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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799.

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3. "Was wird nun 's Publikum davon sagen
"Daß sich bei mir so 'n Aergernuß zugetragen?
"Giebt es nicht für den Pfarrer zu Ohne-
witz
"Wegen seines Amtes Stank und Präjudiz?
4. "Ich soll, wird man nun sagen, als Paster
"Bestrafen andrer Leute Fehler und Laster,
"Und doch treibts in meinem eig'nen Haus
"Meine Schwester so malhonnet und kraus!
5. "Du hast doch die Kinderschuh schon ver-
schlissen
"Müßtest längst weg seyn über Tändein und
Küssen,
"Und bist nach richtiger Rechnung bald
"Sechs und zwanzig Jahr oder gar was
drüber, alt!
6. "Oder meinest du etwa, daß ich es glaube,
"Daß ein Mädel mit 'nem Buhler allein in
der Laube
"Besonders zur Nachtzeit, was gutes üb'?
"Es heißt ja: Gelegenheit machet Dieb!
7. "Aber warte, ich will es schon verfügen,
"Daß ihr sollt, ehe ihrs vermuthet, kriegen,
"Du sowohl als dein verliebter Hasenpfot,
"Die hunderttausend Element Sakerlot!
8. So hätte vielleicht mancher in Zorn und Eifer
Seine Drohung, Gift, Galle und Geifer
Ueber
E 2
3. „Was wird nun ’s Publikum davon ſagen
„Daß ſich bei mir ſo ’n Aergernuß zugetragen?
„Giebt es nicht fuͤr den Pfarrer zu Ohne-
witz
„Wegen ſeines Amtes Stank und Praͤjudiz?
4. „Ich ſoll, wird man nun ſagen, als Paſter
„Beſtrafen andrer Leute Fehler und Laſter,
„Und doch treibts in meinem eig’nen Haus
„Meine Schweſter ſo malhonnet und kraus!
5. „Du haſt doch die Kinderſchuh ſchon ver-
ſchliſſen
„Muͤßteſt laͤngſt weg ſeyn uͤber Taͤndein und
Kuͤſſen,
„Und biſt nach richtiger Rechnung bald
„Sechs und zwanzig Jahr oder gar was
druͤber, alt!
6. „Oder meineſt du etwa, daß ich es glaube,
„Daß ein Maͤdel mit ’nem Buhler allein in
der Laube
„Beſonders zur Nachtzeit, was gutes uͤb’?
„Es heißt ja: Gelegenheit machet Dieb!
7. „Aber warte, ich will es ſchon verfuͤgen,
„Daß ihr ſollt, ehe ihrs vermuthet, kriegen,
„Du ſowohl als dein verliebter Haſenpfot,
„Die hunderttauſend Element Sakerlot!
8. So haͤtte vielleicht mancher in Zorn und Eifer
Seine Drohung, Gift, Galle und Geifer
Ueber
E 2
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[67/0089] 3. „Was wird nun ’s Publikum davon ſagen „Daß ſich bei mir ſo ’n Aergernuß zugetragen? „Giebt es nicht fuͤr den Pfarrer zu Ohne- witz „Wegen ſeines Amtes Stank und Praͤjudiz? 4. „Ich ſoll, wird man nun ſagen, als Paſter „Beſtrafen andrer Leute Fehler und Laſter, „Und doch treibts in meinem eig’nen Haus „Meine Schweſter ſo malhonnet und kraus! 5. „Du haſt doch die Kinderſchuh ſchon ver- ſchliſſen „Muͤßteſt laͤngſt weg ſeyn uͤber Taͤndein und Kuͤſſen, „Und biſt nach richtiger Rechnung bald „Sechs und zwanzig Jahr oder gar was druͤber, alt! 6. „Oder meineſt du etwa, daß ich es glaube, „Daß ein Maͤdel mit ’nem Buhler allein in der Laube „Beſonders zur Nachtzeit, was gutes uͤb’? „Es heißt ja: Gelegenheit machet Dieb! 7. „Aber warte, ich will es ſchon verfuͤgen, „Daß ihr ſollt, ehe ihrs vermuthet, kriegen, „Du ſowohl als dein verliebter Haſenpfot, „Die hunderttauſend Element Sakerlot! 8. So haͤtte vielleicht mancher in Zorn und Eifer Seine Drohung, Gift, Galle und Geifer Ueber E 2

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 3. Dortmund, 1799, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade03_1799/89>, abgerufen am 25.11.2024.