Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
14. (Apropos! ich will einmal probiren,
Drüber ein bischen zu physiognomisiren,
Denn in diesem tiefsinnigen Studium,
Bin ich so wenig als Herr Lavater dumm.
15. "Man sieht in dem etwas zurückstehenden
Hute,
"Gar deutliche Züge vom Edelmuthe,
"Und es zeugt die gerundete grosse Stirn,
"Vom drinliegenden guten Gehirn.
16. "Die etwas hervorstehende Augbraunen,
"Beweisen ein Mädchen von muntern Launen,
"Und das Näschen etwas mehr stumpf als
spitz,
"Zeigt eine künftige Frau von Ohnewitz.
17. "Das hier kaum bemerkbare Backengrübchen,
"Beweiset ein immer freundliches Liebchen,
"Und der ein wenig geöfnete Mund,
"Machet süsse Gesprächigkeit kund.
18. "Die ein wenig hängende Unterlippe,
"Zeigt an, daß sie sey keine Xantippe,
"Sondern daß etwas Hang zur Schwär-
merei,
"In ihrem sanften Temperamente sey.
19. "Die nette Rundung und das Pünktchen
am Kinne,
"Deutet auf etwaigen Hang zur Minne,
"Und
14. (Apropos! ich will einmal probiren,
Druͤber ein bischen zu phyſiognomiſiren,
Denn in dieſem tiefſinnigen Studium,
Bin ich ſo wenig als Herr Lavater dumm.
15. „Man ſieht in dem etwas zuruͤckſtehenden
Hute,
„Gar deutliche Zuͤge vom Edelmuthe,
„Und es zeugt die gerundete groſſe Stirn,
„Vom drinliegenden guten Gehirn.
16. „Die etwas hervorſtehende Augbraunen,
„Beweiſen ein Maͤdchen von muntern Launen,
„Und das Naͤschen etwas mehr ſtumpf als
ſpitz,
„Zeigt eine kuͤnftige Frau von Ohnewitz.
17. „Das hier kaum bemerkbare Backengruͤbchen,
„Beweiſet ein immer freundliches Liebchen,
„Und der ein wenig geoͤfnete Mund,
„Machet ſuͤſſe Geſpraͤchigkeit kund.
18. „Die ein wenig haͤngende Unterlippe,
„Zeigt an, daß ſie ſey keine Xantippe,
„Sondern daß etwas Hang zur Schwaͤr-
merei,
„In ihrem ſanften Temperamente ſey.
19. „Die nette Rundung und das Puͤnktchen
am Kinne,
„Deutet auf etwaigen Hang zur Minne,
„Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0077" n="55"/>
          <lg n="14">
            <l>14. (Apropos! ich will einmal probiren,</l><lb/>
            <l>Dru&#x0364;ber ein bischen zu phy&#x017F;iognomi&#x017F;iren,</l><lb/>
            <l>Denn in die&#x017F;em tief&#x017F;innigen Studium,</l><lb/>
            <l>Bin ich &#x017F;o wenig als Herr Lavater dumm.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>15. &#x201E;Man &#x017F;ieht in dem etwas zuru&#x0364;ck&#x017F;tehenden</l><lb/>
            <l>Hute,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Gar deutliche Zu&#x0364;ge vom Edelmuthe,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und es zeugt die gerundete gro&#x017F;&#x017F;e Stirn,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Vom drinliegenden guten Gehirn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l>16. &#x201E;Die etwas hervor&#x017F;tehende Augbraunen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Bewei&#x017F;en ein Ma&#x0364;dchen von muntern Launen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und das Na&#x0364;schen etwas mehr &#x017F;tumpf als</l><lb/>
            <l>&#x017F;pitz,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Zeigt eine ku&#x0364;nftige Frau von Ohnewitz.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <l>17. &#x201E;Das hier kaum bemerkbare Backengru&#x0364;bchen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Bewei&#x017F;et ein immer freundliches Liebchen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und der ein wenig geo&#x0364;fnete Mund,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Machet &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Ge&#x017F;pra&#x0364;chigkeit kund.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l>18. &#x201E;Die ein wenig ha&#x0364;ngende Unterlippe,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Zeigt an, daß &#x017F;ie &#x017F;ey keine Xantippe,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Sondern daß etwas Hang zur Schwa&#x0364;r-</l><lb/>
            <l>merei,</l><lb/>
            <l>&#x201E;In ihrem &#x017F;anften Temperamente &#x017F;ey.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l>19. &#x201E;Die nette Rundung und das Pu&#x0364;nktchen</l><lb/>
            <l>am Kinne,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Deutet auf etwaigen Hang zur Minne,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Und</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0077] 14. (Apropos! ich will einmal probiren, Druͤber ein bischen zu phyſiognomiſiren, Denn in dieſem tiefſinnigen Studium, Bin ich ſo wenig als Herr Lavater dumm. 15. „Man ſieht in dem etwas zuruͤckſtehenden Hute, „Gar deutliche Zuͤge vom Edelmuthe, „Und es zeugt die gerundete groſſe Stirn, „Vom drinliegenden guten Gehirn. 16. „Die etwas hervorſtehende Augbraunen, „Beweiſen ein Maͤdchen von muntern Launen, „Und das Naͤschen etwas mehr ſtumpf als ſpitz, „Zeigt eine kuͤnftige Frau von Ohnewitz. 17. „Das hier kaum bemerkbare Backengruͤbchen, „Beweiſet ein immer freundliches Liebchen, „Und der ein wenig geoͤfnete Mund, „Machet ſuͤſſe Geſpraͤchigkeit kund. 18. „Die ein wenig haͤngende Unterlippe, „Zeigt an, daß ſie ſey keine Xantippe, „Sondern daß etwas Hang zur Schwaͤr- merei, „In ihrem ſanften Temperamente ſey. 19. „Die nette Rundung und das Puͤnktchen am Kinne, „Deutet auf etwaigen Hang zur Minne, „Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/77
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/77>, abgerufen am 26.11.2024.