Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Wenn der Ewige einst über die Welt Gericht Donnert, stürmst du voran, seine Verkünderin, Und das Licht und die Schöpfung Werden Chaos und alte Nacht. Oft entflammtest du mich, Heldin. Mit stolzerm Schritt Schritt ich unter den Reih'n herrlicher Jünglinge, Wenn dein schmetternder Wirbel Unsern Gliedern vorangebot. Oft entflammtest du mich, Heldin! Im Saal voll Tanz Flog ich wilder dahin, wenn du das Saitenspiel Überbrülltest, und heisser Schlang ich mich um die Tänzerin. Mein süsslispelnd Clavier bebt im Gemach, es tönt Meine Flöte so süss Abends im Hayn. Doch ha! Dein harmonisch Gewitter Schwingt und schüttert mir jeden Nerv. Heldensängerin, einst, wenn ich mich höhern Flugs Aufschwing', wenn ich ein Lied um die Unsterb- lichkeit Singe, sing' ich durch dich es, Und erring die Unsterblichkeit! Wenn der Ewige einst über die Welt Gericht Donnert, stürmst du voran, seine Verkünderin, Und das Licht und die Schöpfung Werden Chaos und alte Nacht. Oft entflammtest du mich, Heldin. Mit stolzerm Schritt Schritt ich unter den Reih'n herrlicher Jünglinge, Wenn dein schmetternder Wirbel Unsern Gliedern vorangebot. Oft entflammtest du mich, Heldin! Im Saal voll Tanz Flog ich wilder dahin, wenn du das Saitenspiel Überbrülltest, und heiſser Schlang ich mich um die Tänzerin. Mein süſslispelnd Clavier bebt im Gemach, es tönt Meine Flöte so süſs Abends im Hayn. Doch ha! Dein harmonisch Gewitter Schwingt und schüttert mir jeden Nerv. Heldensängerin, einst, wenn ich mich höhern Flugs Aufschwing', wenn ich ein Lied um die Unsterb- lichkeit Singe, sing' ich durch dich es, Und erring die Unsterblichkeit! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0196" n="154"/> <lg n="4"> <l>Wenn der Ewige einst über die Welt Gericht</l><lb/> <l>Donnert, stürmst du voran, seine Verkünderin,</l><lb/> <l>Und das Licht und die Schöpfung</l><lb/> <l>Werden Chaos und alte Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Oft entflammtest du mich, Heldin. Mit stolzerm</l><lb/> <l>Schritt</l><lb/> <l>Schritt ich unter den Reih'n herrlicher Jünglinge,</l><lb/> <l>Wenn dein schmetternder Wirbel</l><lb/> <l>Unsern Gliedern vorangebot.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Oft entflammtest du mich, Heldin! Im Saal voll</l><lb/> <l>Tanz</l><lb/> <l>Flog ich wilder dahin, wenn du das Saitenspiel</l><lb/> <l>Überbrülltest, und heiſser</l><lb/> <l>Schlang ich mich um die Tänzerin.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Mein süſslispelnd Clavier bebt im Gemach, es tönt</l><lb/> <l>Meine Flöte so süſs Abends im Hayn. Doch ha!</l><lb/> <l>Dein harmonisch Gewitter</l><lb/> <l>Schwingt und schüttert mir jeden Nerv.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Heldensängerin, einst, wenn ich mich höhern Flugs</l><lb/> <l>Aufschwing', wenn ich ein Lied um die Unsterb-</l><lb/> <l>lichkeit</l><lb/> <l>Singe, sing' ich durch dich es,</l><lb/> <l>Und erring die Unsterblichkeit!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [154/0196]
Wenn der Ewige einst über die Welt Gericht
Donnert, stürmst du voran, seine Verkünderin,
Und das Licht und die Schöpfung
Werden Chaos und alte Nacht.
Oft entflammtest du mich, Heldin. Mit stolzerm
Schritt
Schritt ich unter den Reih'n herrlicher Jünglinge,
Wenn dein schmetternder Wirbel
Unsern Gliedern vorangebot.
Oft entflammtest du mich, Heldin! Im Saal voll
Tanz
Flog ich wilder dahin, wenn du das Saitenspiel
Überbrülltest, und heiſser
Schlang ich mich um die Tänzerin.
Mein süſslispelnd Clavier bebt im Gemach, es tönt
Meine Flöte so süſs Abends im Hayn. Doch ha!
Dein harmonisch Gewitter
Schwingt und schüttert mir jeden Nerv.
Heldensängerin, einst, wenn ich mich höhern Flugs
Aufschwing', wenn ich ein Lied um die Unsterb-
lichkeit
Singe, sing' ich durch dich es,
Und erring die Unsterblichkeit!
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