nacht hatte angefangen,
Iſt jeder ſeines Weges nach Hauſe gegangen;
Auch das Brautpaar entſchliche ſchon fruͤh,
Ich weiß nicht: wohin? warum und wie?
21. Dieſes Wohin, Warum, Wie und Weswe-
gen,
Zu wiſſen, dran iſt uns nichts gelegen;
Genug, Eſther war von dieſem Abend an
genau,
Eine leibhaftige gnaͤdige Frau.
Sie-
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