men und Standespersonen; welche des Vor- mittags um 10 und Nachmittags um 4 Uhr zu ihr kommen müssen, als welche Zeit sie zu ihrem somnambulistischen Paroxismus bestimmt hat. Zum Entree muß ein Gulden bezahlt werden, den ihre an der Kammerthür aufpas- sende Mutter in Empfang nimmt, die auch ih- re zweite Tochter schon in der Kunst des Hell- sehens unterrichtet, obgleich solche nicht so pfif- fig ist wie die Aelteste.
Wenn die Hellseherkunst ferner ihren guten Fortgang behält und wie zu hoffen steht, sich weiter ausbreiten sollte, so wird Frau Schlunz ein besonderes Institut zur Bildung junger Somnambülen anlegen.
Der Vater Schlunz trinkt nunmehr täg- lich ein Nössel mehr und statt des gemeinen Fu- sels jetzt Kümmel und Anis, hält sich auch für sein Handwerk einen Gesellen, und steigt nicht mehr selbst in die Schorsteine.
Was endlich von Elsabe und ihrem künf- tigen Treiben und Wesen noch zu sagen seyn möchte, wird und soll, wenn es der Mühe werth ist, in der Folge aufrichtig mitgetheilt werden.
men und Standesperſonen; welche des Vor- mittags um 10 und Nachmittags um 4 Uhr zu ihr kommen muͤſſen, als welche Zeit ſie zu ihrem ſomnambuliſtiſchen Paroxismus beſtimmt hat. Zum Entree muß ein Gulden bezahlt werden, den ihre an der Kammerthuͤr aufpaſ- ſende Mutter in Empfang nimmt, die auch ih- re zweite Tochter ſchon in der Kunſt des Hell- ſehens unterrichtet, obgleich ſolche nicht ſo pfif- fig iſt wie die Aelteſte.
Wenn die Hellſeherkunſt ferner ihren guten Fortgang behaͤlt und wie zu hoffen ſteht, ſich weiter ausbreiten ſollte, ſo wird Frau Schlunz ein beſonderes Inſtitut zur Bildung junger Somnambuͤlen anlegen.
Der Vater Schlunz trinkt nunmehr taͤg- lich ein Noͤſſel mehr und ſtatt des gemeinen Fu- ſels jetzt Kuͤmmel und Anis, haͤlt ſich auch fuͤr ſein Handwerk einen Geſellen, und ſteigt nicht mehr ſelbſt in die Schorſteine.
Was endlich von Elſabe und ihrem kuͤnf- tigen Treiben und Weſen noch zu ſagen ſeyn moͤchte, wird und ſoll, wenn es der Muͤhe werth iſt, in der Folge aufrichtig mitgetheilt werden.
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men und Standesperſonen; welche des Vor-
mittags um 10 und Nachmittags um 4 Uhr
zu ihr kommen muͤſſen, als welche Zeit ſie zu
ihrem ſomnambuliſtiſchen Paroxismus beſtimmt
hat. Zum Entree muß ein Gulden bezahlt
werden, den ihre an der Kammerthuͤr aufpaſ-
ſende Mutter in Empfang nimmt, die auch ih-
re zweite Tochter ſchon in der Kunſt des Hell-
ſehens unterrichtet, obgleich ſolche nicht ſo pfif-
fig iſt wie die Aelteſte.
Wenn die Hellſeherkunſt ferner ihren guten
Fortgang behaͤlt und wie zu hoffen ſteht, ſich
weiter ausbreiten ſollte, ſo wird Frau Schlunz
ein beſonderes Inſtitut zur Bildung junger
Somnambuͤlen anlegen.
Der Vater Schlunz trinkt nunmehr taͤg-
lich ein Noͤſſel mehr und ſtatt des gemeinen Fu-
ſels jetzt Kuͤmmel und Anis, haͤlt ſich auch
fuͤr ſein Handwerk einen Geſellen, und ſteigt
nicht mehr ſelbſt in die Schorſteine.
Was endlich von Elſabe und ihrem kuͤnf-
tigen Treiben und Weſen noch zu ſagen ſeyn
moͤchte, wird und ſoll, wenn es der Muͤhe werth
iſt, in der Folge aufrichtig mitgetheilt werden.
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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/236>, abgerufen am 17.02.2025.
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