Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.5. Denn in diesem wonniglichen Monate, Geschehen Liebesanträge früh und spate, Theils an Toiletten, theils in Büschen, theils im Stall, Von jungen Herrn bis zu Kater und Nach- tigall. 6. Esther hörte zwar mit vielem Entzücken, Den schönen Baron so zärtlich sich ausdrücken, Und wurde innerlich so tief gerührt, Als hätte sie Mesmer magnetisirt. 7. Aber sie führte ihm vorab zu Gemüthe, Daß ihr bürgerliches und sein adliches Geblüte, Zu einem ernsthaften Liebesverein, Sich so wenig fügten wie Wasser zu Wein. 8. Und sie gegen jede andre Art der Verbindung, Und unerlaubte Leidenschaft und Empfindung, Bei aller sonstigen Seelenharmonie, Hätte eine ewige Antipathie. 9. Um sich also der Liebe zu entschlagen, Suchte sie allerlei Vernunftgründe vorzutragen, Jedoch mitlerweile sie also sprach, Floß aus ihren Aeuglein ein Thränenbach. 10. Sie hatte noch allerhand gewöhlinche Aus- flüchte, Theils vom grössern, theils geringern Gewichte, Führte 5. Denn in dieſem wonniglichen Monate, Geſchehen Liebesantraͤge fruͤh und ſpate, Theils an Toiletten, theils in Buͤſchen, theils im Stall, Von jungen Herrn bis zu Kater und Nach- tigall. 6. Eſther hoͤrte zwar mit vielem Entzuͤcken, Den ſchoͤnen Baron ſo zaͤrtlich ſich ausdruͤcken, Und wurde innerlich ſo tief geruͤhrt, Als haͤtte ſie Mesmer magnetiſirt. 7. Aber ſie fuͤhrte ihm vorab zu Gemuͤthe, Daß ihr buͤrgerliches und ſein adliches Gebluͤte, Zu einem ernſthaften Liebesverein, Sich ſo wenig fuͤgten wie Waſſer zu Wein. 8. Und ſie gegen jede andre Art der Verbindung, Und unerlaubte Leidenſchaft und Empfindung, Bei aller ſonſtigen Seelenharmonie, Haͤtte eine ewige Antipathie. 9. Um ſich alſo der Liebe zu entſchlagen, Suchte ſie allerlei Vernunftgruͤnde vorzutragen, Jedoch mitlerweile ſie alſo ſprach, Floß aus ihren Aeuglein ein Thraͤnenbach. 10. Sie hatte noch allerhand gewoͤhlinche Aus- fluͤchte, Theils vom groͤſſern, theils geringern Gewichte, Fuͤhrte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0072" n="50"/> <lg n="5"> <l>5. Denn in dieſem wonniglichen Monate,</l><lb/> <l>Geſchehen Liebesantraͤge fruͤh und ſpate,</l><lb/> <l>Theils an Toiletten, theils in Buͤſchen, theils</l><lb/> <l>im Stall,</l><lb/> <l>Von jungen Herrn bis zu Kater und Nach-</l><lb/> <l>tigall.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>6. Eſther hoͤrte zwar mit vielem Entzuͤcken,</l><lb/> <l>Den ſchoͤnen Baron ſo zaͤrtlich ſich ausdruͤcken,</l><lb/> <l>Und wurde innerlich ſo tief geruͤhrt,</l><lb/> <l>Als haͤtte ſie Mesmer magnetiſirt.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>7. Aber ſie fuͤhrte ihm vorab zu Gemuͤthe,</l><lb/> <l>Daß ihr buͤrgerliches und ſein adliches Gebluͤte,</l><lb/> <l>Zu einem ernſthaften Liebesverein,</l><lb/> <l>Sich ſo wenig fuͤgten wie Waſſer zu Wein.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>8. Und ſie gegen jede andre Art der Verbindung,</l><lb/> <l>Und unerlaubte Leidenſchaft und Empfindung,</l><lb/> <l>Bei aller ſonſtigen Seelenharmonie,</l><lb/> <l>Haͤtte eine ewige Antipathie.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>9. Um ſich alſo der Liebe zu entſchlagen,</l><lb/> <l>Suchte ſie allerlei Vernunftgruͤnde vorzutragen,</l><lb/> <l>Jedoch mitlerweile ſie alſo ſprach,</l><lb/> <l>Floß aus ihren Aeuglein ein Thraͤnenbach.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>10. Sie hatte noch allerhand gewoͤhlinche Aus-</l><lb/> <l>fluͤchte,</l><lb/> <l>Theils vom groͤſſern, theils geringern Gewichte,</l><lb/> <l>Fuͤhrte</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [50/0072]
5. Denn in dieſem wonniglichen Monate,
Geſchehen Liebesantraͤge fruͤh und ſpate,
Theils an Toiletten, theils in Buͤſchen, theils
im Stall,
Von jungen Herrn bis zu Kater und Nach-
tigall.
6. Eſther hoͤrte zwar mit vielem Entzuͤcken,
Den ſchoͤnen Baron ſo zaͤrtlich ſich ausdruͤcken,
Und wurde innerlich ſo tief geruͤhrt,
Als haͤtte ſie Mesmer magnetiſirt.
7. Aber ſie fuͤhrte ihm vorab zu Gemuͤthe,
Daß ihr buͤrgerliches und ſein adliches Gebluͤte,
Zu einem ernſthaften Liebesverein,
Sich ſo wenig fuͤgten wie Waſſer zu Wein.
8. Und ſie gegen jede andre Art der Verbindung,
Und unerlaubte Leidenſchaft und Empfindung,
Bei aller ſonſtigen Seelenharmonie,
Haͤtte eine ewige Antipathie.
9. Um ſich alſo der Liebe zu entſchlagen,
Suchte ſie allerlei Vernunftgruͤnde vorzutragen,
Jedoch mitlerweile ſie alſo ſprach,
Floß aus ihren Aeuglein ein Thraͤnenbach.
10. Sie hatte noch allerhand gewoͤhlinche Aus-
fluͤchte,
Theils vom groͤſſern, theils geringern Gewichte,
Fuͤhrte
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