Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Ja wahrlich, wahrlich, ich bin! Ich weiss, ich glaube: ich bin! Und werde ewig seyn -- Ewig! ewig! Wie ertragen die Wonne? Wie dich fassen, Entzücken? Wie genügen der lastenden, schreckenden Seligkeit? Ich werde ewig seyn! Frohlock', unsterblicher Geist, hinauf zum wölben- den Himmel. Du bist unsterblich! Frohlock' hinab in die Nacht, in das Land der Stummen und Stillen; Sie sind unsterblich! Frohlock' am Saume der offenen Gruft. Du bist unsterblich! Frohlock' in der Schaufel Tosen, in der Schol- len dumpfes Rauschen, In des Sarges hohlen Rückhall. Thaut, Frühling', auf meinen Hügel! Regen, säusl' auf ihn herab! Ich bin unsterblich! Brause Herbststurm um mein blätterbesäetes Haus. Ich bin unsterblich! Ja wahrlich, wahrlich, ich bin! Ich weiſs, ich glaube: ich bin! Und werde ewig seyn — Ewig! ewig! Wie ertragen die Wonne? Wie dich fassen, Entzücken? Wie genügen der lastenden, schreckenden Seligkeit? Ich werde ewig seyn! Frohlock', unsterblicher Geist, hinauf zum wölben- den Himmel. Du bist unsterblich! Frohlock' hinab in die Nacht, in das Land der Stummen und Stillen; Sie sind unsterblich! Frohlock' am Saume der offenen Gruft. Du bist unsterblich! Frohlock' in der Schaufel Tosen, in der Schol- len dumpfes Rauschen, In des Sarges hohlen Rückhall. Thaut, Frühling', auf meinen Hügel! Regen, säusl' auf ihn herab! Ich bin unsterblich! Brause Herbststurm um mein blätterbesäetes Haus. Ich bin unsterblich! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0145" n="105"/> <lg n="27"> <l>Ja wahrlich, wahrlich, ich bin!</l><lb/> <l>Ich weiſs, ich glaube: ich bin!</l><lb/> <l>Und werde ewig seyn —</l><lb/> <l>Ewig! ewig!</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>Wie ertragen die Wonne?</l><lb/> <l>Wie dich fassen, Entzücken?</l><lb/> <l>Wie genügen der lastenden, schreckenden</l><lb/> <l>Seligkeit?</l><lb/> <l>Ich werde ewig seyn!</l> </lg><lb/> <lg n="29"> <l>Frohlock', unsterblicher Geist, hinauf zum wölben-</l><lb/> <l>den Himmel.</l><lb/> <l>Du bist unsterblich!</l><lb/> <l>Frohlock' hinab in die Nacht, in das Land</l><lb/> <l>der Stummen und Stillen;</l><lb/> <l>Sie sind unsterblich!</l> </lg><lb/> <lg n="30"> <l>Frohlock' am Saume der offenen Gruft.</l><lb/> <l>Du bist unsterblich!</l><lb/> <l>Frohlock' in der Schaufel Tosen, in der Schol-</l><lb/> <l>len dumpfes Rauschen,</l><lb/> <l>In des Sarges hohlen Rückhall.</l> </lg><lb/> <lg n="31"> <l>Thaut, Frühling', auf meinen Hügel! Regen, säusl'</l><lb/> <l>auf ihn herab!</l><lb/> <l>Ich bin unsterblich!</l><lb/> <l>Brause Herbststurm um mein blätterbesäetes Haus.</l><lb/> <l>Ich bin unsterblich!</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0145]
Ja wahrlich, wahrlich, ich bin!
Ich weiſs, ich glaube: ich bin!
Und werde ewig seyn —
Ewig! ewig!
Wie ertragen die Wonne?
Wie dich fassen, Entzücken?
Wie genügen der lastenden, schreckenden
Seligkeit?
Ich werde ewig seyn!
Frohlock', unsterblicher Geist, hinauf zum wölben-
den Himmel.
Du bist unsterblich!
Frohlock' hinab in die Nacht, in das Land
der Stummen und Stillen;
Sie sind unsterblich!
Frohlock' am Saume der offenen Gruft.
Du bist unsterblich!
Frohlock' in der Schaufel Tosen, in der Schol-
len dumpfes Rauschen,
In des Sarges hohlen Rückhall.
Thaut, Frühling', auf meinen Hügel! Regen, säusl'
auf ihn herab!
Ich bin unsterblich!
Brause Herbststurm um mein blätterbesäetes Haus.
Ich bin unsterblich!
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