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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

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Achtes Kapitel.

Wie man den jungen Herrn, um ihn zu ku-
riren, mit der Fräulein Judith verheirathen
will, und wie er diese Medicin nicht
nehmen will.


1. Es wohnte aber an der Ohnewitzer Gränze,
Eine freiherrliche Witwenexcellenze,
Auf einer alten ehmals festen Burg,
Welche jetzt verfallen war durch und durch.
2. Ihre Ahnenzahl war längst übervollwichtig.
Und der Stammbaum bis zur Wurzel ächt
und richtig;
Aber (nichts ist ja vollkommen in der
Welt)
Es fehlte ihr am Besten: an Geld.
3. Sie hatte deswegen nicht viel zu verzehren,
Aber erzog doch in allen Züchten und Ehren,
Eine einzige Fräulein Tochter zart,
Sehr reizend und von englischer Gemüthsart.
4. Sie war eine ächte Perle des Landes,
Sehr geehrt wegen ihrer Schönheit und ihres
Verstandes,
Und mancher Kavalier hatte wohl Appetit,
Zu der angebeteten Fräulein Judith.
5. Aber
Achtes Kapitel.

Wie man den jungen Herrn, um ihn zu ku-
riren, mit der Fraͤulein Judith verheirathen
will, und wie er dieſe Medicin nicht
nehmen will.


1. Es wohnte aber an der Ohnewitzer Graͤnze,
Eine freiherrliche Witwenexcellenze,
Auf einer alten ehmals feſten Burg,
Welche jetzt verfallen war durch und durch.
2. Ihre Ahnenzahl war laͤngſt uͤbervollwichtig.
Und der Stammbaum bis zur Wurzel aͤcht
und richtig;
Aber (nichts iſt ja vollkommen in der
Welt)
Es fehlte ihr am Beſten: an Geld.
3. Sie hatte deswegen nicht viel zu verzehren,
Aber erzog doch in allen Zuͤchten und Ehren,
Eine einzige Fraͤulein Tochter zart,
Sehr reizend und von engliſcher Gemuͤthsart.
4. Sie war eine aͤchte Perle des Landes,
Sehr geehrt wegen ihrer Schoͤnheit und ihres
Verſtandes,
Und mancher Kavalier hatte wohl Appetit,
Zu der angebeteten Fraͤulein Judith.
5. Aber
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[39/0061] Achtes Kapitel. Wie man den jungen Herrn, um ihn zu ku- riren, mit der Fraͤulein Judith verheirathen will, und wie er dieſe Medicin nicht nehmen will. 1. Es wohnte aber an der Ohnewitzer Graͤnze, Eine freiherrliche Witwenexcellenze, Auf einer alten ehmals feſten Burg, Welche jetzt verfallen war durch und durch. 2. Ihre Ahnenzahl war laͤngſt uͤbervollwichtig. Und der Stammbaum bis zur Wurzel aͤcht und richtig; Aber (nichts iſt ja vollkommen in der Welt) Es fehlte ihr am Beſten: an Geld. 3. Sie hatte deswegen nicht viel zu verzehren, Aber erzog doch in allen Zuͤchten und Ehren, Eine einzige Fraͤulein Tochter zart, Sehr reizend und von engliſcher Gemuͤthsart. 4. Sie war eine aͤchte Perle des Landes, Sehr geehrt wegen ihrer Schoͤnheit und ihres Verſtandes, Und mancher Kavalier hatte wohl Appetit, Zu der angebeteten Fraͤulein Judith. 5. Aber

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/61>, abgerufen am 27.11.2024.