Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Mag seyn, dass diese blöde Welt Von mir manch schielend Urtheil fällt. Natur gibt Zeugniss dir, mein Geist, Dass du der Letzten keiner seyst. Mag seyn, dass mich des Schicksals Schluss Betriegt um Braut- und Schwesterkuss. Winkst du mir doch, und sprichst zu mir: Bin ich nicht Braut und Schwester dir! O Herrliche, o Freundliche, Von jedem Jammer, jedem Weh, Von jedem Taumel frecher Lust Geneset sichs an deiner Brust. O Freundliche, o Herrliche, Dich zu umfassen je und je, Dir treu zu seyn in Freud' und Leid, Gewähre morgen mir, wie heut! L
Mag seyn, daſs diese blöde Welt Von mir manch schielend Urtheil fällt. Natur gibt Zeugniſs dir, mein Geist, Daſs du der Letzten keiner seyst. Mag seyn, daſs mich des Schicksals Schluſs Betriegt um Braut- und Schwesterkuſs. Winkst du mir doch, und sprichst zu mir: Bin ich nicht Braut und Schwester dir! O Herrliche, o Freundliche, Von jedem Jammer, jedem Weh, Von jedem Taumel frecher Lust Geneset sichs an deiner Brust. O Freundliche, o Herrliche, Dich zu umfassen je und je, Dir treu zu seyn in Freud' und Leid, Gewähre morgen mir, wie heut! L
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Mag seyn, daſs diese blöde Welt
Von mir manch schielend Urtheil fällt.
Natur gibt Zeugniſs dir, mein Geist,
Daſs du der Letzten keiner seyst.
Mag seyn, daſs mich des Schicksals Schluſs
Betriegt um Braut- und Schwesterkuſs.
Winkst du mir doch, und sprichst zu mir:
Bin ich nicht Braut und Schwester dir!
O Herrliche, o Freundliche,
Von jedem Jammer, jedem Weh,
Von jedem Taumel frecher Lust
Geneset sichs an deiner Brust.
O Freundliche, o Herrliche,
Dich zu umfassen je und je,
Dir treu zu seyn in Freud' und Leid,
Gewähre morgen mir, wie heut!
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