Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Dort werd' ich euch, ihr Guten, wieder schauen,
Die ich mir ausgekiest,
Und die ihr mich in dieser Wildniss Grauen
Allein zurücke liesst.
Da werd' ich dich, Geliebte, wieder küssen,
Die mir das Schicksal nahm.
Ich werde vor den Engeln "Braut!" dich grüssen,
Und du mich "Bräutigam!"
Ich werde dich, der Welten Urgebilde,
Dich, ursprungloses Schön,
In aller deiner Lieb' und Treu' und Milde
Ganz und gewandlos schn.
Mein Saitenspiel, das hier von Erdendingen
Nur matt und irdisch klang,
Wird psalmenströmend durch die Himmel klingen,
Wie Sphären-Hochgesang.
Homer und David werden mein sich freuen,
Ihr goldnes Harfenspiel
Mir reichen, mich zum Himmelsdichter weihen
Am palmbekränzten Ziel --
Verlass mich nicht, mein Theurer, Süsser, Lieber!
Gedank der Ewigkeit!
Verwehe du, wird meine Seele trüber,
Den trüben Dunst der Zeit.
H 2
Dort werd' ich euch, ihr Guten, wieder schauen,
Die ich mir ausgekiest,
Und die ihr mich in dieser Wildniſs Grauen
Allein zurücke lieſst.
Da werd' ich dich, Geliebte, wieder küssen,
Die mir das Schicksal nahm.
Ich werde vor den Engeln „Braut!“ dich grüſsen,
Und du mich „Bräutigam!“
Ich werde dich, der Welten Urgebilde,
Dich, ursprungloses Schön,
In aller deiner Lieb' und Treu' und Milde
Ganz und gewandlos schn.
Mein Saitenspiel, das hier von Erdendingen
Nur matt und irdisch klang,
Wird psalmenströmend durch die Himmel klingen,
Wie Sphären-Hochgesang.
Homer und David werden mein sich freuen,
Ihr goldnes Harfenspiel
Mir reichen, mich zum Himmelsdichter weihen
Am palmbekränzten Ziel —
Verlaſs mich nicht, mein Theurer, Süſser, Lieber!
Gedank der Ewigkeit!
Verwehe du, wird meine Seele trüber,
Den trüben Dunst der Zeit.
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0155" n="115"/>
            <lg n="4">
              <l>Dort werd' ich euch, ihr Guten, wieder schauen,</l><lb/>
              <l>Die ich mir ausgekiest,</l><lb/>
              <l>Und die ihr mich in dieser Wildni&#x017F;s Grauen</l><lb/>
              <l>Allein zurücke lie&#x017F;st.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Da werd' ich dich, Geliebte, wieder küssen,</l><lb/>
              <l>Die mir das Schicksal nahm.</l><lb/>
              <l>Ich werde vor den Engeln &#x201E;Braut!&#x201C; dich grü&#x017F;sen,</l><lb/>
              <l>Und du mich &#x201E;Bräutigam!&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Ich werde dich, der Welten Urgebilde,</l><lb/>
              <l>Dich, ursprungloses Schön,</l><lb/>
              <l>In aller deiner Lieb' und Treu' und Milde</l><lb/>
              <l>Ganz und gewandlos schn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Mein Saitenspiel, das hier von Erdendingen</l><lb/>
              <l>Nur matt und irdisch klang,</l><lb/>
              <l>Wird psalmenströmend durch die Himmel klingen,</l><lb/>
              <l>Wie Sphären-Hochgesang.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Homer und David werden mein sich freuen,</l><lb/>
              <l>Ihr goldnes Harfenspiel</l><lb/>
              <l>Mir reichen, mich zum Himmelsdichter weihen</l><lb/>
              <l>Am palmbekränzten Ziel &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Verla&#x017F;s mich nicht, mein Theurer, Sü&#x017F;ser, Lieber!</l><lb/>
              <l>Gedank der Ewigkeit!</l><lb/>
              <l>Verwehe du, wird meine Seele trüber,</l><lb/>
              <l>Den trüben Dunst der Zeit.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0155] Dort werd' ich euch, ihr Guten, wieder schauen, Die ich mir ausgekiest, Und die ihr mich in dieser Wildniſs Grauen Allein zurücke lieſst. Da werd' ich dich, Geliebte, wieder küssen, Die mir das Schicksal nahm. Ich werde vor den Engeln „Braut!“ dich grüſsen, Und du mich „Bräutigam!“ Ich werde dich, der Welten Urgebilde, Dich, ursprungloses Schön, In aller deiner Lieb' und Treu' und Milde Ganz und gewandlos schn. Mein Saitenspiel, das hier von Erdendingen Nur matt und irdisch klang, Wird psalmenströmend durch die Himmel klingen, Wie Sphären-Hochgesang. Homer und David werden mein sich freuen, Ihr goldnes Harfenspiel Mir reichen, mich zum Himmelsdichter weihen Am palmbekränzten Ziel — Verlaſs mich nicht, mein Theurer, Süſser, Lieber! Gedank der Ewigkeit! Verwehe du, wird meine Seele trüber, Den trüben Dunst der Zeit. H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/155
Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen01_1798/155>, abgerufen am 24.11.2024.