Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 1. Leipzig, 1798.Wie düster sieht die See! wie düster der Wald! Auf lautumbrüllte traurende Fluren weint Der Himmel aus zerrissnen Wolken Schwere Thränen herab! Ich schaue fern. Ich spähe links, Ich forsche rechts, Und finde nicht die Tochter der Hylde, Die Heimath der Freyheit und der frohlockenden Lust. Wo bist du geblieben, In deinen strahlenden Zinnen? Wo bist du geblieben, O Zeugin meiner alten Glorie! Deine Glorie hüllt Der Wolken nichtiger Schleyer. Meine Glorie birgt Die Urne der Vergangenheit. Die Nebel verrinnen; die Wolken verflattern; Und strahlend stehst du wieder in deiner alten Kraft. Die Wolken verflattern, die Stürme verdonnern; Doch nimmer kehret meine Glorie. Wann wird es Morgen im Grabe? Wer spricht zur Urne: Gib wieder! Wie düster sieht die See! wie düster der Wald! Auf lautumbrüllte traurende Fluren weint Der Himmel aus zerriſsnen Wolken Schwere Thränen herab! Ich schaue fern. Ich spähe links, Ich forsche rechts, Und finde nicht die Tochter der Hylde, Die Heimath der Freyheit und der frohlockenden Lust. Wo bist du geblieben, In deinen strahlenden Zinnen? Wo bist du geblieben, O Zeugin meiner alten Glorie! Deine Glorie hüllt Der Wolken nichtiger Schleyer. Meine Glorie birgt Die Urne der Vergangenheit. Die Nebel verrinnen; die Wolken verflattern; Und strahlend stehst du wieder in deiner alten Kraft. Die Wolken verflattern, die Stürme verdonnern; Doch nimmer kehret meine Glorie. Wann wird es Morgen im Grabe? Wer spricht zur Urne: Gib wieder! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0216" n="174"/> <lg n="3"> <l>Wie düster sieht die See! wie düster der Wald!</l><lb/> <l>Auf lautumbrüllte traurende Fluren weint</l><lb/> <l>Der Himmel aus zerriſsnen Wolken</l><lb/> <l>Schwere Thränen herab!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ich schaue fern.</l><lb/> <l>Ich spähe links,</l><lb/> <l>Ich forsche rechts,</l><lb/> <l>Und finde nicht die Tochter der Hylde,</l><lb/> <l>Die Heimath der Freyheit und der frohlockenden Lust.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Wo bist du geblieben,</l><lb/> <l>In deinen strahlenden Zinnen?</l><lb/> <l>Wo bist du geblieben,</l><lb/> <l>O Zeugin meiner alten Glorie!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Deine Glorie hüllt</l><lb/> <l>Der Wolken nichtiger Schleyer.</l><lb/> <l>Meine Glorie birgt</l><lb/> <l>Die Urne der Vergangenheit.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Die Nebel verrinnen; die Wolken verflattern;</l><lb/> <l>Und strahlend stehst du wieder in deiner alten Kraft.</l><lb/> <l>Die Wolken verflattern, die Stürme verdonnern;</l><lb/> <l>Doch nimmer kehret meine Glorie.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Wann wird es Morgen im Grabe?</l><lb/> <l>Wer spricht zur Urne: Gib wieder!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0216]
Wie düster sieht die See! wie düster der Wald!
Auf lautumbrüllte traurende Fluren weint
Der Himmel aus zerriſsnen Wolken
Schwere Thränen herab!
Ich schaue fern.
Ich spähe links,
Ich forsche rechts,
Und finde nicht die Tochter der Hylde,
Die Heimath der Freyheit und der frohlockenden Lust.
Wo bist du geblieben,
In deinen strahlenden Zinnen?
Wo bist du geblieben,
O Zeugin meiner alten Glorie!
Deine Glorie hüllt
Der Wolken nichtiger Schleyer.
Meine Glorie birgt
Die Urne der Vergangenheit.
Die Nebel verrinnen; die Wolken verflattern;
Und strahlend stehst du wieder in deiner alten Kraft.
Die Wolken verflattern, die Stürme verdonnern;
Doch nimmer kehret meine Glorie.
Wann wird es Morgen im Grabe?
Wer spricht zur Urne: Gib wieder!
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